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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Hierdurch.«
    »Okay, wenn du meinst.«
    »Es ist viel kürzer«, sagte Pepper. »Viel. Wirklich.« Er ging, immer noch steifbeinig, auf die Bäume zu; Kid folgte ihm zweifelnd.
    Er war überrascht, wie rasch sie die Parkmauer erreichten. Es war direkt hinter einem baumbestandenen Hügel. Der Weg zum Löwentor mußte gewundener sein, als er gedacht hatte.
    Pepper kletterte die Mauer hoch, keuchte und zog eine Grimasse. »Weißt du«, japste er von der anderen Seite her, als Kid zum Sprung ansetzte, »Bunny ist ein Typ. Aber sie hat es gern, wenn man sie als >sie< bezeichnet.«
    Kid flankte mit einer Hand auf den Steinen hinüber. »Yeah, yeah. Ich weiß alles darüber.«
    Pepper wich zurück, als Kid auf dem Pflaster landete. »Weißt du«, meinte er, als Kid sich aufrichtete, »du bist wie Alptraum.«
    »Wie?«
    »Er brüllt auch viel. Meint es aber nicht so.«
    »Ich brüll' dich nicht wieder an«, sagte Kid, »vielleicht schlag' ich dir den Schädel ein, aber ich brülle nicht mehr.«
    Pepper grinste. »Hier entlang.«
    Sie überquerten eine leere Straße.
    »Man trifft jemand Neues, man geht mit ihm mit«, überlegte Kid. »Und plötzlich hast du eine ganz neue Stadt.« Er meinte es als ein kleines, unpassendes Kompliment.
    Pepper sah ihn nur neugierig an.
    »Du gehst andere Straßen entlang, siehst andere Häuser, die du noch nie gesehen hast, kommst an Plätzen vorbei, deren Existenz dir nicht bekannt war. Alles verändert sich.«
    »Hier entlang.« Pepper zwängte sich zwischen Häuser, die keine zwei Fuß voneinander entfernt standen.
    Seitlich glitten sie durch abgewetzte Bretter. Der Boden glitzerte von den Scherben der Fenster.
    Pepper sagte: »Manchmal verändert es sich auch, wenn du den gleichen Weg gehst.«
    Kid dachte an Unterhaltungen mit Tak, beschloß aber, Pepper, der nicht sonderlich gut abstrahieren konnte, nicht weiter auszufragen. In einem Gäßchen hielt Kid an, um die Scherben von seinem nackten Fuß zu fegen.
    »Alles okay?« fragte Pepper.
    »Taub wie ein Stein.«
    Sie gingen zwischen offenstarrenden Garagen her. Ein blauer Wagen - 75er Oldsmobile? - war durch eine Rückwand gefahren. Gesplitterte Bretter, herabsackende Balken, zerbrochenes Glas und Reifenspuren auf der Einfahrt. Der Wagen war auf zerborstenem Holz aufgespießt, das durch die herabhängenden Türen ragte. Wer, fragte sich Kid, war wohl dabei verletzt worden, wer war in dem Haus verletzt worden.
    Aus einem anderen zerstörten Fenster hing ein Telefonhörer - aus Angst oder Wut hinausgeschleudert? Zufällig fallen gelassen oder weggeworfen?
    »Uhh.« Pepper wies mit dem Kinn auf eine offene Tür.
    Als sie durch den dunklen Flur gingen, roch Kid etwas Organisches, Zerfallenes, was ihn erinnerte an - als es ihm einfiel, waren sie schon auf der Veranda. Jemand in grünorangefarbenen Bauarbeiterstiefeln stand auf einer hohen Leiter an der Ecklaterne und schraubte das Straßenschild ab - es war die Frau, die er am ersten Abend in der Bar gesehen hatte.
    Metall rieb auf Metall: Hayes Str. löste sich aus der Halterung. Sie nahm ein 23. AVE. von der obersten Stufe der Leiter, setzte es ein und begann, es festzuschrauben.
    »Hey?« fragte Kid belustigt und neugierig. »Welches stimmt denn nun?«
    Sie bückte stirnrunzelnd über die Schulter. »Keins von beiden, Honey, soweit ich weiß.«
    Aber Pepper ging schon auf die kahle, vertraute Tür zu. Kid folgte ihm und blickte sich auf der im Tageslicht fremden Straße um. »Ich glaube, ich bin noch nie zu dieser Tageszeit hiergewesen.«
    Pepper grunzte nur.
    Die Tür, durch die sie nun gingen, war die dritte nach dem Bareingang.
    Oben auf der Treppe schirmte Pepper das Licht ab und klopfte mit dem Handrücken gegen die Tür.
    »Ist ja schon gut. Eine Sekunde, Schätzchen. Es ist noch nicht das Ende der Welt -« Die Tür schwang auf. Um Bunnys dünnen Hals hing ein weißes Seidentuch, das durch einen silbernen Serviettenring zusammengehalten wurde. »Und wenn es so ist, möchte ich bestimmt nicht zu dieser Tageszeit etwas darüber hören. Oh, du bist es.«
    »Hih!« Peppers Stimme täuschte Fröhlichkeit und Enthusiasmus vor. »Das ist ein Freund von mir. Kid.«
    Bunny machte einen Schritt zurück.
    Als Kid hineinging, deutete Bunny mit einem knochigen, manikürten Finger auf Pepper. »Es sind seine Zähne, übrigens.«
    Pepper zog ein fleckiges, narbiges Grinsen.
    »Pekingmensch - kennst du den Pekingmenschen? Der Pekingmensch starb an einem faulen Zahn.« Bunny strich das gebleichte,

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