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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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wunderte sich Kid über das Zögern, blickte aber nicht auf.) »Aus einem Haus«, korrigierte sich Denny. »Wir sind eingebrochen. Das hier lag da, und ich habe es mitgehen lassen. Du kennst es, oder?«
    »Um-hm«, nickte Lanya.
    Kid blätterte eine neue Seite auf, auf der gezeichnete Perspektive implodierte und sich von innen nach außen auflöste. Lanya beugte sich betrachtend nach vorn.
    »Hier!« sagte Denny.
    Beide blickten hoch. Und Kid nahm Lanya das Buch weg und gab es Denny. (»Ist schon gut«, sagte Denny. »Sie kann es sich ansehen.« Und ignorierte Kids Geste.) Er zeigte ihnen eine silberne Dose. »Ist das nicht ein tolles Radio? Es hat Mittelwelle, UKW und sogar Kurzwelle.« Es hatte die Größe einer Vorratspackung Streichhölzer. »Und alle möglichen Anzeigen.«
    »Ich frage mich, ob die funktionieren«, meinte Lanya.
    »Hier steht >Volume< erklärte Denny. »Dieser Knopf hier ist AFC, damit der Sender nicht wegdriftet. Aber man kann das hier nicht feststellen, weil Radios hier nicht mehr funktionieren.«
    »Wie die Hemden«, sagte sie. »Wenn du woanders hingehst, hast du schon etwas Schönes.«
    »Wenn wir woanders hingingen«, überlegte Denny, »werde ich das Zeug wahrscheinlich hier lassen. Man kann überall schöne Sachen bekommen. Man muß es einfach finden.«
    »Ich meine, irgendwohin nach draußen . . .« Kid beobachtete, wie sie merkte, daß er es nicht mitbekommen hatte.
    Plötzlich faßte sie das Radio an. »Es ist nicht rechtwinklig«, rief sie. Die schwarzmetallene Box war trapezförmig. Sie legte die Hände flach auf beide Seiten. »Es ist unheimlich schön«, sagte sie mit einer Stimme, wie, als wenn jemand zugäbe, ein Rätsel nicht lösen zu können. ( Wie hieß noch gleich sein Zimmergenosse in Delaware, der so viel Schwierigkeiten mit einem Aufsatz über mathematische Induktion hatte? Noch etwas, an das er sich nicht erinnern konnte . . . und war über sein gestörtes Erinnerungsvermögen traurig, doch glücklich für Lanya.) »Es ist wirklich . . . einfach schön.«
    Kid lehnte sich dicht an sie und knetete die Innenseite seiner Schenkel. Er hatte den Escher gegen seine Wade gelegt. Die Ecke des Buches knickte; er nahm es nicht weg.
    »Hast du diese Bilder auch schon gesehen?« Denny brachte noch ein broschiertes Buch zum Vorschein.
    Lanya sagte: »Laß mich sehen.«
    Sie drehte die erste Seite um und runzelte die Stirn.
    ». . . Um. Hat Boucher jemals religiöse Bilder gemalt?« versuchte Kid.
    »Nichts«, gab Lanya zurück, »außer den dreidimensionalen plastikbeschichteten Dioramas.«
    »Ich finde 3-D-Bilder super«, sagte Denny während Kid irgendwie verlegen war.
    »Merkwürdig sind die.« Lanya blätterte um.
    Eine gekrönte Frau in Blau stand unten an einer Mondsichel, während sich unter ihr zwei nackte Männer in einem Ruderboot duckten. Geister bevölkerten aus verschiedenen Blickwinkeln gesehen die gestreifte Plastikseite.
    »Was noch . . .?« fragte Lanya.
    Ein Mann mit einem Lendenschurz, der wie der klassische Jesus aussah, lehnte auf einer Krücke und hielt eine Hand mit Stigmata ausgestreckt.
    »Spanisch . . .?« überlegte er.
    »Puertorikanisch?« schlug Denny vor.
    Lanya sah ihn an. »Es ist kein Text dabei.«
    Eine Frau, vielleicht die Muttergottes, vielleicht aber auch eine Kaiserin, ritt auf einem Tiger. »Die Felsen, das Moos und das Wasser im Hintergrund ist von Da Vinci.« Lanya blätterte weiter zum Text. »Sie sind wirklich . . .« Sie schloß das Buch. Auf dem Umschlag befand sich ein gekröntes, blutendes Herz hinter einem Kreuz. »Du kannst mir nicht erzählen, das sei christlich. Hast du das auch in einem Haus gefunden?«
    »In einem Laden«, sagte Denny. Er wühlte wieder am Rand der Decke herum. »Und das hier.«
    Er hielt drei mit glitzernden Steinen besetzte Glaswürfel in den gewölbten Händen.
    »Würfel?« fragte Kid.
    »Ich hatte vier«, sagte Denny. »Einer ist kaputt.« Er rollte sie gegen Lanyas Bein.
    Drei, zwei und sechs: Man konnte die obenliegenden Zahlen nur schlecht erkennen, weil auf den anderen Seiten die Augen glitzerten.
    »Du hast aber einen Hang, schöne Dinge zu sammeln«, meinte Lanya und nahm einen Würfel. Denny lehnte sich gegen die Wand und umschlang seine Knie. »Um-hum.«
    »Ich auch.« Sie sah ihn an. »Ich lasse sie nur zurück, wo ich sie finde. Wie Häuser. Oder Bäume. Oder Bilder in Museen.«
    »Du merkst dir« - Denny öffnete die Knie, »einfach, wo es ist und gehst dann wieder hin, um es dir anzusehen?«
    Sie

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