DGB 12 - Verlorene Söhne
Augen des Wolfskönigs ein erwartungsvolles Leuchten ausmachen, als
genieße er die Aussicht auf die kommende Konfrontation.
Magnus setzte auf dem Damm auf,
und im gleichen Moment begann die Zeit langsamer zu verlaufen. Jeder Regentropfen
bewegte sich wie in Zeitlupe, und der Zickzackkurs der Blitze lief unendlich
langsam ab. Durch den Einfluss transformierender Energie warf das Vulkangestein
des Damms unter Magnus' Füßen Wellen. Ahriman sank vor seinem Primarchen auf
die Knie, da jahrhundertelang eingeübter Gehorsam diese Bewegung zu einer
unbewussten Gebärde machte.
Der Primarch der Thousand Sons
war eine göttliche Gestalt aus Licht inmitten der Finsternis. Das Gold seiner
Rüstung hatte nie kräftiger gestrahlt, das Rot seiner vollen Mähne war nie
lebendiger gewesen. Sein Fleisch brannte von der Berührung durch die ungeheure
Macht, die in ihm intensiver war als in allem, was zuvor von ihr erfüllt worden
war. Sein Auge erfasste Ahriman, dem beim Anblick der tiefen Verzweiflung in
diesem heimgesuchten, leuchtenden Augapfel das Blut in den Adern gefror.
Ahriman fühlte das Entsetzen, das Magnus empfunden hatte, als seine Söhne zu
Ungeheuer mutierten, und er fühlte den Schmerz, dass er Jahrhunderte später mit
ansehen musste, wie eben diese Söhne abgeschlachtet wurden, nur weil der
wahnsinnige Ehrgeiz eines Bruders es so wollte.
Er verstand das hehre Ideal,
das den Primarchen dazu veranlasst hatte, nicht in den Kampf einzugreifen, und
er erkannte, dass es mit diesem Ideal etwas ganz anderes auf sich hatte als
das, was er geglaubt hatte. Er spürte die Vergebung seines Vaters dafür, das
Ahriman an ihm gezweifelt hatte, und er nahm eine Stimme in seinem Kopf wahr.
»Diese Verdammnis war immer nur
für mich bestimmt, nicht für euch«, sagte Magnus, und Ahriman wusste, dass jeder
Krieger der Thousand Sons das Gleiche hörte wie er.
»Ihr seid meine Söhne, und ich
habe euch im Stich gelassen.«
Ahriman wollte bei den Worten
seines Primarchen weinen, da er die Trauer eines Wesens empfand, das die ganze
Schöpfung mit angesehen hatte, dem es aber verwehrt geblieben war, in diese
Schöpfung einzugreifen. Als Magnus weiterredete, war Ahriman der Einzige, der ihn
hören konnte.
»Ahzek, führe meine Söhne in
die Pyramide.«
»Nein!«, rief er, während sich
die Tränen mit den Regentropfen vermischten, die ohne Unterlass vom Himmel
fielen.
»Du musst es tun«, beharrte
Magnus, hob den roten Arm und zeigte auf das bronzene Portal, das nun geöffnet
war. Weißes Licht strömte ihnen aus dem Inneren einladend entgegen. »Amon erwartet
dich. Er hat ein unbezahlbares Geschenk für dich, das du von diesem Ort wegbringen
musst. Du musst es tun, sonst wird alles, was wir hier erreicht haben,
vergebens gewesen sein.«
»Und was ist mit Ihnen,
Milord?«, wollte Ahriman wissen.
»Was werden Sie tun?«
»Was ich tun muss«, entgegnete
der Primarch und sah dabei zu Leman Russ, der sich mit der Geschwindigkeit eines
Gletschers über den Damm bewegte. Der Primarch beugte sich vor und berührte den
Jadeskarabäus in der Mitte von Ahrimans Brust-panzer. Der Kristall leuchtete in
einem fahlen Licht, und gleichzeitig nahm Ahriman die gewaltige Macht wahr, die
in ihm ruhte.
»Dieser Stein wurde aus den
Spiegelhöhlen gewonnen«, erklärte Magnus. »Jeder Krieger meiner Legion trägt
einen solchen Stein in seiner Rüstung. Wenn der Moment gekommen ist — und du
wirst wissen, wann es so weit ist —, dann musst du all deine Energien auf
diesen Kristall und auf die deiner Schlachtenbrüder richten.«
»Ich verstehe nicht«, sagte
Ahriman. »Was soll ich tun?«
»Was deine Bestimmung war, noch
bevor du geboren wurdest«, sagte Magnus. »Und nun geh.«
»Ich werde bei Ihnen bleiben«,
beharrte Ahriman.
»Nein.« Magnus' Tonfall zeugte
von unendlichem Bedauern. »Das wirst du nicht. Unser Schicksal nimmt seinen
Lauf, auch jetzt in diesem Moment, und was geschieht, muss auch geschehen. Tu
diese eine letzte Sache für mich, Ahzek.«
Auch wenn es ihm das Herz
brach, nickte Ahriman, und im gleichen Moment beschleunigte die Welt um ihn herum,
und die Verzerrung, die durch Magnus' Ankunft aufgetreten war, löste sich auf.
Das Fauchen der brennenden Scheiterhaufen und das immaterielle Donnern tobten wieder
über der Welt, und das Dröhnen der Waffen klang noch lauter als zuvor.
Aber das Heulen des Wolfskönigs
übertönte jeden noch so lauten Lärm.
Ahriman und die Thousand Sons
machten kehrt und rannten in die Pyramide von
Weitere Kostenlose Bücher