DGB 13 - Nemesis

einem
Psioniker gegenübergestanden, und Perrig machte ihn sehr nervös. Ihr Blick gab
ihm das Gefühl, aus Glas zu sein. Als sie sich endlich von ihm abwandte,
schluckte er angestrengt.
    »Mein Lord Baron hat die
Genehmigung vom Rat von Terra eingeholt, um eine abhängige Psionikerin
einsetzen zu können«, erklärte Hyssos. »Perrigs Talente sind für mein
Betätigungsfeld sehr wichtig.«
    »Und was für ein
Betätigungsfeld ist das?«, fragte Daig.
    »Sicherheit, Vogt Segan«, gab
er zurück. Hyssos' Verhalten ließ keinen Zweifel daran, dass er die Namen aller
Anwesenden kannte.
    Yosef nickte vor sich hin. Er
wusste, der Eurotas-Clan besaß Macht und Einfluss im gesamten Ultima Segmentum,
aber er hätte nie gedacht, dass es zu etwas Derartigem reichen würde. Die
Tatsache, dass Eurotas eine Ausnahmegenehmigung erteilt worden war, die etwas
so Weitreichendes wie das Edikt von Nikaea aufzuheben vermochte, sprach Bände.
Unwillkürlich fragte er sich, welche anderen Vorschriften und Verbote der
Handelsbaron wohl noch ignorieren durfte.
    »Ich war davon ausgegangen,
dass Sie sich zunächst zum Eurotas-Anwesen begeben würden«, warf Laimner ein
und versuchte unübersehbar, die Kontrolle über diese Unterhaltung
zurückzuerlangen. »Sie haben eine lange Reise hinter sich ...«
    »So lang war die Reise gar
nicht«, unterbrach ihn Hyssos, der nach wie vor den Blick durch den Raum
schweifen ließ. »Der Baron wird in Kürze eintreffen, und er wird einen
umfassenden Bericht über die Situation erwarten. Ich sehe also keinen Grund,
warum wir Zeit verlieren sollten.«
    »In Kürze?«, brachte Skelta heraus.
»Wie bald wird das sein?«
    »In einem Tag«, sagte Hyssos
und ließ Laimner damit erschrocken aufhorchen. »Vielleicht auch schon eher.«
Der Vogtwart fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Nun ... in diesem
Fall werde ich eine Einsatzbesprechung vorbereiten.« Er brachte ein schwaches
Lächeln zustande.
    »Ich werde dem Baron
selbstverständlich zur Verfügung stehen, um ihn umfassend ...«
    »Verzeihen Sie«, unterbrach Hyssos
ihn. »Die Vögte Sabrat und Segan sind doch die beiden Ermittler, die diesen
Fall bearbeiten, nicht wahr?«
    »Nun ja«, antwortete Laimner,
der ganz offensichtlich keine Ahnung hatte, wie er mit dem Eurotas-Ermittler
umgehen sollte.
    »Aber ich bin der Senior-Offizier
und ...«
    »Aber Sie sind nicht der
ermittelnde Offizier«, fiel Hyssos ihm ins Wort, sein Tonfall war ruhig, aber
entschieden. Durch sein Monokel sah er Yosef an. »Der Baron bevorzugt, dass ihm
Informationen so direkt wie möglich zugetragen werden. Also von den Leuten, die
am unmittelbarsten mit dem Fall zu tun haben.«
    »Selbstverständlich«, presste
der Wart heraus, dem mit Verspätung bewusst wurde, dass er soeben in die zweite
Reihe verbannt worden war. »Sie müssen so vorgehen, wie Sie es für richtig
halten.« Hyssos nickte einmal knapp. »Ich gebe Ihnen mein Versprechen,
Vogtwart. Perrig und ich werden Iesta Veracrux dabei helfen, den Mörder so
schnell wie möglich vor Gericht zu bringen. Geben Sie das bitte in meinem Namen
an die Hochvogtin und den Landgraf weiter.«
    »Selbstverständlich«,
wiederholte Laimner mit aufgesetztem Lächeln. Wortlos verließ er dann den Raum,
wobei er Yosef einen letzten vernichtenden Blick zuwarf, ehe er die Tür hinter
sich schloss. Yosef fühlte sich schon jetzt, am frühen Morgen, von den
Ereignissen des Tages überrollt, obwohl der gerade erst begonnen hatte.
Seufzend drehte er sich weg und musste feststellen, dass diese Frau — Perrig —
ihn abermals anstarrte.
    Als sie zu reden begann, hatte
ihr Tonfall etwas Melodisches, das im Widerspruch zum Feuer in ihren Augen
stand.
    »Hier herrscht Entsetzen«,
sagte sie zu ihnen.
    »Finsternis, die sich am Rand der
Wahrnehmung sammelt. Lügen und Mord.« Die Psionikerin seufzte. »Sie alle haben
es gesehen.«
    Mit Mühe wandte sich Yosef von
ihr ab und nickte Hyssos zu.
    »Wo wollen Sie anfangen?«
    »Sagen Sie es mir«, entgegnete
der Mann.
     
    Die Ultio trieb durch
das Schwerkraftfeld des Gasriesen, wobei sie das komplexe Geflecht der
Umlaufbahnen durchquerten, auf denen sich die äußeren Monde um den Jupiter
bewegten. Es war fast so etwas wie eine Miniaturausgabe eines Sonnensystems, in
dessen Mitte sich der Gasriese anstelle einer gleißenden Sonne befand.
    Die Wolke aus Satelliten und
Trojaner-Asteroiden, von denen er umgeben war, wimmelte von menschlichen
Kolonien, Fabriken und Scilmieden, die ihre Energie aus