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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Sie blickte zur Decke und brüllte: »Gehen Sie doch raus, Lady!«
    »Drachenlady. . .« Dennys Unterbrechung schien ihren Zorn nicht zu entschärfen.
    »Wir haben den kleinen Ficker zu ihr raufgeschleppt! Sie soll aufhören. Ich gehe rauf und schlag sie windelweich, wenn du sie nicht beruhigst.«
    Wut und die kalte Luft: Seine Erektion war jedenfalls verschwunden: »Die Wände sind dünn.« Er rieb sich mit dem zusammengeknüllten Handtuch.
    »Drachenlady?«
    »Was willst du?«
    ». . . Kid hat nach den Runs gefragt.«
    Kidd spürte, daß dieser zögernde Ungehorsam vorangegangene Übertretungen beschwichtigte. Aber er war sich nicht sicher, ob sein Name jetzt respektvoll oder spöttisch gemeint war.
    »Yeah?« Drachenladys Wut war schnell verraucht.
    »Also laßt mich hier raus, und ich tue oben, was ich kann«, sagte Kidd. »Wir reden ein anderes Mal darüber.« Auch er wünschte, Mrs. Richards würde sich beruhigen.
    »Oh, yeah. Klar. Versuch, sie zum Schweigen zu bringen, huh?« Drachenlady zwängte sich wieder nach draußen.
    »Willst du die Weste nicht?« Denny wühlte immer noch in dem Haufen.
    Das Weinen wurde plötzlich schriller. Draußen. Drachenlady sagte: »Gottverdammt!«
    Denny saß immer noch ganz nach vorn gebeugt und sortierte den Kleiderhaufen. Die Gürtelschlaufen zogen die Jeans bis zur Gesäßspalte.
    Kidd schnalzte wieder mit der Zunge und rieb sich die Lende trocken. »Warum ist sie hier?«
    »Drachenlady?« Denny blickte aus der Bückstellung hoch. »Yeah.«
    »Erinnerst du dich, als du das letzte Mal hier warst und Alptraum kam, uns für den Run abzuholen?« Denny zuckte die Achseln und suchte dann weiter. »Sie hat uns zurückgebracht, denke ich.«
    »Oh.«
    Wieder öffnete sich die Tür. Das Mädchen stand da, diesmal mit einer Plastiktasse. »Oh«, sagte sie, »ich wußte nicht, daß du . . .« Das war an Denny gerichtet, der nicht hochblickte. Sie sagte zu Kidd: »Denny hat mir gesagt, ich soll nach einer Viertelstunde noch ein Glas bringen. Bist du mit dem ersten fertig?«
    »Kümmer' dich nicht darum, ob er fertig ist oder nicht«, sagte Denny, »gib ihm das nächste.«
    »Ich bin fertig.«
    Sie zwinkerte heftig, während sie Becher gegen Tasse austauschten. Ohne einen Blick auf Denny ging sie wieder hinaus. Kidd trank noch etwas und stellte dann die Tasse auf den Rand. »Danke.«
    Denny sagte immer noch nichts, fast, als sei er verlegen.
     
    *
     
    Kidd ging in schwarzen Jeans und Lederweste ins Vorderzimmer.
    »Oh, Mann«, sagte Drachenlady, »das ist einfach zuviel!« Hier hörte man das Weinen stärker.
    »Drachenlady«, sagte Smokey und zerrte an den Schlaufen ihres Makramee-Gürtels, »warum schreist du solche Sachen hinauf? Das . . . das ist doch nicht nötig!«
    »Also«, sagte Drachenlady und hakte den Daumen hinter ihren Gürtel. »Wenn ich mich eine Stunde lang zum Narren machte, ich weiß gar nicht, wie gut ich es fände, wenn mir jemand sagen würde, ich soll aufhören - wenn er es meint.«
    Was Smokey für komisch hielt. Dreizehns Reaktion war stille Frustration mit hochgeworfenen Händen. Er bewegte sich fast schützend zwischen den beiden Frauen; Smokey schien nichts dagegen zu haben.
    »Also«, sagte Dreizehn mit beruhigenden Handbewegungen, »wenn dein Nachbar, ich meine deinen Nachbarn, wenn ihm das passiert, dann bist du einfach verpflichtet, verpflichtet, weißt du, das auszuhalten -«
    Drachenlady warf ihr Glas. Es flog an Dreizehn vorbei. Auch Smokey duckte sich. »Hey, paß auf . . .« schrie Dreizehn. Scherben schepperten auf dem Boden. Wein rann die Wand hinab. Smokey zwinkerte einfach und sah aus, als wüßte sie nicht, ob sie wütend oder amüsiert sein sollte.
    Drachenlady begann übertrieben zu lachen. »Oh, Dreizehn . . . Dreizehn, du bist so«-Ketten flogen, flogen um ihren Hals, als sie aufstand -, »Du bist so dumm wie Hühnerscheiße!« Wieder lachte sie.
    Vielleicht, dachte Kidd, brüllten Skorpione einfach laut, lachten viel und warfen mit Gegenständen.
    »Baby!« schrie Drachenlady. »Adam! Wir hauen hier bald ab . . .« ,
    »Wiedersehen«, sagte Kidd an der Tür und ging. Das Mädchen im blauen Sweatshirt, das ihm den Whisky gebracht hatte, war die einzige, die »Wiedersehen« sagte. Irgendwie fühlte er, daß er gehen mußte. Im Flur fiel ihm ein, daß er nicht darauf geachtet hatte, ob das kranke Mädchen noch in dem Bettgestell lag.
     
     
    5
     
    Er trug die Satztische in 19-A.
    In der Mitte des Zimmers stand Mrs. Richards.
    »Um«, sagte

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