DGB 14 - Ketzerfürst

Ein
Zögern, dann kam eine geseufzte Antwort: »Vielleicht wurden diejenigen
getäuscht. Vielleicht sahen sie Göttlichkeit und glaubten, sie sei der Anbetung
würdig, allein weil sie göttlich war.«
    »Ich verstehe nicht.« Verwirrt
zog sie die Augenbrauen zusammen. »Es gibt doch nichts anderes anzubeten als das
Göttliche. Außer dem Imperator gibt es keinen anderen Gott.« Sie hörte Xaphen
tief durchatmen. Als er schließlich antwortete, war der Klang seiner Stimme
noch sanfter als zuvor. »Sind Sie sich da ganz sicher, Cyrene?«

 

     
     
    Sieben
    Gehorsam
    Schwerter aus Rotem Eisen
    Carthage
     
     
    DIE WELT HATTE ZWEI NAMEN, von denen nur einer zählte.
    Der eine Name wurde von der
heimischen Bevölkerung benutzt — ein Name, der sich bald in den Seiten der
Geschichtsbücher finden und dort verlieren würde. Der zweite Name wurde von den
Eroberern bestimmt, er sollte für die kommenden Jahrhunderte Bestand haben und
einem toten Planeten eine imperiale Identität verleihen.
    Der Globus zog in der Leere
seine Bahnen und folgte dabei einem Orbit, der mit dem der fernen Welt Terra
vergleichbar war. Seine blaugrüne Oberfläche kennzeichnete ihn als einen
jüngeren Bruder dieser zutiefst ehrwürdigen Welt. Während die Meere auf Terra
durch jahrhundertelangen Krieg und tektonische Unruhen verkocht waren, wimmelte
es in den Ozeanen auf Siebenundvierzig Sechzehn von Salzwasserleben. Ozeane,
die tiefer waren, als jede dichterische Fantasie es sich hätte ausmalen können.
    Vielleicht würde die Zukunft
die Notwendigkeit mit sich bringen, diese Welt so wie Terra in eine
Bastionsmetropole zu verwandeln.
    Dort erstickte die Erde unter
Palästen, Schlössern und dicht gedrängten Schwarmtürmen.
    Jetzt waren die Landmassen noch
von den Farben Grün und Braun geprägt, die für eine unverdorbene Wildnis
standen.
    Daneben gab es noch das Grau
und Weiß der Gebirgsketten.
    Städte aus Kristall und Silber,
Türme, die sich auf fast lächerlich zerbrechlich scheinenden Fundamenten
stehend bis in den Himmel bohrten, waren überall auf den Kontinenten
auszumachen. Jede Stadt war mit anderen über stark frequentierte Handelsrouten
verbunden — ein Geflecht aus Adern, in denen das Blut mit Namen Fracht strömte.
    Das war Siebenundvierzig
Sechzehn, die sechzehnte Welt, die von der 47. Expedition unterworfen und
folgsam gemacht worden war.
    Vier Wochen, nachdem die Word
Bearers die Ruinen von Khur hinter sich gelassen hatten, drangen sie in dieses
System vor und kreisten um Siebenundvierzig Sechzehn wie Räuber auf hoher See,
die eine Beute ausgemacht hatten.
    Die grauen Kriegsschiffe
blieben acht Stunden lang im Orbit, die Maschinen abgeschaltet, und taten
überhaupt nichts.
    Als die neunte Stunde anbrach,
breitete sich auf jedem Schiff der Flotte lauter Jubel aus. Der Primarch betrat
das Kommandodeck der Fidelitas Lex, begleitet von Erebus und Kor
Phaeron. Beide Astartes trugen ihre Gefechtsrüstung, Ersterer im Grau der
Legion, Letzterer in Gestalt der brutalen Panzerung der Terminator-Elite.
    Das Bild wurde zeitgleich auf
die Brücke eines jeden Kriegsschiffs, übertragen, das die Farben der Legion
trug.
    Tausende und Abertausende
Krieger konnten so unmittelbar die Rückkehr ihres Primarchen miterleben.
    In seiner schlichten
granitgrauen Rüstung wirkte er sogar noch erhabener. Sein schiefes Lächeln
verriet eine heimliche Belustigung, die er unbedingt mit seinen Söhnen teilen
wollte.
    »Ich hoffe, Sie alle werden mir
meine lange Zeit der Abwesenheit verzeihen«, sagte er und ließ ein leises
Lachen folgen. »Und ich glaube, jeder von Ihnen hat die Zeit zum Nachdenken und
zur Erholung genutzt.« Ringsum brachen die Astartes-Krieger in Gelächter aus.
    Kor Phaeron senkte den leeren
Blick und lächelte, und sogar Erebus konnte sich ein Lächeln abringen.
    »Meine Söhne, die Vergangenheit
ist Vergangenheit, wir blicken jetzt in die Zukunft.« In seiner grauen Faust hielt
Lorgar seinen Crozius-Hammer. Er trug es auf lässige Weise über der Schulter.
    »Diejenigen unter Ihnen, die anderen
Expeditionsflotten zugeteilt worden sind, werden schon bald Gelegenheit
bekommen, zu ihnen zurückzukehren. Aber zunächst wollen wir unser Band der Bruderschaft
als eine geeinte Legion erneuern.« Wieder brach auf über hundert Schiffen
lauter Jubel aus.
    »Dies ist Siebenundvierzig
Sechzehn.« Das nachdenkliche Lächeln hielt sich auf seinen Lippen, aber ein
melancholischer Unterton raubte ihm etwas von seiner Überzeugungskraft.