DGB 12 - Verlorene Söhne
Photep.
Scharen von Leuten drängen sich
in der Pyramide, entsetzte Zivilisten ebenso wie völlig entkräftete Spireguard.
Die Thousand Sons schoben sich in das Gebäude, die Rüstungen waren schwarz und
nass vom albtraumhaften Regen, der auf die Welt da draußen niederging. Ahriman schätzte
vorsichtig, dass etwas mehr als tausend Krieger dem Angriff der Wulfen
entronnen waren.
»Ein Zehntel der Legion«, sagte
er leise und erschrak, als er sich vor Augen führte, für wie viele Krieger
dieses Ergebnis den Tod bedeutet hatte.
Hathor Maat und Sobek waren bei
ihm, während er mit Mühe akzeptierte, was aus der geliebten Legion geworden
war. Noch immer ein wenig benommen vom Anblick so weniger Über-lebender machte
sich Ahriman auf die Suche nach Amon, den er in der Mitte der riesigen Kammer
entdeckte.
Amon trug seine Rüstung, aber
die Panzerplatten waren sauber und frei von irgendwelchen Kampfspuren. Seine Waffen
hatte er weggesteckt, in den Händen hielt er eine gepanzerte Kassette, die mit
einem eisernen Vorhängeschloss verschlossen war.
»Er sagte, Sie würden
überleben«, erklärte Amon.
»Der Primarch?«
»Ja. Vor vielen Jahren, als Sie
sich mitten in der Fleischwandlung befanden und im Sterben lagen, da wusste er,
dass Sie überleben würden, um heute hier zu sein.«
»Verschonen Sie mich mit Ihren
Geschichten«, brummte Ahzek.
»Der Primarch sagte, Sie haben
etwas für mich.«
»Ganz richtig«, bestätigte Amon
und hielt ihm die Kassette hin.
»Sie ist verschlossen.«
»Vielleicht für jeden anderen,
aber nicht für Sie.«
»Wir haben jetzt keine Zeit für
so was«, zischte Ahriman und schaute über die Schulter nach draußen, wo zwei
Kriegsgötter aufeinander einschlugen, was sich anhörte, als würden dort Welten
kollidieren. Grelles Licht erfüllte die Pyramide, und Leman Russ' Geheul
lieferte sich einen Wettstreit mit dem Donnern, das von Magnus ausging.
»Sie müssen sich Zeit nehmen«,
konterte Amon schroff.
»Sonst wird alles vergebens
sein.«
Ahriman griff nach dem Schloss,
das sich bei der leichtesten Berührung öffnete. Er hob den Deckel und hielt
gebannt den Atem an, als er sah, was in der Kassette lag: ein Buch in rotem,
brüchigem Leder, als handelte es sich um einen archäologischen Fund, nicht aber
um ein Grimoire, das täglich im Gebrauch war.
»Das Buch Magnus«, hauchte
Hathor Maat.
»Wieso ich?«, wollte Ahriman
wissen.
»Weil Sie sein neuer Träger
sind«, sagte Amon. »Sie werden es sicher aufbewahren und dafür sorgen, dass das
darin enthaltene Wissen nicht in die falschen Hände gerät.«
Ahriman nahm das Buch aus der
eisernen Kassette und spürte sogleich das Gewicht der Macht und der
Erwartungen, die damit verbunden waren. Die Kraft der darin enthaltenen
Beschwörungen und Formeln rief nach ihm und lockte ihn mit Versprechungen all der
großartigen Dinge, die er erreichen konnte, wenn er sich die Geheimnisse zu
eigen machte, die sich auf den Seiten fanden.
Er wollte sich weigern, er
wollte das Buch zurück in die Kassette legen und das Schloss so verschließen,
dass niemand es je wieder öffnen konnte, um einen Blick auf diese Seiten zu
werfen und sich nach der Macht zu sehnen, die sie gewähren konnten. Er wollte,
dass Magnus zurückkam und sein Grimoire an sich nahm, doch mit einem Mal wurde
ihm klar, dass es dazu niemals kommen sollte.
Magnus ging nicht davon aus,
das Duell mit Leman Russ zu überleben.
Ahriman griff nach dem Buch und
lief mit ihm zum bronzenen Portal der Pyramide, wobei die Verzweiflung seine
Schritte beflügelte. Blitz und Donner schlugen ihm von der anderen Seite des
Portals entgegen, als kolossale Kräfte entfesselt wurden, die das
Vorstellungsvermögen eines jeden Sterblichen übertrafen.
Am Portal angekommen wurde er
Zeuge einer Schlacht zwischen Brüdern, wie es sie noch nie gegeben hatte.
Magnus und der Wolfskönig kämpften miteinander, und das Schicksal einer ganzen
Welt hing davon ab, wie dieser Kampf ausging. Gewaltige Blitze zuckten vom
Boden in den Himmel und isolierten die beiden Streitenden von den Wolves und
den Custodes.
Russ schlug auf Magnus ein und
zerschmetterte den gehörnten Brustpanzer, im Gegenzug traf Magnus seinen Bruder
mit einem sengenden Schlag aus kaltem Feuer, der dessen Rüstung spaltete und
das geflochtene Haar in Flammen aufgehen ließ.
Es schien, als seien die beiden
Kämpfer zu gewaltigen Proportionen angewachsen, so wie die Giganten, als die sie
in Mythen und Legenden beschrieben wurden. Die
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