Dhalgren
kann das nicht leiden.«
Verwirrt blickte Kidd auf seinen Teller.
»Ich werd' nichts dagegen tun«, sagte Alptraum noch. »Ich sage nur, daß ich es nicht leiden kann, verstehst du? Ich hab' nur gerne alles klargestellt.«
Er sah wieder hoch.
Alptraum lachte kurz und rauh durch die Nase. »Okay also. Wer von euch Arschfickern will auf 'nen Run? Hey, Denny, wirf dir was über und komm.«
»Bin noch nicht fertig mit Essen«, sagte Denny vom Boden.
Alptraum grunzte und tat einen Schritt über ihn. Denny duckte sich.
»Hey, ist der Shit gut?«
Kidd zögerte zwischen glitzernden Schichten von Klarheit. Dann hielt er Teller und Gabel hin und beobachtete, wie sich Alptraum entschied, diese Herausforderung zu beantworten.
Der Skorpion nahm die Gabel in die Faust, fuhr durch den Berg, warf etwas auf die Erde und kaute, die Gabel noch im Mund und Körner auf den Lippen. Immer noch kauend grinste er. »Hey, das ist gut.« Als er Kidd die Gabel zurückgab, brach Dreizehn die Spannung, die zusammen mit dem Hasch fast sichtbar im Raum angewachsen war.
»Also nimm schon einen verdammten Teller voll, oder? Komm, Alptraum, ich hol' dir was. Hey -« Er drehte sich zu Smokey um. »- Gib ihm Hasch, während ich ihm was zu essen hole.«
Alptraum setzte sich aufs Bett zwischen Faust und Kidd, sein Arm dicht an Kidds. Die Gestalt unter der Decke bewegte sich nicht. Alptraum saugte an der Pfeife. Mit dem Rauch stieß er aus: »Und jetzt möchte mir der Kleine erzählen, wonach er die ganze Zeit hinterher ist.«
»Mensch, er ist so high wie die Antenne auf dem Empire State Building.« Dreizehn gab Alptraum einen Blechteller und einen Löffel. »Ich habe den ganzen Abend Stoff in ihn hineingepumpt. Was willst du mit dem ganzen Shit in seinem Kopf anfangen?«
Alptraum nahm den Teller und winkte Dreizehn mit dem Löffel beiseite. »Na, das ist ja nett gemeint. Der Kleine und ich, wir kennen uns -«
Faust aß den letzten Rest von seinem Reis, stellte unvermittelt den Teller auf den Boden, stand auf, nahm seine Zeitung und ging auf die Tür zu.
»Hey, wo gehst du denn hin?« fragte Alptraum.
»Danke fürs Essen«, murmelte Faust Dreizehn zu, ohne anzuhalten.
»Hey, Arschloch, mach's gut!« brüllte Alptraum in die plötzliche Eiseskälte. Die Tür flog für Faust auf.
»Wiedersehen!« Alptraum schwang den Arm. Die Tür fiel zu, der Löffel knallte an den Bilderrahmen. Das Bild schwang hin und her.
Alptraum lachte. Unter den Strahlen seiner Erheiterung schmolz das Eis.
Dreizehn lachte mit, erst zögernd, dann aus vollem Hals.
»Wirf mir den verdammten Löffel wieder her!« heulte Alptraum zwischen Gelächterstürmen.
Dreizehn gab ihn hinter dem Rücken her zurück. »Also, worüber regt sich der Alte denn so auf, Smokey? Er ist verrückt, oder?« Er blickte, Zustimmung heischend, Smokey über die Schulter.
Alptraum hatte seinen Löffel wieder und lehnte sich jetzt zu Kidd. »Dem hat man wohl ins Hirn geschissen. Weil er denkt, ich hätte sie kaputtgemacht.« Er deutete mit dem Löffel auf die Gestalt unter der Decke. »Hab' ich aber nicht. Man hat sie in fairem Kampf geschnappt. Ich war nicht mal dabei.« Er fuhr das Essen in den Mund. »Weiß du -« Reiskörner fielen herunter, auf seine Hand, die Jeans, auf das zerkratzte Parkett. » - einige von diesen Hundesöhnen wollten überhaupt keine Tanten in dem Geschäft.« Er stach mit dem Löffel in die Luft. »Halt sie weg! Halt sie hier raus! Sie versauen nur alles.« Bösartig grinsend sah er sich um, zu den Leuten an den Wänden, auf den Matratzen oder auf den anderen Bettgestellen. Drei von den ungefähr zwölf waren Mädchen, bemerkte Kidd, doch das Laternenlicht war hart und verbreitete tiefe Schatten. Alptraums tonfarbene Augen fingen seinen Blick auf. »Dann haben sich ein paar von den Tanten zusammengetan und ein paar Brüder verdroschen . . .!« Er räkelte sich zurück und fuchtelte mit den langen Armen. Essen fiel ihm vom Teller. »Also, da ich der Boß war, habe ich gesagt, also kommt und gebt eure Vorstellung. Shit, ich lebe schon, seit ich zehn bin, nicht mehr mit Frauen zusammen. Mir ist es nichts Neues, zu was die fähig sind.« Er beugte sich wieder nach vorn; seine Gewichtheberschulter drückte sich an Kidds, während er vertraulich flüsterte: »Wenn du sie in die Nüsse trittst, sind sie nicht mehr so schnell«, was er für sehr komisch hielt und wieder lachte. »Gute Leute, wenn sie auf deiner Seite sind.« Er nahm einen Mundvoll und machte eine
Weitere Kostenlose Bücher