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DGB 13 - Nemesis

DGB 13 - Nemesis

Titel: DGB 13 - Nemesis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Swallow
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Schiffsastropath
befand, der in einer Nullkammer lag und schlief, nachdem er sich vorsätzlich in
einen schlafwandlerischen Zustand versetzt hatte. Ähnliches galt für den
Navigator der Ultio , der sich für gewöhnlich weit hinten inmitten der
Systeme der Antriebssektion aufhielt. Auch er war von sich aus in einer
vergleichbaren kontrapsionischen Kammer in einen empfindungslosen Schlaf
gefallen. Beide hatten sie ihren erheblichen Missfallen bekundet, dass Iota an
Bord gekommen war, aber ihre dringenden Bitten, die Culexus abzusondern oder
mithilfe von Medikamenten in Stasis zu versetzen, waren abgelehnt worden. Kell
konnte nur im Ansatz erahnen, wie die empfindlichen psionischen Sinne des
Warp-Navigators und des Astrotelepathen durch Iotas geisterhafte negative Aura
gestört wurden.
    Immerhin fühlte sogar er, der
nichts von einem Psioniker an sich hatte, sich äußerst unbehaglich, wenn er zu lange
Zeit in der Nähe der Paria-Frau verbrachte. Sie hatte sich einverstanden
erklärt, für die Dauer der Reise ihren Eindämm-Torques zu tragen, doch selbst
dieses Gerät konnte die Aura des Unheimlichen, von der Iota ständig umgeben
war, nicht vollständig unterdrücken.
    Das dritte Besatzungsmitglied
der Ultio war das am wenigsten Menschliche von allen. Kell hatte noch
immer sehr gut Tariels Gesichtsausdruck vor Augen, jene sonderbare Mischung aus
Entsetzen und Faszination, als sie dem Piloten des Schiffs begegnet waren. Es
war ein Pilot ohne Körper, oder besser gesagt: Das war aus ihm geworden. So wie
die ehrwürdigen Cybots der Adeptus Astartes war auch er ein Wesen, das vor
Jahrhunderten wie ein ganz normaler Mensch ausgesehen hatte, von dem aber
inzwischen nur noch ein paar Stücke Fleisch existierten, Teil eines Körpers aus
Eisen und Stahl. Irgendwo tief im Inneren des Blocks aus Rechnertechnologie,
der den hinteren Teil des Decks belegte, fanden sich noch Teile eines Gehirns
und Stücke erhalten gebliebener Nervenganglien, doch das war auch schon alles.
Jetzt war er die Ultio , und die Ultio war er. Die Feuer des
Fusionskerns waren sein schlagendes Herz. Kell versuchte zu begreifen, wie es
sein musste, sich ganz der Umarmung einer Maschine hinzugeben, doch es wollte
ihm nicht gelingen. In gewisser Weise widerte ihn der bloße Gedanke an eine
solche Verschmelzung an, doch was er dachte, kümmerte niemanden. Der Pilot, der
Navigator, der Astropath und alle anderen waren hier zusammengekommen, um den
Interessen des Officio Assassinorum zu dienen — um zur Tat zu schreiten. Aber
nicht, um den Auftrag zu hinterfragen.
    Er blieb vor einer Luke stehen,
der Metallgitterboden vibrierte von den Schritten seiner schweren Stiefel. » Ultio «,
fragte er in den Raum. »Ist der Garantine wach?«
    »Bestätigt.« Die Stimme des
Piloten-Cyborgs kam aus einem Lautsprecher in der Decke gleich über Kell. Sie
klang so monoton wie ein synthetischer Vocoder.
    »Tür öffnen«, befahl er.
    »Tür wird geöffnet«, kam die
Antwort. »Gefahrenwarnung. Feld mit erhöhter Schwerkraft voraus. Treten Sie
nicht ein.« Die Luke versank im Boden, eine Wolke aus abgestandener Luft, die
nach chemischem Schweiß stank, schlug Kell entgegen und trieb durch den
Korridor. Drinnen kauerte der Eversor in unbequemer Haltung auf dem Boden, sein
Atem ging angestrengt. Es kostete ihn sichtlich Mühe, den Kopf zu drehen und
Kell einen wütenden Blick zuzuwerfen. »Wenn ich hier rauskomme«, sagte er und
musste darum ringen, ein Wort nach dem anderen herauszubringen, »dann werde ich
dich in Stücke reißen.« Kell presste die Lippen zusammen und blieb stehen.
    Weitergehen wollte er nicht.
Zwar war der Garantine weder mit Ketten noch auf andere Weise gefesselt, aber
es war ihm nicht möglich, sich vom Boden zu erheben, da die Schwerkraftplatten
unter dem Quartier des Eversor weit oberhalb der Standardeinstellung arbeiteten
und dafür sorgten, dass das Gewicht seines eigenen Fleischs den Assassinen
daran hinderte, sich von der Stelle zu rühren. Die Adern waren unter seiner
Haut deutlich zum Vorschein getreten, da seine bio-modifizierte Physiologie auf
Hochtouren arbeitete, um ihn am Leben zu erhalten. Ein gewöhnlicher Mensch wäre
unter diesen Umständen nach spätestens einer Stunde tot gewesen, da die
Schwerkraft ihm die Lungen zusammengepresst und nach und nach die inneren
Organe zerquetscht hätte.
    Der Garantine befand sich nun
schon seit zwei Tagen in diesem Raum und ertrug eine Behandlung mit
Antipsychotika und Neuralstärkungsmitteln.
    Kell

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