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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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nickte. »Ich habe aber noch keinen Soldaten oder Polizei oder sonst irgendwas gesehen. Bin gerade hierhergetrampt.«
    »Wie ging es?«
    »Auf den letzten zwanzig Meilen habe ich zwei Laster gesehen. Der zweite nahm mich mit.«
    »Was ist mit dem Verkehr stadtauswärts?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich denke, Mädchen haben es leichter.
    Ich meine, wenn ein Auto vorbeikommt, wird es euch wahrscheinlich mitnehmen. Wo wollt ihr hin?«
    »Zwei von uns wollen nach New York. Judy will nach San Francisco.«
    »Ich möchte nur irgendwohin«, hörte man eine weinerliche Stimme. »Ich habe Fieber! Ich sollte im Bett sein. Ich habe die letzten drei Tage im Bett gelegen.«
    Er sagte: »Ihr habt die Möglichkeit. Braucht nur zu wählen.«
    »In San Francisco ist nichts passiert?«
    »- und New York?«
    »Nein.« Er versuchte, hinter die Lichter zu sehen. »Die Zeitungen schreiben nicht einmal mehr, was hier passiert.« »Jesus! Was ist mit dem Fernsehen? Oder Radio -?«
    »Quatsch, hier geht nichts. Wie können wir es also wissen?« »Doch - oh . . .!«
    Er sagte: »Je näher man kommt, desto weniger Menschen gibt es. Und die, die man trifft, sind . . . komischer. Wie ist es denn da drin?«
    Eine lachte.
    Eine andere sagte: »Ganz schön hart.«
    Die erste wieder: »Doch wie du gesagt hast, Mädchen haben es leichter.« Sie lachten.
    Er auch. »Gibt es irgend etwas, was ihr mir sagen könnt? Ich meine, etwas, was mir helfen könnte? Ich gehe nämlich hinein.«
    »Yeah. Einige Männer kamen, schossen auf das Haus, in dem wir gewohnt haben, rissen es ein und jagten uns mit Feuer hinaus.«
    »Sie hat diese Plastik gemacht«, erklärte die weinerliche Stimme, »diese riesige Plastik. Von einem Löwen. Aus Metallschrott und anderem Plunder. Es war wunderschön . . . Sie mußte es zurücklassen.«
    »Teufel«, sagte er. »So weit ist es schon?«
    Ein kurzes hartes Lachen. »Yeah, wir haben es ganz schön leicht.«
    »Sollen wir ihm von Calkins erzählen. Oder von den Skorpionen?«
    »Er wird sie kennenlernen.« Lachen. »Was kann man sagen?«
    »Willst du eine Waffe mitnehmen?«
    Das machte ihm wieder Angst. »Brauche ich eine?«
    Doch sie redeten untereinander.
    »Willst du ihm die geben?«
    »Yeah! Warum nicht. Ich will sie nicht mehr.«
    »Okay, sie gehört dir.«
    Metall klang an der Kette, und eine fragte: »Wo bist du her?« Die Lichtkegel wandten sich ab und gaben die geisterhafte Silhouette der Gruppe frei. Auf die eine am Geländer fiel seitlich das Licht gerade so lange, daß er sehen konnte, daß sie sehr jung, sehr schwarz und sehr schwanger war.
    »Aus dem Süden.«
    »Du klingst nicht so, als kämst du aus dem Süden,« sagte eine, auf die das zutraf.
    »Ich stamme nicht aus dem Süden. Aber ich war gerade in Mexiko.«
    »Oh, hey«, sagte die Schwangere. »Wo warst du? Ich kenne Mexiko.«
    Das abwechselnde Aufzählen eines halben Dutzend Namen endete in enttäuschtem Schweigen. »Hier ist deine Waffe.«
    Lichtkegel folgten dem Blitzen durch die Luft, es klapperte auf dem vergitterten Asphalt.
    Die Strahlen waren auf den Boden (nicht in seine Augen) gerichtet, und er sah auf dem Fußgängerweg ein halbes Dutzend Frauen.
    »Was -« Ein Motor brummte am anderen Ende der Brücke, doch er konnte keine Scheinwerfer entdecken. An irgendeiner Abbiegung verebbte das Geräusch - »ist es?«
    »Wie nennen sie es?«
    »Eine Orchidee.«
    »Yeah, das ist es auch.«
    Er ging hinüber, duckte sich unter dem dreifachen Strahl.
    »Du trägst es um das Handgelenk. Die Schneiden kommen vorne heraus. Wie ein Armband.«
    Von einem verstellbaren metallenen Armband bogen sich sieben Klingen, zwischen zehn und zwölf Zentimeter lang scharf nach vorn. Mit Ketten und Lederbändern wurden sie innen an den Fingern befestigt. Die Klingen waren an den Außenkanten geschliffen. Er hob es auf.
    »Bist du Rechtshänder oder Linkshänder?«
    »Beides . . .«, was in seinem Fall bedeutete, mit beiden ungeschickt. Er drehte die »Blume«. »Aber ich schreibe mit der Linken. Normalerweise.«
    »Oh.«
    Er legte es um sein rechtes Handgelenk und verschloß es. »Stell' dir mal vor, du trägst das in einem überfüllten Bus. Du könntest jemanden verletzen.« Er fühlte, wie sein Scherz danebenging. Er ballte mit den Klingen eine Faust, öffnete sie langsam und rieb hinter dem gebogenen Stahl zwei dicke hornige Erhöhungen an der Seite des großen Daumens.
    »Es gibt nicht so viele Busse in Bellona.«
    Dachte: Gefährliche, leuchtende Blütenblätter um eine

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