DGB 14 - Ketzerfürst
sollten. Er hat sich den Plan
ausgedacht, der es erfordert, dass sie nicht getötet werden.« Argel Tal
erwiderte nichts darauf, auch wenn seine Verärgerung ihn fast wie ein
Strahlenkranz umgab. Xaphen zeigte sich weniger zurückhaltend. »Erebus?«,
fragte er mit einem Lächeln auf den Lippen. »Ich habe mich mit jedem Nachtrag
und jedem Zusatz im Buch Lorgar befasst, Bruder. Ich habe viele Ihrer Rituale
selbst angewandt. Ich würde gern mehr über dieses Ritual erfahren.«
»Später vielleicht.« Xaphen
dankte dem anderen Ordenspriester, während die Gruppe weiterzog. Erebus blieb
dabei immer in unmittelbarer Nähe zum Primarchen, während sein stoisches, tätowiertes
Gesicht so getragen und würdevoll dreinschaute wie immer. Kor Phaeron folgte
den beiden. Die massiven Gelenke seiner Terminator-Rüstung ächzten bei jedem
Schritt. Xaphen verhielt sich wie ein Spiegelbild von Erebus, aber Argel Tal
schaute den Ersten Captain lächelnd an.
»Was amüsiert Sie denn, Bruder?«,
fragte der alternde Halb-Astartes.
»Sie, alter Mann. Sie stinken
nach Angst. Ich bedauere Sie, dass man Ihnen nicht die Angst aus Ihren
menschlichen Knochen hat züchten können.«
»Sie meinen, ich empfinde
Angst?« Sein narbiges Gesicht nahm einen noch mürrischeren Ausdruck an. »Ich habe
mehr gesehen, als Sie sich vorstellen können, Argel Tal. Wir in der wahren
Legion waren nicht untätig, während Sie am Rand der Galaxis herumgetanzt sind
und Kindermädchen für die Custodes gespielt haben.«
Argel Tal reagierte nur mit
einem leisen Lachen, das über das krachende Kom als tiefes Knurren nach außen drang.
Die Fidelitas Lex war
Schauplatz einer Zusammenkunft von seltener Bedeutsamkeit.
Beim Betreten des Kriegsraums
stockte Argel Tal vor Ehrfurcht einen Moment lang der Atem. Er hatte ein
Treffen der Hauptleute, Ordenspriester und Ordensmeister der Word Bearers
erwartet, nicht aber mit der Anwesenheit von Kommandanten der Night Lords,
Alpha Legion und Iron Warriors gerechnet — von den drei Personen ganz zu schweigen,
die um den hololithischen Tisch in der Mitte herumstanden.
Die Menge teilte sich, damit
Lorgar zu diesem Tisch gelangen konnte, wo er sich zu seinen Brüdern stellte.
Keiner der drei hieß ihn willkommen, aber zugleich schienen sie sich auch
untereinander nicht allzu viel Respekt entgegenzubringen.
Argel Tal grüßte mit einem Brummlaut
die beiden Hauptleute in seiner unmittelbaren Nähe, als er sich in die erste Reihe
der versammelten Astartes stellte. Deren Wappen wiesen ihre Identität in
fließender Nostraman-Schrift aus ein großer, nüchtern dreinblickender Krieger
mit bronzebeschichteten Schädeln, die mit Eisenketten an seinen Schulterschützern
befestigt waren, trug die Zahlen der 10. Kompanie, der eingravierte Name
lautete Malcharion.
Der Zweite benötigte keinen
Beleg für seine Identität, da ihn jeder in dem Moment erkannte, sobald er ihn
zu sehen bekam. Seine Rüstung war überzogen mit gedehnten, ledrigen
Fleischlappen, der Gesichtsschutz seines Helms hatte den Ausdruck eines
bleichen Totenschädels. Sein Name war überall im Imperium bekannt, er war fast
so verbreitet wie der von Abaddon von den Sons of Horus oder Eidolon von den
Emperors Children oder Raldoron von den Blood Angels ... oder wie der der
Primarchen selbst. Argel Tal neigte aus Respekt vor Sevatar, dem Ersten Captain
der Legion der Night Lords, den Kopf. Der Krieger reagierte mit einem kurzen
Nicken.
»Sie sind spät dran.« Seine
Stimme drang wie ein Reibeisen an Argel Tals Ohren.
Der ließ sich von dem Mann
nicht ködern, sondern erwiderte: »Sehr gut beobachtet. Dann können Sie also ein
Chronometer lesen.« Ein gutturales, amüsiertes Brummen drang aus Sevatars
Schädelhelm.
Im Zentrum der Versammlung
stand Lorgar und hob die Hände, damit Ruhe einkehrte. Spott, Gemurmel und gelegentliches
Lachen aus den Reihen der Astartes verstummten.
»Die Zeit ist knapp«, begann
der goldene Primarch, »und die Ereignisse sind bereits in Gang gesetzt. Wir,
die wir hier versammelt sind, müssen uns nichts vormachen, was uns bevorsteht.
Acht Legionen, von denen wir vier stellen, und zahllose Welten erheben sich
gegen das Imperium. Wenn wir nach Terra marschieren und den Thron an uns reißen
wollen, müssen wir zunächst die Legionen auslöschen, die dem Imperator
weiterhin treu ergeben sind. Und wir müssen es allein machen. Ganz gleich, wie loyal
unsere Garderegimenter auch sind, sie werden am Boden zerstört sein, wenn sie
auf die
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