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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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nicht gut gelungen. Das ist mir überhaupt nicht gelungen.«
    Er wünschte sich, er könnte gehen.
    »Mrs. Richards, ich sehe mal nach dem Zeug hinten.« Er dachte, im hinteren Teil der Wohnung sei noch etwas, was an Ort und Stelle geräumt werden müßte. »Versuchen Sie, damit fertig zu werden.« Er stand auf und dachte: Wenn ich zurückkomme, kann ich den Wohnzimmerteppich auslegen.
    Ich kann nichts tun, meinte er, was ihren Kummer besänftigen kann. Und nichts kann ich nicht tun.
    Er öffnete die Tür zu Bobbys Zimmer, wo die Möbel immer noch in der Mitte des Raumes standen.
    Und Junes Fäuste preßten die Ecken des Polsters zusammen.
    »Hey, tut mir leid . . . ich wußte nicht, daß das Ihr . . .«
    Aber es war Bobbys Zimmer. Kidds entschuldigendes Lächeln verschwand angesichts ihrer erstaunten Verzweiflung. »Ich gehe schon wieder . . .«
    »Er wollte es erzählenl« flüsterte sie mit großen Augen und schüttelte den Kopf. »Das hat er gesagt! Aber ich schwöre . . .« Und jetzt knetete sie das Poster. ». . . ich schwöre, ich habe es nicht absichtlich getan . . .!«
    Nach einigen Augenblicken sagte er: »Ich glaube, das ist das erste, was jedem in den Sinn gekommen wäre. Aber ich habe bis jetzt noch nicht daran gedacht.« Dann - er fürchtete sich - ging er rückwärts aus dem Zimmer und schloß die Tür. Er wußte nicht, wie er ihren Gesichtsausdruck bezeichnen sollte. Ich bin nur ein Beobachter, dachte er, und während er das dachte, fühlte er, wie sich dieser Gedanke zerformte wie Georges Poster unter Junes Händen.
    Er ging zum Wohnzimmer und stellte sich vor, wie sie aus der Tür sprang und seinen Rücken zerkratzte und biß. Die Tür blieb geschlossen. Man hörte nichts. Auch ins Wohnzimmer wollte er nicht zurück.
    Gerade, als er hineinging, rasselte das Schloß, und die Eingangstür öffnete sich. »Hallo, rat mal, wen ich unterwegs getroffen habe?«
    »Hi, Mary.« Madame Brown kam hinter Mr. Richards herein.
    »Liebes, was in aller Welt ist das für eine Schweinerei unten im Flur? Sieht aus, als ob jemand -«
    Mrs. Richards wandte sich auf der Couch um. Mr. Richards runzelte die Stirn.
    Madame Brown hinter ihm faßte sich unwillkürlich an die glitzernden Ketten.
    Mrs. Richards' Finger krallten sich in den Rockstoff. »Arthur, heute Nachmittag ist Bobby . . . June - Bobby -!«  
     
    *
     
    Seine Lider rissen so weit auf, daß die Augäpfel schmerzten. Er rollte sich herum, wühlte sich über raschelnden Blättern aus der zusammengerollten Wolldecke, strich mit den Händen über ihren nackten Rücken. Hätte er Nägel gehabt, er hätte ihn zerkratzt.
    »Unnnh«, sagte Lanya und drehte sich nach ihm um. Dann: »Hey-« weil er sie an sich zog. »Ich weiß«, murmelte sie dicht an seinem Ohr und zog ihre Arme an sich, um sich aus seinen zu befreien, »du willst ein großer und berühmter -«
    Seine Arme zitterten.
    »Oh, hey-!« Ihre Hände strichen über seinen Rücken und umfaßten ihn. »Du hast schlecht geträumt! Von diesem Jungen!« Dicht bei ihr schüttelte er den Kopf.
    »Ist alles gut«, flüsterte sie. Eine Hand rieb seine Schulter. »Alles ist gut jetzt. Du bist wach.« Er holte dreimal keuchend Luft. Dazwischen war magenverkrampfte Stille; er entspannte sich dann und rollte auf den Rücken. Der rote Schleier zwischen ihm und der Dunkelheit verschwand danach.
    Sie berührte seinen Arm, sie knetete seine Schulter. »Es war ein schlechter Traum nicht wahr?«
    Er sagte: »Ich weiß . . . nicht«, und hörte auf zu keuchen. Über ihnen hingen Blätter. Über dem Horizont sah er im Nebel verschwommen einen kleinen Mond - etwas weiter weg noch einen! Sein Kopf fuhr von der Decke hoch - fiel langsam wieder zurück.
    Es waren zwei Parklaternen, die im Nebel wie zerfließende Perlen aussahen. »Ich kann mich nicht erinnern, ob ich geträumt habe.«
    »Du hast von Bobby geträumt«, sagte sie. »Das ist alles. Und vor Angst bist du wach geworden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte ihr dieses verdammte Poster nicht geben sollen.«
    Ihr Kopf fiel gegen seine Schulter. »Das konntest du doch nicht ahnen . . .« Ihre Hand fiel auf seine Brust, ein Schenkel legte sich über seinen.
    »Aber« - er nahm ihre Hand -, »diese komische Ausdruckslo-sigkeit in Mrs. Richards Gesicht, als sie versuchte ihm zu erzählen, wie es passiert war. Und mittendrin kam June herein, drückte sich irgendwie an die Wand und rieb sich ununterbrochen das Kinn und zwinkerte. Und Mrs. Richards sagte immer wieder: >Es

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