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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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fast genauso schlimm aus, wie . . .« Er blickte zu Boden.
    »Uh . . .« stöhnte Dreizehn. »Wir haben oben ein paar Klamotten. Willst du sie dir mal ansehen? Dich umziehen, oder so . . .?«
    »Oh, yeah.« Kidd blickte an sich hinab, auf das Blut, sich selber, den Boden. Es floß nicht. Es sah aus wie Gelee. »Danke.« Er blickte auch auf das Ding am Boden, während Wind und die Stimme durch den Schacht rasten. »Ich bring ihn . . .wohl nach oben.«
    Bobbys Hemd war über dem Rücken zerrissen. Das Fleisch, das nicht zerfetzt war, sah dunkelrot aus.
    »Du kannst ja eine Schlinge oder so machen«, bot ihm Dreizehn an. »Hey, haben wir noch von der Plane?«
    Jemand, den er nicht erkannte, sagte: »Haben wir rausgeworfen. «
    Kidd schnalzte mit der Zunge, bückte sich, nahm Bobby unter den Schultern und zog ihn hoch. Ein Auge, offen, war zerplatzt. Das Gesicht war, als sei es aus Ton, an einer Stelle völlig flach.
    Dreizehn blickte den Schacht hoch und sagte: »Drachenlady, warum mußtest du da raufbrüllen, daß er tot ist?«
    »Weil«, antwortete Drachenlady, »ich, wenn ich seine Mutter wäre, gern wissen würde, ob er noch lebt.«
    »Aber wenn er noch . . .«
    »Mann«, sagte Drachenlady, »das ist hier nicht wie aus dem ersten Stock fallen. Das sind siebzehn, achtzehn Etagen!«
    Kidd schob die Hände unter die Knie, stand unsicher auf und tat einen Schritt zurück.
    »Vorsicht!« Denny griff nach Kidds Schulter. »Du willst doch nicht noch mal da runter, oder?«
    Kidd sagte: »Bring den Fahrstuhl wieder in Gang!« Der Körper wog schwer in seinem Arm, war aber nicht mehr so warm, und er tropfte weniger.
    »Huh?« meinte Drachenlady, die das Seil aufrollte. »Oh, yeah.« Sie glitt in die Kabine, tat irgend etwas mit den Schaltungen unter den Knöpfen.
    Die Tür schloß sich. Sie hielt sie mit dem Arm auf. (K-tschung)  
    Denny trat zur Seite, als Kidd Bobby hineintrug.
    »Baby, Adam, geht mit den anderen hoch«, sagte Drachenlady aus der Kabine.
    Kidd drehte sich zur zurollenden Tür und wußte nicht, wen sie von den Leuten hinter Dreizehn und Smokey ansprach: Ihre Lichtschilde waren verlöscht.
    Nach einem Moment der Dunkelheit hörte er, wie Drachenlady an ihren Ketten fingerte. Die Kabine füllte sich mit Licht. »Damit du siehst, was du tust«, sagte der Drachen. »Ich drücke. Siebzehn?«
    »Yeah«, nickte er und ging an die Seite.
    Die Kabine fuhr hoch.
    Der Drache neben ihm war größer als der Lift. Da es nur Licht war, hatte er gedacht, die Wände und Decke würden die Tatzen und den Kopf abschneiden. Der Effekt war jedoch so, daß diese Stellen in den blauen, lackierten Wänden und der Decke transparent schienen und Kopf und Klauen durchleuchteten. Auf allen vier Seiten wurde die Erscheinung gespiegelt.
    Als er da stand und das Gewicht auf seinen Armen verlagerte - das war mehrere Male nötig -, erkannte er die Streifen wie ein verwaschenes Bild auf einem vertikalen Teleschirm. Es ging nach rechts, wenn er nach links schwankte; sie gingen nach links, wenn er nach rechts wich. Kidd sagte: »Ich glaube, du solltest besser nicht mit mir rauskommen.«
    Der Drachen sagte: »Das hatte ich auch nicht vor.«
    Wieder verlagerte er das Gewicht, sah hinunter und dachte: Es riecht ... es hat einen eigenen Geruch. Und da war ein ärgerliches Stück Papier an seinem nackten Fuß - er blickte an seinem Knie vorbei. War es ein Streichholzbriefchen?
    Warum, dachte Kidd, warum stehe ich hier mit diesem Armvoll schweren, schweren Fleisches, blutverschmiert . . .? Dann rührte sich etwas in seinem Gesicht; seine Kehle war wie verschnürt, die Augen tränten. Ob Furcht oder Trauer, es verschwand so schnell wie die Lust, die sich einen Moment in seinen Lenden geregt hatte.
    Er zwinkerte, verlagerte wieder das Gewicht auf den Sandalenfuß. Der nackte klebte am Boden.
    Neben ihm waren die Bewegungen und Zuckungen, die vielleicht Drachenladys Gedanken verraten hätten, hinter Licht verborgen.
    Er trat wieder auf den anderen Fuß. Die Sandale klebte auch. Die Kabine fuhr langsamer; die Tür öffnete sich. Mrs. Richards Faust fuhr ans Kinn. Die Geste war eine intensivere Version von Junes Reaktion.
    Mrs. Richards wich zurück, weiter und weiter. June griff nach dem Arm ihrer Mutter.
    Mrs. Richards schloß Mund und Augen und begann zu zittern. Ihr trockenes Schluchzen zerbrach plötzlich die Stille.
    »Nehmen Sie besser Ihre Mutter mit nach oben«, sagte Kidd und schritt hinter seinem grotesken Schatten her in den Flur.
    Junes Kopf

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