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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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machte eine unverbindliche Mundbewegung, die sich im Bart verlor. »Jemand sollte sich um das Mädchen kümmern.« Er knetete sein dunkelrotes, zerfetztes Knie.
    Sie, sie, sie, »sie schläft?« schläft, schläft. Das Hasch begann zu wirken. Schläft.
    Die olivgrüne Landschaft, Schulter- und Hüftberge, blieben unbeweglich.
    Niemand da? Kissen?
    Faust kam zu ihm rüber.
    Kidd saß auf der Bettkante, die noch von Faust warm war.
    »Ist denn in der ganzen Stadt kein Arzt? Arzt, Arzt!«
    Fausts Gesicht legte sich in Falten. »Diese Hundesöhne würden es nicht wissen, wenn es einen gäbe. Ich weiß nicht, ob ich sie schlafen lassen oder ihr etwas zu essen geben soll.«
    »Sie muß ganz schön müde sein, wenn sie bei diesem Lärm hier schlafen kann«, sagte Dreizehn. Smokey stand auf und reichte Faust die Pfeife. Faust schloß die faltigen Lider, als er einen Zug nahm. Als er. Er.
    »Vielleicht«, schlug Kidd vor, »laßt ihr sie besser schlafen. Verwahrt etwas Essen für sie, wenn sie wach wird«, wach ach.
    »Das - « Dreizehn schüttelte den tätowierten Finger - »nennt man ein Gehirn bei der Arbeit, Joaquim. Was es hier nicht allzuoft gibt. . . Mann!« Er schüttelte den Kopf und drehte sich um.
    »Vielleicht«, nickte Faust.
    Kidd fragte sich, ob es Faust war oder das Haschisch, was die Bedeutung durcheinanderbrachte. »Hier.«
    Er blickte nach der Pfeife. Pfeife? Teller? Ein Teller voll. Denny, Brust und Gesicht immer noch naß, stand über ihm und hielt mit weißer, wasserverschrumpelter Hand einen Teller.
    »Oh, danke.«
    Faust nahm den anderen.
    »Hast du keine Gabel?« fragte Denny.
    »Nein.« Es war Reis, Zwiebeln, Bohnen und Mais. »Danke.« Es schimmerte im jünglingshaften Brusthaar, das mit Akne durchsetzt war.
    Dreizehn sagte: » Man muß den Leuten einfach zu essen geben. Ich meine, um friedfertig zu sein.« Hinter ihm hielt Smokey den Teller unter das Kinn und aß gierig.
    Es war auch Fleisch darin. Hasch brach Schneisen in den schmierigen Geruch. Er aß. Und das hier waren . . . Nüsse? Nein, Bratkartoffeln. Während sich die verschiedenen Geschmacksrichtungen durch seinen Mund schoben, sagte eine gedämpfte Männerstimme: »Hör auf. Hör doch endlich auf!« und die Klagelaute einer Frau wurden metallisch.
    Er blickte sich um und fragte sich, in welchem Zimmer es sein könnte.
    Faust starrte an die Decke.
    Ebenso Dreizehn. »Das meine ich . . .«Er schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Sie gehen richtig aufeinander los.«
    Das Schluchzen, das immer klagender wurde, stammte entweder von June oder von Mrs. Richards. Vorher hatte er nicht bemerkt, wie ähnlich ihre Stimmen klangen.
    Mit gerunzelter Stirn aß er mehr von dem fettigen Reis (fetter Speck? Auf jeden Fall Speck) und lauschte dem Klicken der Gabeln.
    Danny aß auf einer der Matratzen auf dem Boden sitzend, mit dem Rücken zu Kidd. Marmorne Knubbel von Wirbeln verschwanden unter kornfarbenem Haar, das trocknete, heller wurde, sich lockte.
    Auf das Türklopfen hin kam Dreizehn aus der Küche. »Hey, Alptraum ist da!« Vor seinem plötzlichen Schatten wich Dreizehn zurück. »Hey, Schätzchen, es ist Hasch-Zeit. Und iß etwas zum Nachtisch!«
    Die leuchtende Erscheinung im Türrahmen ging aus.
    »Komm doch rein.« Dreizehn tat einen Schritt zurück. »Was können wir für dich tun?«
    Das Klicken hatte aufgehört.
    »Ich bin auf der Suche -« Alptraum kam klingelnd vorwärts, » - nach Arschlöchern, die weglaufen wollen.« Er schob den verfilzten Zopf über die Schulter. Seine Hand schabte die dicken Muskeln unter den Kratzern über seinem Arm. »Ich werd dich nicht einmal fragen, Dreizehn. Du bist doch ein Stück Scheiße.«
    Er nickte in Richtung Faust. »Ist sie immer noch in dem verdammten Bett?«
    Faust schleuderte eine Gabel voll Reis irgendwo in seinen Bart und schüttelte den Kopf.
    Dreizehn wich zurück auf die eine Seite der Tür, Smokey auf die andere.
    Alptraum ging zwischen ihnen durch. Seine Lippen zogen sich über den abgebrochenen Zahn, und sein Gesicht verknautschte wie in Mitleid. Dann schüttelte er den Kopf.
    Kidd dachte, wieviel verschiedene Bedeutungen in einer einzigen Geste liegen. Dieser Gedanke zitterte durch seine stolpernden Gedanken. Alptraum sah ihn mit graugrünen Augen, graugrün wie nasser Ton, an. Und zwinkerte.
    »Du starrst mich an, als hättest du Streichhölzer zwischen den Augendeckeln«, sagte Alptraum und zog eine Grimasse. »Jedes Mal, wenn ich dich gesehen habe. Nämlich zweimal. Ich

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