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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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andere Leute, die vorbeigingen, wurden beschossen. Aber keiner verletzt.«
    »Vielleicht ist es Mr. Emboriky, der seine weltlichen Güter beschützt.« Bunny betrachtete gedankenvoll den Boden ihrer Tasse, blickte hinüber zu der neuen Gallone, überlegte es sich aber anders. »Ich kann es ihm nicht verübeln.«
    »Neenee«, meinte Pepper. »Da sitzt eine ganze Bande drin. Alptraum gehörte auch zu den Leuten, auf die man geschossen hat. Er sagte, die Schüsse kamen aus verschiedenen Richtungen.«
    Bunny lachte. »Stell dir vor! Zwei Dutzend Verkäufer kämpfen tapfer gegen die barbarischen Horden! Hoffentlich werden diese armen Kinder nicht verletzt.«
    »Glaubst du, daß es Verkäufer sind?« fragte Pepper.
    »Nein«, seufzte Bunny. »Es sind wohl die, die zuerst in die Gewehrabteilung bei den Sportartikeln gelangt sind.«
    »Alptraum ist richtig besessen davon. Er will einfach da hinein und sehen, was los ist. Ich glaube, mir ginge es genauso, wenn man auf mich aus dem dritten Stock einfach so schießt.«
    »Du?« Bunny explodierte an die Decke. »Du wärest so schnell wieder hier und würdest den Kopf unter das Kissen stecken! Warum bist du jetzt nicht bei ihnen draußen? Nein, nein, ist schon gut. Ich habe dich lieber hier in Sicherheit. Wenn du den Arsch voll Blei hättest, wäre es für etwas sehr Dummes.«
    »Ich glaube, daß ein Arsch voller Blei in jedem Fall etwas sehr Dummes ist.«
    »Fein!« Bunny hob ermahnend den Zeigefinger. »Das behältst du schön im Kopf und machst Mama glücklich. Ein ehrenwerter Mann!« Bunnys Hand umfaßte wieder die Tasse. »Yeah, auch, weil es um einen ehrenwerten Mann - oder Frau, ich habe keine Vorurteile - geht. Das ist es, was Bellona braucht.« Bunny blickte Kid an. »Du siehst aus wie einer von der sensiblen Sorte. Schon mal darüber nachgedacht? Herr, wir haben doch alles andere. Wäre es nicht nett, zu wissen, daß es irgendwo hier ein gutes, aufrechtes Individuum gäbe - einer würde reichen, als Gegensatz.«
    »Wir haben immerhin Calkins«, sagte Kid. »Er ist die Säule der Gemeinschaft.«
    Bunny zog eine Grimasse. »Liebling, ihm gehört dieser Pfuhl der Sünde, in dem ich meinen blassen, edlen Körper jeden Abend zur Schau stelle. Teddy managt ihn nur. Nein, Mr. C. geht nicht, fürchte ich.«
    »Und diese Kirchenperson?«
    »Reverend Amy?« Wieder zog Bunny eine Grimasse. »Nein, Schatz, sie ist auf eigene Weise sehr süß, aber das ist absolut nicht das, was ich meine. Das ist genau das Falsche.«
    »Nicht die Kirche«, entgegnete Pepper. »Die andere. Drüben, auf der anderen Seite der Stadt.«
    »Du meinst das Kloster?« Bunny wurde nachdenklich, als Pepper nickte. »Ich weiß nicht sehr viel darüber. Was wohl dafür spricht.«
    »Yeah, ich habe auch davon gehört«, sagte Kid und erinnerte sich, daß es Lanya war.
    »Es wäre gut, zu wissen, daß irgendwo hinter diesen Mauern ein wahrhaft guter Mensch wandelte und dächte. Kannst du dir das vorstellen? Innerhalb der Stadt? Vielleicht der Abt oder die Mutter Oberin oder wie immer es auch heißen mag? Und währenddessen spielen die Skorpione unten bei Emboriky.«
    »Vielleicht schießt auch jemand auf dich, wenn du zum Kloster kommst.«
    »Wie traurig.« Bunny blickte wieder zum Krug. »Wie wahrscheinlich! Das würde mich überhaupt nicht glücklich machen.«
    »Wo ist das?« fragte Kid, den die Erinnerung phantasieren ließ, daß Lanya in ihrer Neugier vielleicht dorthin gegangen war.
    »Ich weiß es nicht richtig«, sagte Bunny. »Wie alles hier. Du hörst nur etwas, bis du direkt darauf zuläufst. Du mußt dich einfach der Gnade der Geographie ausliefern und hoffen, daß bergauf und bergabwärts sich günstig auswirken in Verbindung mit deinem Gefühl, ob du es willst und schaffst, dorthinzukommen. Was wir alle schon nicht mehr hören können: Das ist nämlich eine sehr kleine Stadt.«
    »Ich habe gehört, daß es auf der anderen Seite der Stadt liegt«, sagte Pepper. »Ich weiß nur nicht, welche Seite dies hier ist.«
    Kid lachte und stand auf. »Ich muß jetzt gehen.« Er trank den Wein aus und spürte den bitteren Nachgeschmack auf der Zunge. Wein auf nüchternen Magen, überlegte er. Nun, er hatte es schon schlechter gehabt. »Danke fürs Frühstück.«
    »Du gehst schon? Aber Schätzchen, ich habe hier genug für Brunch, Lunch, Tee und Abendessen!«
    »Komm schon«, sagte Pepper, »trink noch ein Glas. Bunny hat nichts gegen Gesellschaft.«
    »Tut mir leid.« Kid schob das Glas aus Bunnys Reichweite.

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