DGB 09 - Mechanicum
Kopf.
»Sie hat die Lösung gefunden,
die kein anderer finden konnte.«
»Wir alle haben es geschafft«,
widersprach Dalia, der so viel Lob peinlich war. »Wir alle. Ich habe nur einen Weg
entdeckt, wie es funktionieren könnte. Ohne Sie alle wäre es mir nicht
gelungen.«
Wie immer war Mellicin
diejenige, die sie wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholte. »Wir sollten
uns noch nicht gegenseitig den Titel eines Adepten verleihen. Schließlich
wissen wir nicht, ob es tatsächlich funktionieren wird.«
»Es wird funktionieren«,
beharrte Dalia.
»Das weiß ich. Ich habe
vollstes Vertrauen.«
»So so. Dann hat Vertrauen
jetzt den Platz von empirischen Untersuchungen eingenommen? Liefert dieses Vertrauen
auch die hieb- und stichfesten Fakten, die belegen, dass wir erfolgreich
waren?«
Lächelnd verbeugte sich Dalia
vor Mellicin. »Sie haben natürlich Recht. Wir müssen das Gerät erst testen und hundert
Diagnosen durchführen, um Gewissheit zu bekommen. Trotzdem weiß ich, dass es
funktionieren wird.«
»Davon bin ich auch überzeugt«,
stimmte Mellicin ihr mit einem flüchtigen Lächeln zu, das alle in Erstaunen
versetzte. »Aber da wir die Tests so oder so vornehmen müssen, schlage ich vor,
dass wir bis dahin eine Stunde Pause machen und dann mit den Tests beginnen.«
»Das wird nicht nötig sein«,
meldete sich eine autoritäre Stimme hinter ihnen zu Wort.
Dalia zuckte zusammen, drehte
sich um und sah die Adeptin Koriel Zeth im Eingang zu ihrer Werkstatt stehen.
Ihre bronzene Rüstung reflektierte auf den Kurven ihrer Arme und Beine den
gedämpften Lichtschein.
Sie folgte dem Vorbild ihrer
Kollegen und verbeugte sich vor der Adeptin, als die die Werkstatt betrat,
gefolgt von zwei Protektoren in ihren roten Gewändern, die lange Stäbe bei sich
trugen und deren Arme und Beine mit augmetischen Teilen überzogen waren.
Dalia erkannte die Protektoren
als Rho-mu 31 wieder und lächelte bei ... seinem ... oder ihrem ... Anblick.
Sie konnte sich nicht so recht entscheiden.
Zeth ging um das
fertiggestellte Gerät herum und strich mit ihren in Metall gehüllten Fingern
über die glatte silberne Lackierung.
»Sie haben sich ein Lob
verdient. Das ist hervorragende Arbeit, die meine Erwartungen in jeder Hinsicht
übertrifft.«
Aus Zeths Stimme konnte Dalia
Ehrfurcht und unterdrücktes Verlangen heraushören, als sei die Fertigstellung
der Maschine ein Traum, an den zu glauben die Adeptin nicht gewagt hatte, um
sich die Enttäuschung zu ersparen, sollte er tatsächlich niemals Wirklichkeit werden.
Dalia sah auf und beobachtete, wie Zeth die von Severine angefertigten
Zeichnungen hochhielt und sie mit dem Wachspapier des Adepten Ulterimus
verglich.
Obwohl sie das Gesicht ihrer
Herrin nicht sehen konnte, da es hinter der Maske mit der pechschwarzen
Schutzbrille verborgen lag, wusste Dalia doch, dass Zeth eine verdutzte Miene
machte.
»Ich weiß, das entspricht nicht
den Plänen, die Adept Ulterimus gezeichnet hatte«, erklärte Dalia. »Es tut mir
leid, aber so hätten wir das Ganze nicht umsetzen können.«
Zeth sah sie an und legte
Severines Zeichnungen zur Seite.
»Natürlich nicht«, sagte sie
dann.
»Ich verstehe nicht.«
Die Adeptin griff nach den
Kopien von Ulterimus' Plänen und riss sie in der Mitte durch, um sie zu Boden fallen
zu lassen. »Dieses Gerät funktioniert nicht. Es hat nie funktioniert, und das
würde auch nie der Fall sein.«
»Aber es wird funktionieren,
davon bin ich überzeugt.«
»Ja, jetzt wird es
funktionieren«, meinte Zeth lachend.
»Ulterimus war ein großartiger
Adept mit wunderbaren Ideen und Konzepten. Ideen sind der Rohstoff für den
Fortschritt, und alles nimmt als Idee seinen Anfang, aber die Idee selbst ist
nichts wert. Eine Idee muss wie eine Maschine mit Energie versorgt werden, bevor
sie irgendetwas bewerkstelligen kann. Die Adepten, die durch eine Idee
Anerkennung erfahren haben, sind diejenigen, die all ihre Kraft und sämtliche
zur Verfügung stehenden Res-sourcen eingesetzt haben, um die Idee in die Tat
umzusetzen. Die praktischen Anwendungen von Ulterimus' Ideen ließen leider
immer zu wünschen übrig, und zu vielen seiner theoretischen Geräte gehörten
Bauteile, die gar nicht existierten oder auf rein hypothetischen Überlegungen
beruhten.«
Dalia war verwirrt. Sie hatte
das Gefühl, dass sie irgendeinen wichtigen Punkt nicht begriffen hatte. »Und wieso
haben Sie dann von uns erwartet, dass wir das zusammenbauen können?«
»Weil ich weiß, dass
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