Dhalgren
Stirnrunzeln. »Wer von euch war denn -« Sie lachte, als er sie am Ohr zog. »Sehr süß und sehr energisch.« Sie blickte wieder hinab. »Irgendwie . . . extrem, weißt du? Er hat ganz schönen Humor.«
»Das kann man so sagen.«
Ihre Augen wanderten wieder hinauf. Selbst im Schatten war das Grün sehr intensiv, zwischen seinen Fingern, die ihr Gesicht umgaben.
»Schrecklich, schrecklich süß, meistens.«
»Und du?«
»Mmmm?« Sie schloß die Augen und lächelte. »Weißt du, was er heute morgen gemacht hat?«
»Was denn?«
»Er hat mich hier hereingeschleppt, weil er mir einen blasen wollte, und dann das Mädchen hergebracht.«
Sie öffnete die Augen. »Oh, so ist das also passiert.« Er spürte wie sich ihre Brauen hochzogen. »Nun, es ist wohl nur fair, den Spieß herumzudrehen.«
»Ich kenne mich da aus.«
»Das habe ich gemerkt. Du bist auch süß.«
». . . sie hat aber irgendwie komisch reagiert. Ich fand's nicht so gut. Ich meine, mit ihr.«
»Das habe ich mitbekommen. Vielleicht mußt du ihnen einfach Zeit geben, ihre eigenen Perversionen zu entwickeln. Übrigens, wie geht's dir?«
»Gut!« Kid grinste. »Ehrlich gut.«
Lachend schob sie ihr Gesicht an seins.
Hände fuhren über Kids Bauch. Ein Knie stieß an seines. Ein Ellenbogen in Kids Magen. Denny stöhnte. »Hey, paß auf«, sagte Lanya. »Tut mir leid«, meinte Denny und fiel auf sie.
Dennys Atem, der nach Tanne roch, vermischte sich mit Lanyas, der Kid an Farnkraut erinnerte.
»Uff«, sagte Lanya, »würdest du mir bitte verraten, wie du heißt?«
»Denny«, sagte Denny laut in Kids Ohr. »Und du?«
»Lanya Colson.«
»Du bist Kids Frau, huh?«
»Wenn er sich erinnert, daß er mich kennt.« Ihre Hand preßte Kids Handgelenk.
Kid rieb mit einer Hand Dennys Nacken und hielt Lanya mit der anderen. Wieder spürte er, wie trocken Dennys Haut war. Lanyas war warm.
»Findest du es gut?«
Lanya lachte und bewegte ihre Arme weiter um Dennys Rücken herum.
»Hier oben, wo ich wohne.« Denny zog sich plötzlich hoch. »Magst du das?«
Sie sahen zu, wie er sich auf die Decke hockte. Die Seite, mit der Kids Schenkel an ihren stieß, war warm. Oben, wo Denny gewesen war, wurde es kühler.
»Man kann hier nicht stehen«, meinte Lanya. »Aber es ist gut zum Sitzen und Nachdenken.«
»Ich bin oft hier oben«, sagte Denny. »Weil es hier nie so heiß wird. Dann wieder komme ich manchmal zwei oder drei Tage nicht her.« Plötzlich lehnte er sich zurück und zog eine Plastiktüte auf seinen Schoß. »Wie findest du das?«
»Was ist es?« fragte Lanya und beugte sich nach vorn.
»Ein Hemd«, sagte Denny. »Ein sehr schönes Hemd.«
Auch Kid sah hinüber.
Unter der Plastikhülle auf grünem Satin goldene Streifen: Eine Paspel zog sich unterhalb der samtenen Passe entlang. An den samtenen Manschetten hingen vergoldete und grüne Glasperlen.
»Habe ich in einem Laden gefunden.« Denny griff hinter sich. »Dies hier auch.«
Auf schwarzem Grund prangte üppige Silberstickerei.
»Die beiden fand ich am besten«, erklärte Denny. »Man kann nur in solchem Zeug hier nicht herumlaufen. Vielleicht, wenn ich woanders hingehe . . .« Mit schnellem Blick sah er sie beide an.
Kid kratzte sich das Haar zwischen den Beinen und rückte ein wenig ab.
Lanya beugte sich dichter darüber. »Sie sind schön.«
»Woraus ist das eine?« fragte Kid.
Lanya preßte die Hand auf die Plastikhülle. »Crepe.«
»Und das habe ich auch noch.« Denny warf die Hemden hinter sich. »Hier.«
Als der Deckel von der Plastikdose schnackte, sprangen die Würfel darin hoch.
»Es ist ein Spiel«, erklärte Denny. »Hab' ich in einem anderen Laden gefunden. Es ist zu kompliziert für mich, und hier ist niemand, der mitspielt. Aber ich finde die Farben schön.«
Lanya nahm einen der grünen Würfel heraus. Auf jeder Seite war ein goldener Buchstabe eingeprägt: p, q, r, s, o, i . . .
Denny zwinkerte und hielt ihr die Schachtel hin, damit sie das Teil wieder hineinlegte.
Sie drehte es zwischen den Fingern, lange Zeit, bis Kid merkte, wie Denny seine Ungeduld zügelte und ihm unbehaglich wurde.
»Leg es zurück«, sagte Kid ruhig.
Sie tat es, schnell.
»Und dies hier.« Denny zog ein großformatiges Paperback hervor. »Du mußt es dir genau ansehen. Sind eine Menge komischer Bilder -«
»Escher!« rief Lanya aus. »Ganz sicher.«
Kid griff über ihren Arm hinweg, um die Seiten aufzuschlagen. »Wo hast du das her?«
»Aus einem . . . anderen Laden.« (Flüchtig
Weitere Kostenlose Bücher