Dhalgren
vergrößerten Schränkchen war oder zumindest ein paar Brettern. Doch der Raum sah gemütlich aus. »Du hast es besser, als die Kinder da im Park.«
Tak grinste, nahm die Kappe ab und legte sie auf die Unterlage auf dem Schreibtisch.
»Ich glaub's auch. Aber das ist ja auch nicht allzu schwierig.« Der militärisch kurze Haarschnitt vertrug sich nicht mit seinen unrasierten Wangen.
Der Schreibtisch war leer, bis auf die Mütze.
Die Regale darüber enthielten Brille, Lineale, Winkelmesser, Zirkel und Federn, zwei Taschenrechner, französische Kurvenlinien und -Schablonen, bunte Federhalter, mehrere polierte Geodeten, eine Reihe von Zierdolchen auf Ständern, ein Stapel Plastikkästen, eine Zinnkanone . . .
»Hey.« Tak schlug sich aufs Knie. »Ich mache uns einen Kaffee. Habe auch noch Schinken in der Dose. Richtig guten Schinken. Und Brot.« Er stand auf und ging zu einer Tür, die wie die Fenster mit gebeizten Latten vernagelt war. »Ruh du dich aus. Mach's dir bequem. Zieh dich aus und streck dich aus, wenn du willst.«
Der blubbernde Heizofen brachte das abgenutzte Leder seines Stiefels immer noch zum Blinken. »Ich bin gleich wieder da. Schön, daß es dir hier gefällt. Mir nämlich auch.« Er tauchte unter dem Bambus weg.
An einer Wand (er hatte bisher nur kurz hingeblickt) waren drei riesige farbige Fotoposter.
Auf einem lehnte sich ein junger Gewichtheber, germanisch wie Tak, nur mit Stiefeln und einer Jeansjacke ohne Ärmel bekleidet, an ein Motorrad, die knubbligen Hände flach auf die nackten Beine gelegt.
Auf dem zweiten stand ein muskulöser Schwarzer in einer Jacke, Mütze und Stiefeln, die Taks hätten sein können, vor einem unbestimmten lila Hintergrund, Beine gespreizt, eine Faust vor dem nackten Schenkel, eine auf der nackten Hüfte.
Auf dem dritten saß ein dunkler Junge - Mexikaner oder Indianer vielleicht? - ohne Hemd und Schuhe auf einem Felsen vor einem dunkelblauen Himmel. Die Jeans waren bis zum Knie herabgelassen.
Ihre nackten Genitalien waren riesig.
Die Fotos waren von unten aufgenommen, was sie noch größer erscheinen ließ.
Aus dem Nebenraum hörte er Klappern von Geschirr; ein Schrank wurde geöffnet und wieder geschlossen.
Am Kopfende des Bettes, auf einem Tisch unter einer bespannten Lampe lag ein unordentlicher Stapel Bücher.
Einiges über Hell's Angels: Thompsons und Reynold/McLure; vier schlecht gebundene Zwei-Dollar-Paperbacks: Angels on Wheels und Weekend in Hell, a True Story of the Angels as Told by Millicent Brush - er las den ersten Absatz in schlechtem Druck, schüttelte den Kopf und legte es zurück. Ein Buch mit dem Titel Bike Bitch war offensichtlich die Fortsetzung (gleicher Einband, anderer Autor) von Bike Bastard. Darunter lagen Die Gedichte von Rimbaud, auf dem unteren Teil jeder Seite in englischer Übersetzung; dann ein Paperback: Ausgewählte Briefe von Keats; danach Dickeys: Deliverance; ein grünes, gebundenes Buch über Logarithmen und trigonometrische Funktionen, bei dem eine Seite durch ein weißes, emailliertes rundes Schiebelineal gehalten wurde. Es gab noch reichlich Science Fiction von Russ (etwas, was sich The Female Man nannte) Zelazny und Disch. Das letzte Buch, das er hochnahm, hatte eine rot-goldene Reproduktion von Leonor Fini auf dem Einband: Evil Companions. Er schlug es in der Mitte auf, las von der obersten Zeile der rechten Seite bis zur untersten der linken und schlug es wieder zu, runzelte die Stirn, ging zu dem Bambus und schob ihn zur Seite.
»Hast du so etwas schon einmal irgendwo gesehen?« Tak wies mit dem Daumen auf einen grauen Schrank. »Ist ein Mikrowellenherd. Sind ganz toll. Man kann eine ganze Reihe Koteletts in zehn bis zwanzig Minuten grillen. Kosten ungefähr sechshundert Dollar. Zumindest stand das auf dem Preisschild in dem Laden, wo ich ihn mitgenommen habe. Ich benutze ihn nur nicht so gerne, weil er so viel Strom braucht. Irgendwann werde ich mal für dreißig, vierzig Leute ein Essen geben. Draußen auf dem Dach. Für alle meine Freunde in der Stadt. Ich werde ihnen zeigen, was man mit diesem Ding alles tun kann.« Er drehte sich um zu der Arbeitsplatte.
Auf zwei Feuerstellen eines dreiflammigen Campingkochers leckten bläuliche Flämmchen gedrosselter Hitze an einer Email-Kaffeekanne und einer Eisenpfanne. Hinten auf der Platte standen einige Liter Wein, weißer und roter, und ein Dutzend Flaschen mit Whiskey, Brandy und Likören. »Hier ist so was wie mein Arbeitszimmer.« Rückenmuskeln bewegten
Weitere Kostenlose Bücher