DGB 14 - Ketzerfürst
»Eine
Welt von so großartiger Schönheit.« Mit den Fingerspitzen seiner freien Hand
strich er über seinen kurzen braunen Bart, der kaum mehr war als ein Streifen
Bartstoppeln. »Ich glaube nicht, dass die Bewohner dieser Welt unwiderruflich
verderbt sind, doch wie wir bereits feststellen mussten, gibt es an meinen
Urteilen auch Kritik.« Wieder wurde gelacht. Kor Phaeron und Erebus sahen sich
an und stimmten in das Gelächter der Legion ein.
Diese gelassene, lockere
Stimmung war nichts Geringeres als ein Exorzismus — das Bemühen, den Gestank
der Demütigung abzuschütteln —, und das war beiden Kriegern auch bewusst.
»Sie haben alle die Details der
Einsatzbesprechung gesehen«, fuhr der Primarch fort. »Der Erste Ordenspriester und
der Erste Captain haben mich darüber informiert, dass die Ordensführer heute
Morgen zusammengekommen sind, um über Ziele und Landegebiete zu reden, daher
werde ich nicht Ihre kostbare Zeit vergeuden.« Sein ironisches Lächeln war
jetzt nahezu humorlos.
»Der Imperator wünscht, dass
die XIII. Legion ihre Eroberungen zügiger und energischer durchführt. Wenn eine
Welt nicht binnen kürzester Zeit unterworfen werden kann, dann muss sie eben
bis in den Kern gesäubert werden. Und deswegen sind wir nun hier.«
Erebus griff nach seinem
Crozius, und über die Klauen von Kor Phaerons Panzerhandschuhen zuckten Blitze.
»Meine Söhne.« Das Lächeln
verschwand so plötzlich von den Lippen des Primarchen, dass viele zu zweifeln begannen,
ob sie es gerade eben tatsächlich bei ihm hatten beobachten können.
»Verzeihen Sie mir die Worte,
die zu sprechen meine Pflicht von mir verlangt.« Lorgar hob seinen Streithammer
aus schwarzem Eisen und richtete ihn auf den Planeten, der sich auf dem Occulus
langsam drehte. Stürme formierten sich zu einem meteorologischen Ballett,
während die Legion dabei zusah es war der niedrige Orbit der Flotte, der die
Atmosphäre des Planeten durcheinanderwirbelte.
»Word Bearers«, sprach der
Primarch. »Tötet jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf dieser Ketzerwelt.«
Cyrene wartete eine Weile, bis
ihr klar wurde, dass Argel Tal nicht weiterreden würde.
Erst dann fragte sie: »Und? Haben
Sie es getan?«
»Haben Sie nicht gespürt, wie das
Schiff gezittert hat, als das Feuer eröffnet wurde?« Der Captain ging langsam durch
den Raum.
Cyrene fragte sich, ob er aus
Unruhe nicht stillstehen konnte, oder ob er einen Blick auf ihre wenigen
persönlichen Habseligkeiten werfen wollte.
»Ich kann nicht glauben, dass
Sie ein zwölfstündiges Orbitalbombardement einfach verschlafen haben.« Cyrene
hatte überhaupt nicht geschlafen. Als zwei Tage zuvor die Sirenen zu gellen
begannen und ein Zittern durch den Raum fuhr, da wusste sie, was das bedeutete.
Die Kriegsschiffe der Word
Bearers begannen ihre Invasion mit einem ganztägigen Beschuss aus allen Kanonen.
Wenn die Myriaden von
mechanischen Abläufen zwischendurch einmal absolut synchron liefen, war der
Lärm der Geschützbatterien so ungeheuer laut, dass Cyrene noch eine halbe
Minute später die Ohren klingelten. Das waren die schlimmsten Momente, da sich
zu ihrer Blindheit auch noch Taubheit gesellte und sie sich auf keinen ihrer Sinne
mehr verlassen konnte. Jeder hätte in diesen Sekunden ihr Quartier betreten
können, und sie hätte nichts davon mitbekommen. Cyrene hatte auf ihrem
unbequemen Bett gelegen und im Würgegriff ihrer Fantasie befindlich gebetet,
dass sie nicht auf einmal fremde Finger auf ihrem Gesicht fühlen würde.
»Das meinte ich nicht«, sagte sie.
»Haben Sie sich auf die Oberfläche begeben, nachdem das Himmelsfeuer beendet
war?«
»Ja. Wir sind in der Nähe der
einzigen Stadt gelandet, die den Beschuss überstanden hatte. Sie musste vom Boden
aus zerstört werden, da ihre Abwehrschilde von unseren Orbitalwaffen nicht
durchdrungen werden konnten.«
»Sie ... Sie haben an einem Tag
eine ganze Welt getötet?«
»Wir sind die Legio Astartes,
Cyrene. Wir haben nur unsere Pflicht getan.«
»Wie viele sind gestorben?« Argel
Tal hatte die Schätzungen gesehen, die für diesen Tag bei fast zweihundert
Millionen lagen.
»Alle«, sagte der Captain.
»Eine ganze Welt voller Menschen.«
»Ich verstehe das nicht«,
erwiderte sie und schloss die Augen.
»All diese Leute. Warum mussten
sie sterben?«
»Manche Kulturen können nicht
umerzogen werden, Cyrene. Wenn eine Zivilisation auf vergifteten Prinzipien gegründet
wird, dann ist jede Hoffnung auf Erlösung vergebens. Es
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