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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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nackten Fuß vorbei. Sein Sandalenfuß schabte über das Metall.
    Die Erscheinungen schwankten groß und leuchtend an beiden Seiten der Tür.
    Einmal rief er: »Ihr könnt es ein bißchen schneller runterlassen. Ich bin okay.«
    »Sorry!« Das war Dreizehn, der Luft holte; und das Seil gab nach.
    Sein Schienenbein kratzte an der Kellertür vorbei. Sein nackter Fuß traf auf etwas und glitt aus, entweder war es Schmiere oder Blut.
    Er drehte sich um, während das Seil um ihn herumfiel und blickte zu dem - er mußte tot sein.
    Im Schacht war es einen Moment, abgesehen vom Wind, still.
    Schließlich rief Drachenlady hinunter: »Alles Okay?«
    »Yeah.«Kidd holte Luft. »Ich binde das Seil um ihn herum. Ihr könnt ihn hochziehen.« Er schlüpfte aus der Schlinge, zog den Kopf heraus, ließ aber eine Schulter darin. Er tat auf dem schleimigen Dreck einen Schritt, beugte sich nach vorn und zog ein Bein zwischen zwei zerbrochenen Pufferscheiben heraus.
    «... lebt er?« Dreizehn rief es hinab.
    Kidd holte noch einmal Luft. »Nein.« Er zog an dem Arm, bekam ihn um die Brust zu fassen, die ganz weich gegen ihn lehnte. Sofort war sein Hemd durchweicht. Blut tropfte am Arm herab. Er zog den Körper einen Schritt zurück. Ein Fuß hing fest, kam frei; das Bein fiel gegen seinen Schenkel - der warm und feucht bis zum Knie wurde. Er zerrte ihn weiter und griff nach dem Seil und dachte: Und so was turnt die Blut-und-Messer-Ty-pen an? Er dachte an Tak. Er dachte an George, suchte in sich nach irgendwelcher überschüssigen Sexualität. Fand sie, überraschenderweise: eine Wärme in den Lenden, die verschwand, als er die Zahne entblößte und das Seil durch seine klebrige Hand glitt. »Gib noch einen Meter nach.« Das hatte er auch schon früher bei Autounfällen, in blauem Plüsch, in Wurzeln, in nassem Holz, von dem gerade die Rinde abgeschält wird, gefunden.
    Seil fiel auf seine Schulter; achtzehn Stock höher waren wieder die Stimmen:
    Oh, Mom -
    Ist er in Ordnung? Kidd, haben Sie ihn gefunden? Bobby? Bobby, kannst du mich überhaupt hören? Oh, Mom, du hast doch gehört - Bobby, bist du gesund?
    Er legte das Seil um den Brustkorb und machte unbeholfen einen dicken Knoten - als versuche er, mit den Händen in Leim zu arbeiten -, der vielleicht halten würde. Bobby sackte an seinen Knien zusammen, schwer genug, daß sein nackter Fuß nach hinten stieß. »Okay.« Er zog an dem Seil.
    Er sah, wie es über die Schwelle über ihm pendelte, straff wurde, langsamer. Das Gewicht auf ihm wurde leichter. Ein Tennisschuh zog sich über seinen Fuß, schlug gegen die Tür und schwang wieder weg, fuhr aufwärts und tropfte auf seine Wange. Er wischte sich mit dem Handrücken durch das Gesicht und ging einen Schritt zurück.
    »Jesus, Christus . . .« Das war ein Mädchen an der Tür. Dann Stille, außer dem Wind und der unermüdlichen Stimme:
    Bobby, Bobby, bitte, kannst du mich hören?
    Eine andere Stimme sagte: »Hey, wow . . .«
    Dann Dennys nervöses Lachen: »Mann, was für eine Schweinerei . . .!«
    Drachenlady sagte: »Ich binde ihn jetzt los - wirf dem Kleinen das Seil wieder runter.«
    Kidd starrte vom Boden des Schachtes her hoch, mit dem nackten Absatz auf einem verklebten Balken, der über dem Stoßdämpfer verlief. Eine Sekunde lang dachte er, der Fahrstuhl sause auf ihn herab. Es war aber nur eine optische Täuschung der beiden Tiere, die vor der Tür schwankten und zuckten.
    Das Seil fiel auf ihn herab. Er griff es mit einer Hand, dann mit der anderen. Jemand zog daran. Es raschelte durch seine verschmutzten Hände. »Hey . . .!« Es gab wieder nach.
    Drachenlady beugte sich mit dem Seil um eine Faust gewickelt vor. »Bist du so weit?«
    »Yeah.« Wieder zog er es sich über den Kopf, unter die Arme. »Ich hab's.«
    Sie zogen ihn hoch.
    An der Schwelle griffen ihm Denny und jemand anders unter die Arme. Beide saßen auf den Knien. Der Rand schob sich an seinem Kinn vorbei, seiner Brust.
    Smokey bedeckte einfach den Mund mit der Hand und wich hinter Dreizehn zurück.
    Kidd krabbelte hinauf, kam auf die Füße und ging ein paar Schritte. Die anderen wichen zurück.
    »Mein Gott!« Drachenlady schüttelte den Kopf. Die Augen waren weit aufgerissen. Sie schlug das Seil gegen den Schenkel. »Gott . . .«
    Denny tat mit komischem Lächeln einen Schritt zurück. Schwarzgeränderte Nägel fuhren an seinem Brustkorb hinauf. »Wow, also wirklich . . .« Er schüttelte sein fahles Haar und überlegte, was er sagen könnte. »Du siehst

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