Dhalgren
wirbelte zwischen ihm und ihrer Mutter hin und her, bis Schatten über ihn fiel. Sie starrte nicht ihn an, sondern die leuchtende Erscheinung im Fahrstuhl.
»Ich bringe ihn in die alte Wohnung.«
»Bobby ist . . .?« flüsterte June und preßte sich an die Wand, um ihn vorbeizulassen. »Yeah, er ist tot.«
Hinter ihm fiel Mrs. Richards Weinen in eine andere Tonlage.
Die andere Fahrstuhltür machte K-tschung, K-tschung gegen den aufgerollten Teppich.
Er ging seitwärts in 17-B. Legte den Jungen in sein . . .? Kidd ging den Flur entlang in das kahle Zimmer. Eine Hand von Bobby (die mit der Kette, voller Hecken) schlug wieder und wieder an sein Bein. Er mußte nur auf das blicken, was er trug, um nicht traurig zu sein.
Er versuchte, ihn nicht auf den Boden fallen zu lassen, beugte sich hinunter, fiel fast dabei und ließ ihn fallen. Er zog an dem geknickten Bein;. . . es bog sich wieder an der falschen Stelle. Er stand auf.
Jesus, das Blut! Er schüttelte den Kopf und schälte das Hemd von Bauch und Schultern. Auf dem Weg zur Tür öffnete er die Hose, hielt sie mit einer Hand - sie fiel auf die Schenkel - und ging in den Flur.
Mrs. Richards stand mitten im Hur, begann den Kopf zu schütteln und wieder zu weinen.
Er runzelte die Stirn und zog die Hose hoch. Er hatte ins Bad gewollt, aber angesichts ihres erstaunten Kummers, dachte er wieder an den Augenblick sexueller Erregung unten im Schacht. Shit, dachte er: »Ma'am, warum gehen Sie nicht nach oben. Hier können Sie doch nichts tun. Wenn Sie hier sind, geht es Ihnen doch nicht besser. June . . .?«
June versteckte sich halb hinter ihrer Mutter.
»Warum bringen Sie sie nicht nach oben?« Plötzlich wäre er gern woanders gewesen. »Also, ich muß . . . etwas besorgen.« Er hielt die Hose hoch und ging an ihnen vorbei ins Wohnzimmer, nahm sein Notizbuch und ging, es vor den Bauch haltend, aus der Tür.
*
Dreizehn sagte: »Sie nimmt's ganz schön mit«, und trat einen Schritt zurück, um ihn vorbeizulassen. »Shit«, Drachenlady starrte zur Decke.
Das Weinen drang hoch und erstickt, wie geschmolzen, durch die Decke.
»Warum hält sie nicht den Rand!« sagte Drachenlady. »Also, Mann -« Dreizehn fuhr auf.
»Ich weiß. Ich weiß. Jemand hat mich gerade gefragt, ob ich ein Glas Wein haben möchte. Verdammt noch mal ja. Baby? Adam? Bringt ihr den Scheißwein?«
»Du hast gesagt«, begann Kidd, »ihr habt ein paar Klamotten?«
»Oh, yeah. Klar. Komm rein.«
Denny, der auf der Armbeuge einen Glaskrug balancierte, sagte: »Ich glaube, er möchte das Bad benutzen.«
»Yeah, du möchtest dich sicher waschen. Die Wanne sieht schrecklich aus, aber du kannst sie benutzen, wenn du willst. Was ist los?«
»Nichts.« Aber Dennys letzter Satz hatte ihn mit Gänsehaut überzogen, die unangenehmer war als Trauer oder Angst. »Yeah, ich wasch' mich.«
»Hinten im Flur. Es hat aber kein Fenster. Ich hole ein Licht.« Dreizehn nahm eine Laterne vom Nagel.
Kidd ging ihm nach aufs Klo.
Im schwankenden Licht der Laterne sah er eine Rotspur in der Mitte der Wanne zum Abfluß. Hier und dort war die Emaille vom schwarzen Untergrund abgesprungen. »Wir mußten vor ein paar Nächten einen abgefackten Skorpion hier reintun - hieß Pepper -, und er hat sich was in den Arm gejagt, was er besser gelassen hätte. Haben ihn mitsamt seiner Sporen in die Wanne legen müssen, und er hat versucht, Löcher hineinzutreten.« Dreizehn hielt die Laterne mit einer Hand hoch, während er sich bückte und eine Schraube aus der Wanne holte. Er sah sie prüfend an und zuckte dann die Achseln. »Die Handtücher kannst du alle benutzen. Wir haben aber keine Waschlappen.« Er stellte die Laterne auf den Wasserkasten.
Kidd legte das Notizbuch auf den Sitz, drehte das Wasser an und nahm Seife. Rostflecken waren in sie eingebacken.
Mit einem grauen Handtuch (zerrissen) wischte er die Wanne aus. Es war kein Stöpsel da, daher rollte er es zusammen und verstopfte damit den Abfluß. Er stieg hinein, noch bevor das Wasser den Boden bedeckt hatte.
»Möchtest du was trinken?« rief ein Mädchen durch die Tür.
»Yeah.«
Während er sein Gesicht abrubbelte, konnte er das Weinen oben hören. Er fragte sich, ob sie von Zimmer zu Zimmer wanderte.
Das Mädchen kam mit einer weißen Tasse herein. Sie trug Jeans, war dick und hatte ein fröhliches Gesicht, das versuchte, ernst auszusehen. »Hier. Der arme Junge.« Sie beugte sich hinunter, wobei ihr lockiges Haar von der Schulter fiel, und
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