DGB 11 - Blut Der Abtrünnigen
ein
Bollwerk in einem Ring dar, den die Hexen nicht überwinden konnten. Doch
gleichzeitig konnte sich auch keine Schwester aus dem Kreis entfernen, so dass
eine Pattsituation bestand.
~ Aber jetzt bist du ja hier ~ , signalisierte Schwester Emrilia
und wechselte dafür wieder zur Thoughtmark. ~ Nun kannst du meinen Platz einnehmen, während ich
zu ihnen gehe und es töte. ~
Kendel presste die Lippen
zusammen. Ihre ehemalige Kameradin hatte sich seit Sheol kein bisschen
verändert. Oder besser gesagt, der Zwischenfall hatte sie nicht zurückhaltender
werden lassen, sondern sie in ihrer bestimmenden Art nur noch weiter bestärkt.
Hier standen sie sich nun gegenüber,
Ritterin und Ritterin, beide mit dem gleichen Dienstgrad, und trotzdem redete
Herkaaze mit ihr wie mit einer Untergebenen.
~ Wir sind nicht als deine
Verstärkung hergekommen ~ , bedeutete Kendel ihr. ~ Wir sind hier, um euch zu
retten. ~
Die andere Frau sah sie mit
funkelnden Augen an, das alte Narbengewebe an ihrer Wange verfinsterte sich. So
wie das Auge, das sie hatte ersetzen lassen, wäre es für die Chirurgen der
Schwesternschaft eine Leichtigkeit gewesen, das beschädigte Fleisch nachwachsen
zu lassen, damit man ihr die Verletzung nicht mehr ansehen konnte. Stattdessen
jedoch zeigte sie der ganzen Welt, wie entstellt sie war, als handelte es sich
dabei um so etwas wie ein Ehrenabzeichen. Amenderas Mundwinkel zuckte. Eine solche
Geste hätte sie vielleicht von einem Astartes erwartet, nicht jedoch von einer
Schwester.
~ Wir können den Kreis nicht
unterbrechen. ~
Herkaazes Körpersprache war
unübersehbar vorwurfsvoll.
~ Wenn ein Glied aus der Kette
genommen wird, dann wird dieser Schrecken freigesetzt und kann durch die
Galaxis ziehen. Es gibt nur diese eine Möglichkeit. Ich gehe hin, und ich töte
es. ~
~ Wir ~ , korrigierte Kendel mit einer
energischen Handbewegung.
~ Wir töten es. ~
Nortor nickte zustimmend. ~ Mollitas
kann hier den Platz im Ring übernehmen. Wir drei rücken weiter vor. ~
Daraufhin sah Kendel die
Novizin an und schüttelte nachdenklich den Kopf. Auch wenn sie belesen war und Potenzial
besaß, war Schwester Leilani einer solchen Herausforderung noch nicht
gewachsen. Sie wurde von zu vielen Zweifeln geplagt, zu viele Gedanken stürzten
auf sie ein, als dass sie die Ruhe hätte finden können, die nötig war, um die
Stille zu erzielen. Die Ritterin des Vergessens entschied, dass die Sororita
Herkaazes Platz über-nehmen und sich dort auf dem Deck hinknien sollte.
Einen Moment lang – der so kurz
ausfiel, dass ihn nur jemand bemerken konnte, der mit Thessaly Nortors Verhalten
vertraut war – zögerte Kendels Stellvertreterin, dann aber verbeugte sie sich
und zog ihr Schwert, ehe sie die meditative Haltung einnahm. Bevor sie den Kopf
nach vorn sinken ließ, überreichte sie noch wortlos und ohne jegliche Zeremonie
ihren Flammenwerfer an Leilani.
Die nahm die Waffe mit einem
knappen Nicken entgegen und drückte den Rücken durch, um Mut für die vor ihr
liegende Aufgabe zu schöpfen. Schwester Thessaly schloss unterdessen bereits
die Augen und begann tonlos die Worte des Credos zu sprechen.
In der nächsten Sekunde baute
sich Herkaaze vor der anderen Ritterin auf. ~ Unterstützung ist nicht erforderlich ~ , erklärte sie schroff. ~ Ihr bleibt hier. ~
~ In der Vergangenheit hast du
mir Vorhaltungen gemacht, ich hätte dir keine Rückendeckung gegeben. Wirst du
jetzt das Gleiche machen, auch wenn ich dir meine Rückendeckung anbiete? ~
Während Kendel die Worte
signalisierte, sah sie mit an, wie die Narbe der anderen Frau tiefrot anlief
und ihre Wut erkennen ließ.
Für einen Augenblick schien es
so, als wollte Schwester Emrilia ihre Ablehnung laut hinausrufen, doch dann
wandte sie sich ab.
~ Dann kommt eben mit. Aber dies
hier ist mein Schiff, und ich habe das Kommando. ~ Herkaaze wartete nicht ab, dass Kendel darauf
etwas erwiderte, sondern ging zielstrebig auf die Luke am anderen Ende des
Raums zu.
~ Bestätigt. ~ Schwester Amendera beschrieb
mit gekreuzten Fingern eine Geste über der Brust und hob den Kopf, wobei sie
sah, dass ihre Adjutantin sie aufmerksam beobachtete.
Hinter Herkaazes Mauer herrschten
Wahnsinn und Phantome.
Die Geister griffen sie in
Scharen an, sie kamen aus dem Boden und aus der Decke, sie fielen aus den
Schatten und tauchten hinter Stützpfeilern auf. Sie schimmerten und heulten,
der Lärm, den sie veranstalteten, lag so weit vom Spektrum der Schwestern
entfernt, wie es nur
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