DGB 13 - Nemesis
verschüttete.
Schwach lächelte er sie an.
»Na, siehst du? Diesmal war ich schneller.« Seine Frau zog den dicken
Morgenmantel enger um sich und nahm ihm gegenüber Platz. Es war spät am Abend,
und im Haus war alles dunkel, nur die einzelne Lume über dem Küchentisch
brannte noch. Sie war von einem scharfkantigen Schirm umgeben, der das Licht in
die Form eines Kegels zwang.
Alles, was sich außerhalb
dieses Kegels befand, wurde auf vage Schemen im Schatten reduziert.
»Ist Ivak auch wach?«
»Nein, er schläft noch, und
darüber hin ich auch froh. Bei allem, was in der letzten Zeit geschehen ist,
hat er viel zu oft Albträume.«
»Tatsächlich?« Sofort regte
sich sein schlechtes Gewissen.
»Ich war ziemlich oft nicht zu
Hause ...«
»Ivak versteht das schon«,
unterbrach Renia ihn und merkte an: »Ich habe dich gar nicht reinkommen hören.«
Yosef nickte und unterdrückte
ein Gähnen.
»Du und der Junge, ihr habt
bereits geschlafen, und ich wollte euch nicht aufwecken. Darum habe ich mir
einen Tee gemacht ...«
Er trank einen Schluck und
musste feststellen, dass der Tee längst kalt geworden war.
»Und dann bist du am Tisch
sitzend eingeschlafen?« Besorgt schüttelte sie den Kopf. »Das passiert dir in
der letzten Zeit ziemlich oft, Yosef.« Sie strich eine Strähne ihres
kupferfarbenen Haars aus dem Gesicht.
Er nickte. »Es tut mir leid. Es
ist diese Ermittlung.« Er seufzte.
»Sie ist ... sehr
beunruhigend.«
»Davon habe ich gehört«,
erwiderte sie. »Im Bildkabel wurde eine Zeit lang darüber berichtet, bevor es
die Neuigkeiten von Dagonet gab. Jetzt ist daß das einzige Thema, über das alle
reden.«
Yosef stutzte. »Dagonet?«,
wiederholte er.
Der Planet war ein
Handelspartner von Iesta Veracrux, einige Lichtjahre entlang der
Hauptschlagader der Handelsrouten im taebianischen Sektor von Iesta Veracrux
entfernt. Er gehörte zu einem System mit einer blassgelben Sonne. Angesichts
der interstellaren Dimensionen des Imperiums der Menschheit war Dagonet
praktisch ein unmittelbarer Nachbarplanet. Er bat seine Frau um ein paar
erklärende Worte, denn er und Daig hatten sich den ganzen Tag über so in die
Suche nach dem Serienmörder vertieft und ergebnislos nach irgendwelchen
Informationen über Erno Sigg geforscht, dass sie außer Fallakten oder
medizinischen Berichten nichts mehr um sich herum wahrgenommen hatten.
Zum ersten Mal, seit Renia ihn
aufgeweckt hatte, wurde Yosef klar, dass sie ihm etwas verschwieg, und als sie
zu reden begann, wusste er schnell, was es war. Sie war in großer Sorge, wollte
sich davon aber nichts anmerken lassen.
»Mehrere Schiffe von Dagonet
sind ins System gekommen«, berichtete sie ihm. »Die Planetare
Verteidigungsstreitmacht konnte sie nicht alle erfassen, weil es zu viele
waren.« Plötzliche Angst jagte ihm einen Stich durch die Brust.
»Kriegsschiffe?« Sie schüttelte
den Kopf. »Transporter, Linienschiffe, alles in dieser Art. Alles Schiffe von
Dagonet. Einige haben es nur mit Mühe in einem Stück aus dem Warp geschafft.
Sie waren mit Leuten überladen. Mit Flüchtlingen, Yosef.«
»Warum sind sie hergekommen?«
Noch während er die Frage aussprach, fiel ihm die wahrscheinlichste Antwort
darauf ein. Seit die Geschichten über den galaktischen Aufstand in diesem
Sektor zu kursieren begonnen hatten, war die Regierung von Dagonet ganz
besonders unwillig gewesen, zu dem Thema Stellung zu beziehen.
»Sie waren auf der Flucht.
Anscheinend spielt sich da draußen eine Rebellion ab, und die Bevölkerung ist
sich uneins, was ihre ... Loyalität angeht.« Sie sprach das Wort aus, als sei
es ein ihr völlig fremder Begriff ... als sei für sie allein schon der Gedanke
unvorstellbar, jemand könnte Terra gegenüber nicht loyal sein. »Es geht um eine
Revolte.« Yosef stutzte. »Die Regierung von Dagonet wird nicht die Kontrolle
über den Planeten verlieren, und die Adelsclans werden nicht zulassen, dass
dort Anarchie um sich greift. Wenn die Imperiale Garde dort eingreifen müsste
oder sogar die Astartes ...«
»Nein, du verstehst nicht«,
unterbrach Renia ihn und berührte seine Hand. »Es sind die Clans, die den
Aufstand begonnen haben. Der Gouverneur hat formal erklärt, dass Dagonet den
Kriegsmeister unterstützt, und die Adligen haben verkündet, dass sie sich auf
die Seite von Horus stellen und die Herrschaft Terras ablehnen.«
»Was?« Mit einem Mal fühlte er
sich schwindlig, als sei er zu hastig aufgestanden.
»Es ist das einfache Volk, das
sich
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