DGB 12 - Verlorene Söhne
Supernova. Er blinzelte, um die
glitzernden Nachbilder zu bekämpfen, und einen Moment lang verspürte er
Übelkeit erregende Desorientierung, bis sich seine sterblichen Sinne an das
plötzliche Fehlen zusätzlicher Informationen gewöhnt hatten.
Ohthere Wyrdmake kniete nieder,
seine wölfischen Begleiter legten sich vor Russ auf den Boden.
Ahriman spürte, dass sich sein
Körper wie aus eigenem Antrieb in Bewegung setzte, um vor dem Primar-Alen
hinzuknien, der sich bis in den Himmel zu erstrecken schien. Die Bergluft wurde
noch etwas kälter, als sich Russ ihm näherte und dabei mit der Selbstsicherheit
eines Kriegers auftrat, der wusste, dass es niemand mit ihm aufnehmen konnte.
Seine Art hatte etwas unbestritten Arrogantes an sich, aber das war nicht
unverdient.
Für Ahriman war es fast schon
alltäglich, sich in der Gegenwart seines Primarchen aufzuhalten, die beiden verband
eine Art Bruderschaft, die aus ihrer Gelehrtenhaltung heraus entstanden war.
Doch dies hier war etwas völlig anderes. Während sich Magnus Wissen und
Erkenntnisse um ihrer selbst willen aneignete, interessierte sich Russ nur für
Wissen, das ihm helfen konnte, seine Widersacher besser auszulöschen.
Ahriman fühlte sich nicht
eingeschüchtert, doch diese Nähe zu Russ gab ihm das eindringliche Gefühl, sehr
verwundbar zu sein.
Es war, als hätte eine bis
dahin unbekannte Nemesis auf einmal ihr wahres Gesicht gezeigt.
»Du bist der
Sternenbewanderte?«, fragte Russ mit rauer, stark akzentuierter Stimme, die den
gleichen gutturalen Klang hatte wie die von Wyrdmake. Dennoch war Ahrimans
Gehör fein genug, um einen bemühten Unterton heraushören zu können. Es schien
fast, als versuchte er, wie ein blutrünstiger Wilder von einer der
zurückentwickelten Welten zu klingen, auf denen die Bewohner ihr technologisches
Erbe vergessen hatten und zur Barbarei zurück-gekehrt waren.
Ahriman überspielte sein
Erstaunen und fragte sich, ob sein Eindruck zutraf. Ein alter Strategos auf der
Alten Erde hatte einmal behauptet, alles am Krieg basiere auf Täuschung. War
der wilde Wolfskönig nur eine Maske, um sein wahres Geschick vor allen zu
verbergen, die er als Außenstehende ansah?
Russ sah ihn an, seine Augen
loderten vor kaum zu bändigender Aggression. Das Verlangen, Tod und Zerstörung
zu verbreiten, stand dem Mann in jede Falte seines Gesichts geschrieben, ein
Verlangen, das jederzeit losbrechen konnte.
»Ahzek Ahriman, Milord«,
entgegnete er schließlich.
»Sie ehren uns mit Ihrer
Gegenwart.«
Russ ließ das Kompliment an
sich abgleiten und wandte sich der rußgeschwärzten Ruine der Bergfestung und
der: schwelenden Wracks der wenigen Flugzeuge zu, die den Weg bis zum Startplatz
zurückgelegt hatten.
»Ohthere Wyrdmake«, sagte Russ
und streckte die Hand aus, um das scheckige Fell des Wolfs zu streicheln, der den
Runenpriester begleitete. »Abermals treffe ich dich in der Gesellschaft eines
befreundeten Wyrd an.«
»Das ist richtig, mein König«,
meinte Wyrdmake lachend, stand auf und ergriff die Hand, die sein Primarch ihm zum
Gruß hinhielt.
»Er ist kein Sohn des Sturms,
aber ich werde schon noch einen brauchbaren Runenwirker aus ihm machen.«
Die Worte wurden lässig
gesprochen, dennoch klangen sie in Ahrimans Ohren, als wären sie nur für ihn
gesagt worden, um einen Schein zu wahren.
»Aye, aber behalt noch ein paar
von unseren Geheimnissen für dich, Wyrdmake«, knurrte Russ. »Manches auf Fenris
ist nur für die Söhne unserer Welt bestimmt, für niemanden sonst.«
»Selbstverständlich, mein
König«, versicherte ihm Wyrdmake.
Russ richtete seine
Aufmerksamkeit wieder auf Ahriman. Dabei sah der Wolfskönig ihn nicht als
Individuum an, sondern als Zielscheibe für seine Aggression. Die Augen des Primarchen
huschten über Ahrimans Rüstung, identifizierten die geschwächten Verbindungen,
die beschädigten Stellen und die idealen Punkte, um eine Klinge hindurchzutreiben.
Einen Moment später kannte Russ seinen Körper besser als er selbst. Er wusste,
wo die Knochen am leichtesten zu brechen waren, wo ein Schwert die Rüstung am
besten durchdrang und wo eine Faust eine schützende Panzerung am ehesten
durchbrechen konnte, um innere Organe zu schädigen.
»Wo ist dein Lord?«, wollte
Russ wissen. »Er sollte hier sein.«
»Ich bin hier«, ertönte
augenblicklich Magnus' tiefe, volltönende Stimme. Sofort ebbte die Gewalt von
Russ' Präsenz ab, wie ein Sturm, der von einem von Phosis T'kars Kine-Schilden
abgehalten
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