Dhalgren
den Raum.
»Nicht auf den Boden, Pepper, Schätzchen.« Pepper hob die Batterie auf und legte sie auf ein Regal hinter einen Porzellanfrosch, bunte Glasvasen und einige Wecker. »Sag mal, Kid, jetzt, wo du mich gefunden hast, wen hast du denn gesucht?«
»Ein Mädchen. Lanya. Du kennst sie. Du hast an dem einen Abend in der Bar mit ihr geredet, als George Harrison da war.«
»Oh, ja. Die Unwiderstehliche! Und du warst dabei. Jetzt erinnere ich mich an dich. Das war an dem Abend, als sie aus dem neuen Mond George machten, stimmt's? Wie dieser arme Mann all die albernen, kleinen Gossenköniginnen um ihren windigen, armseligen Verstand gebracht hat, ist wirklich schrecklich!«
Kid drehte das Marmeladenglas in der Hand. »Sein Fanclub ist ganz schön heavy.«
»Er ist der Größte.« Bunny hob die Tasse über den Kopf. »Aber wenn George der neue Mond ist, dann bin ich der Abendstern.«
Pepper stieß ein schwindsüchtiges Kichern aus.
»Ich möchte hinaus und sie suchen«, sagte Kid. »Wenn sie bei Teddy's reinkommt, wenn geöffnet ist, würdest du ihr eine Nachricht geben von -«
»Ich wüßte keinen Grund, warum ich das tun sollte. Sie hat es so viel leichter, klarzukommen als ich. Was soll ich ihr denn sagen?«
»Huh? Nur, daß ich sie gesucht habe und hierher zurückkomme.« »Lächle.«
»Was?«
»Grinse. So.« Bunnys knochiges Gesicht wurde um die perfekten weißen Zähne herum zur Totenmaske. »Wir wollen einen Ausdruck ekstatischen Glücks sehen.«
Schnell zog Kid die Lippen auseinander und fand, das sei nun seine letzte Höflichkeit.
Bunny begegnete Kids Grienen mit einem listigen Lächeln. »Du scheinst einfach keine besonderen Attraktivitäten aufzuweisen. Auf meiner Liste stehst du übrigens ziemlich unten. Es ist rein persönlich, du verstehst. Ich denke, ich kann es verantworten, deiner Freundin zu sagen, daß du sie suchst. Wenn ich sie sehe.«
»Jeder ist der Fetisch von irgend jemanden«, sagte Kid. »Vielleicht darf ich hoffen?«
»Das erzähle ich Pepper ständig. Aber er glaubt mir einfach nicht.«
»Ich glaube es«, meinte Pepper vom anderen Ende der Couch. »Du glaubst nur nicht, daß du nicht meiner bist.«
»Oh, ich glaube, ich enthülle keine peinlichen Geheimnisse, wenn ich verrate, daß du sehr süß und zärtlich sein kannst, wenn du entspannt bist. Nein, Pepper ist es einfach schrecklich unangenehm, zu denken, daß irgend jemand ihn attraktiv finden könnte. So einfach ist das.«
»Das passiert nicht so oft, also bin ich, wie du sagst, daran gewöhnt.« Pepper linste in die leere Tasse, schwang sich auf die Füße und ging zum Schrank. Beim Vorbeigehen stieß er Bunny mit dem Ellenbogen an den Arm. »Bunny ist ein guter Typ, aber sie ist bekloppt.«
»Au!« Bunny rieb sich die Stelle, lachte aber hinter Pepper her.
Kid grinste ebenfalls und versuchte, nicht den Kopf zu schütteln.
»Warum seid ihr beide eigentlich hier?« fragte Bunny. »Was machen die Skorpione heute? Solltet ihr nicht bei der Arbeit sein?«
»Versuchst du wieder, mich rauszuwerfen?« Pepper bückte sich, um einen Schrank zu öffnen, und holte einen neuen Krug, den er neben den leeren auf das Sideboard stellte.
Kid sah weitere vier Gallonen und beschloß, nach diesem Glas zu gehen. »Wo wollte Alptraums Gang heute morgen hin?«
»Du sagtest, du hättest sie gesehen. Wie viele waren es?« »Zwanzig, fünfundzwanzig vielleicht«, sagte Kid.
»Vielleicht reißt er heute das Emboriky-Ding. Wie findet ihr das?«
»Oh, nein!« Bunny stellte die Tasse ab. »Nun, gut«, nahm sie wieder hoch und trank nachdenklich ein paar Schluck.
»Er redet seit einem Monat darüber. Aber er braucht eine verdammte Armee.«
»Warum braucht er so viele Leute?« fragte Kid. »Was ist Emboriky?«
»Großes Warenhaus unten in der Stadt.«
»Wunderschöne Sachen«, sagte Bunny traurig. »Absolut schönes Zeug. Ich meine, es ist nicht bloß, daß ihr den Laden leerräumt. Ich wünschte bloß, ich könnte auch etwas davon haben. Dieser Wohnung mehr Klasse geben. Ich hasse den Gedanken, daß ihr Typen in den wunderschönen Sachen herumaast . . .«
»Bis jetzt ist noch niemand darangegangen?«
»Denke nicht«, sagte Pepper.
»Vielleicht ein bißchen«, erklärte Bunny. »Aber weißt du, jetzt ist es besetzt. Vor einiger Zeit wurde ein Junge getötet, als er dort einbrechen wollte.«
»Getötet?«
»Jemand lehnte sich aus einem Fenster im dritten Stock«, sagte Pepper, »und erschoß den Knaben.« Er lachte. »Auch ein paar
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