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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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stellte die Tasse auf den Wannenrand. Sie hatte hängende, schwere Brüste unter einem blauen Sweatshirt. »Das muß schrecklich gewesen sein.«
    Sie hatte eine volle Stimme, und er dachte, daß sie sicher gern kicherte. Der Gedanke an ihr Kichern ließ ihn lächeln. »Es war nicht schön.«
    »Du wohnst oben?« fragte sie.
    Sie war vielleicht siebzehn. »Ich arbeite nur da. Wenn du mich weiter so anstarrst, werde ich ganz aufgeregt.« Sie kicherte.
    Er lehnte sich zurück. »Habe ich's dir nicht gesagt?«
    »Oh . . .« Sie machte eine spöttisch frustrierte Handbewegung und ging - an Denny vorbei, der jetzt im Türrahmen stand. Er lachte kurz und scharf auf. »Du hast dich aber wirklich eingesaut, huh, Kid?«
    »Yeah. Aber ich konnte ihn nicht gut da unten liegenlassen.«
    »Wahrscheinlich nicht.« Denny kam herein, setzte sich auf den Klodeckel und nahm das Notizbuch in die Hand. »Hey, Kid, ist das deins?«
    Er nickte und merkte erst jetzt, daß Dennys »Kid« nicht mit zweitem »d« hinten gemeint war. Kidd grinste und nahm den Becher. (Das Wasser wurde braun um ihn herum. Das Streich-holzbriefchen von seinem Fuß schwamm unter den Kran.) Nach dem Schluck brannte sein Mund. »Shit, was ist das?«
    »Whisky«, sagte Denny und blickte hoch. »Wenn du Wein willst, wir haben auch Wein. Aber ich dachte, du möchtest vielleicht was Stärkeres. Ich meine, nach diesem . . .« Sein Haar fiel in hellen Schichten. »Das ist gut.«
    »Schreibst du all das Zeug?« »Yeah. Laß es liegen.«
    »Oh.« Denny legte es schnell auf den Boden zwischen seine Stiefel. Er rieb sich mit zwei Fingern die Brust. Dann blickte er hoch und sagte: »Sie ist ganz schön daneben, huh? Wahrscheinlich, weil sie seine Mommy ist, oder?«
    Kidd nickte und bohrte die Knöchel in die Seife. »Ist mein Gesicht sauber?«
    »Nee. An der Seite, unter dem Kinn.«
    Er schäumte sich dort ein. Die Laterne schien auf bräunliche Lauge.
    Denny machte eine Geste: »Wovon hast du denn einen Steifen?«
    »Von deinem mageren Arsch, wie er dir in der Hose hängt.« »Yeah?« Denny grinste. »Wäre das beste Stück, das du je gesehen hast.«
    Als Kidd sich die Seife aus dem Gesicht wusch, sah Denny immer noch hin. »Wie war der Run?« fragte Kidd.
    »Mit Alptraum?«
    »Yeah.«
    »Scheiße.« Denny zuckte die Achseln. »Wir haben nichts kriegen können. Letztes Mal war es echt gut. Nächstes Mal bestimmt auch wieder.«
    »Wonach seid ihr hinterher?« Kidd nahm noch einen Schluck und rieb die rostige Seife auf seinem Bauch.
    »Interessierst du dich so für die Skorpionscheiße?«
    Kidd zuckte mit den Achseln. Die Seife rutschte weg.
    Denny nickte. »Wenn's dich interessiert, frag Drachenlady.«
    »Nicht so interessiert.« Er fand sie wieder und schob sie zwischen die Zehen.
    »Sie wird's dir erzählen, wenn du sie fragst. Drachenlady mag dich nämlich.« Denny stand plötzlich auf. »Auch Alptraum. Ich bin sofort zurück.«
    Kidd nahm noch einen Schluck und schrubbte sich dann weiter. Seine Nägel hatten braune Ränder - zerstörter Nagel und zerbissene Nagelhaut. Er tauchte mit dem Kopf unter, wusch ihn, kam hoch: Dunkle Streifen liefen ihm übers Gesicht.
    »Hier ist was, Kid.« Denny kam mit einem Arm voller Kleider zurück und setzte sich wieder auf den Deckel. »Da sind also diese Hosen, und diese hier - nein, die ist ziemlich verdreckt. Diese hier wird dir passen. Hat auch 'nen schönen Gürtel. Ich weiß nich', wer diesen ganzen Scheiß zurückgelassen hat. Vielleicht ist auch ein Hemd dabei.«
    »Ich denke, Skorpione tragen keine Hemden.« Kidd stellte sich in dem übelriechenden Wasser auf und seifte seinen Bauch ein.
    Denny sah ihn wieder an. »Shit. Ich halt mich besser von dir weg. Willst du eine schwarze Lederweste? Das stände dir bestimmt gut, Kidd. Normalerweise tragen Skorpione Westen, weißt du. Hast du meine gesehen?«
    »Wie alt bist du?«
    »Eh . . . sechzehn«, mit fragendem Blick. Fünfzehn, befand Kidd. »Ich bin fast ein Dutzend Jahre älter als du. Also hör auf, mich Kidd zu nennen.«
    »Huh? Ehrlich?«
    »Yeah. Und jetzt wirf mir das Handtuch rüber.« Als er es auffing, krachte die Tür auf. Drachenlady schob sich herein. Ihr dunkles Gesicht war verzerrt, die fleckigen Zähne entblößt, die Faust mit einem Finger hochgereckt. »Wenn du wieder hochgehst, sag dieser Ziege, sie soll den Hals halten, verstehst du! Das ist ja zum Wände hochlaufen! Verdammt, ich weiß, daß es ihr Kind ist, aber - Jesus, sie hat jetzt eine Stunde gewinselt.«

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