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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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seidige Haar zurück. »Zeig mir einen Jungen mit schlechten Zähnen, und er tut mir so leid, daß ich - einfach nicht verantwortlich bin. Pepper, Liebling, wo warst du?«
    »Jesus, hab' ich einen Durst«, sagte Pepper. »Hast du etwas zu trinken? In dem verdammten Park konnte man keinen verdammten Schluck Wasser bekommen.«
    »Auf dem Schrank, Lieber. Immer noch.«
    Pepper goß aus einem Krug mit Phantasieetikett Wein in eine henkellose Tasse und ein Geleeglas.
    »Hast du eine Ahnung, wo er war? Ich weiß, mir erzählt er es nicht.« Bunny drückte sich an die Seite, als Pepper Kid das Glas reichte.
    »Du bekommst das Glas. Du bist der Gast.«
    »Du hättest mir auch etwas eingießen sollen, Schatz. Aber das kennt man ja, daß du an so was nicht denkst.«
    »Jesus Christus, Liebling. Ich dachte, du hättest dir schon einen gekippt. Wirklich.« Aber Pepper machte keine Anstalten, noch ein Glas einzuschenken.
    Bunny zog ärgerlich die Brauen hoch und holte sich eine Tasse.
    Pepper kippte seinen Wein hinunter. »Sag ihr nicht, wo ich war. Ich muß es wissen, und sie muß es herausfinden.« Er trank den Wein aus und holte neuen. »Komm, setz dich. Bunny, hast du mich gestern abend hinausgeworfen?«
    »So wie du dich aufgeführt hast, Püppchen, hätte ich es tun sollen.« Bunny duckte sich unter Peppers Ellenbogen hindurch und kam mit einer Tasse am Finger wieder zurück. »Aber ich hatte keine Chance. Hast du das schon mal gemerkt bei Leuten, die auf einem ganz bestimmten Ohr taub sind? Un-sen-si-bel« - Bunny schloß bei der zweiten Silbe die Augen - »bei allem. Außer eine Sekunde vor der Katastrophe. Dann hauen sie ab. Oh, wann das kommt, das wissen sie ganz genau. Müssen sie wohl auch. Sonst wären sie schon tot. Oder hätten keinen Arm mehr. Oder keinen Kopf. Oder so.« Bunny zog die Augen zusammen und blickte Pepper an (der mit der dritten Tasse zurückkam, jetzt etwas entspannter). »Darling, gestern abend hätte ich dich umbringen können. Habe ich dich hinausgeworfen? Wenn ich das getan hätte, wärest du jetzt nicht hier. Ich hätte einen Mord begehen können. Heute bin ich aber ruhiger.«
    Kid beschloß, nicht zu fragen, was Pepper getan hatte.
    »Komm her«, sagte Pepper. »Setz dich. Auf die Couch. Da schlafe ich, also ist das okay. Sie schläft da drin.«
    »Mein Boudoir.« Bunny wies auf einen Nebenraum, wo Kid einen Frisiertisch mit Flaschen und Töpfchen und einem Spiegel sehen konnte. »Pepper ist immer gleich dabei, das seinen neuen Freunden zu erklären. Ja, setz dich.«
    Kid setzte sich.
    »Oh, schon ein paarmal - du warst wahrscheinlich zu high, um dich daran zu erinnern - bist du fast zum Tiger geworden. Pepper, Liebling, du solltest dich nicht darum kümmern, was die anderen Leute so reden.«
    »Wenn mir nicht egal wäre, was er dächte«, gab Pepper zurück, »hätte ich ihn nicht hergebracht. Willst du noch Wein, Kid? Dann nimm dir. Bunny hat nichts dagegen.«
    »Übrigens« - Bunny ging zurück zur Boudoir-Tür - »Pepper ist ein Teil dieses tragischen Phänomens der großen Amerikanischen Ungevögelten. Redet viel darüber, wie sehr er es will, aber wenn du meine Meinung hören willst, glaube ich nicht, daß Pepper in all den neunundzwanzig Jahren mit jemand anderem ins Bett gegangen ist, außer denen, die ihn in den Schlaf gewiegt haben. Und Gott möge verhüten, daß er aufwacht.«
    »Ich behaupte jedenfalls nicht, es mit Leuten getrieben zu haben, wenn es nicht stimmt«, sagte Pepper, »was auf dich ja wohl nicht ganz zutrifft. Warum legst du nicht ab?«
    Kid sagte von der Couch her: »Ich bin nur vorbeigekommen, um zu sehen, ob jemand in Teddy's Bar ist. Ich will -«
    »Sieh doch mal rein, wenn du willst.« Bunny schloß die Tür auf. »Aber ich glaube nicht. Hier, da kannst du nachsehen.«
    Erstaunt stand Kid auf und ging hinter Bunny her in den anderen Raum. Obwohl alles an seinem Platz stand, wirkte der Raum - mit drei Stühlen, einem Bett, vielen Bildern aus Magazinen (aber alle gerahmt) - unordentlich. In der Bettdecke tummelten sich orange, rote, lila und blaue Töne. Gelbe Plastikvorhänge hingen über dem Rücken einer rosa Keramiktaube. Ein schwarzer Vorhang unterbrach das Blumenmuster der Tapete.
    »Da rein.«
    Kid ging um ein schmieriges weißes Vinylsitzkissen herum (über allem lag Silberflitter) und stieß den schwarzen Samt zurück.
    Durch die Käfigstangen hindurch sah er auf der Theke umgedrehte Stühle. Unter dem Deckenfenster, das er vorher nie bemerkt hatte - es war

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