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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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sich unter behaarter Haut. »Hier verbringe ich glaube ich mehr Zeit als vorn.« Auch hier Regale; weitere Kurzwellenteile; eine Arbeitsbank mit Lötzinn befleckt, dünne Drahtstücke; Teile einer Pinnwand, in der Dutzende von kleinen, bunten Transistoren, Resistoren und Kondensatoren steckten; einige leere Gehäuse; ein einzelner Lehnstuhl; die Füllung quoll auf den Armlehnen zwischen den mürben Fasern heraus, ließen den Raum voll wirken. Über dem Zinkabwaschbecken war der Bambusvorhang vor der Scheibe weggezogen. (Der Kittopf stand offen auf dem Fensterbrett, ein Küchenmesser steckte darin; die Scheiben waren fleckenlos - außer ein paar Kittfingerabdrücken.) Draußen hingen zwei Jeans und eine Menge Socken an einer Leine. »Suchst du das Klo, Kid?« Ich gehe einfach aufs Dach. Draußen ist ein umgedrehter Kaffeetopf und eine Rolle Klopapier darunter. Es gibt keine Leitungen. Alles geht sofort über den Rand.
    »Na, ist okay.« Er ging hindurch. Bambus knackte und knackte hinter ihm. »Ich glaube, hier - in Bellona - kann man ungefähr alles haben, was man will. Ich meine, du gehst einfach irgendwo rein und nimmst dir, was du willst.«
    »Nur« - Tak warf eine Handvoll von irgend etwas in die Pfanne — »ich brauche nicht viel.« Rauch zischte; es roch sehr gut und hörte sich auch gut an. »Glaube, wo ich nun einmal dabei bin, mache ich uns ein richtiges Frühstück. Ich verhungere.«
    »Yeah . . .« Beim Geruch von Thymian und Fenchel wurde die Nische unter seiner Zunge feucht. »Ich glaube, wenn du willst, kannst du hier so gut leben, wie du willst.« Und Rosmarin .. .
    Auf einem Brett neben dem Ofen lag ein mahagonifarbenes Brot zwischen verstreuten Krumen. »An frische Lebensmittel kommt man so gut wie überhaupt nicht. Besonders Fleisch. Aber es gibt genug in Dosen in der Stadt um auszukommen bis . . .« Tak schaute stirnrunzelnd über die haarige Schulter. »Die Wahrheit ist, ich weiß nicht, wie lange es reichen wird. Ich bin glücklicherweise auf ein paar gut gefüllte Lager gestoßen, die noch kein anderer gefunden zu haben scheint. Nach und nach wirst du merken, daß die Leute hier nicht besonders praktisch sind. Wenn sie es wären, wären sie glaube ich nicht hier. Aber wenn jemand zufällig auf eine meiner ausgezeichneten top se-cret, ganz geheimen Essenquellen stößt, kann man in einer Stadt wie Bellona nicht einfach sagen: >Hau ab oder ich hol die Polizei.< Es gibt keine Polizei. Nimm ein Stück Brot. Noch so ein Glück: Ich bin auf diese Frau gestoßen, die Brot backt, jede Woche Laibe über Laibe von dem Zeug; gibt es einfach jedem, der vorbeikommt. Irgendwie verstehe ich es nicht, sie nimmt dazu weder Zucker noch Salz, deshalb - so gut es auch aussieht -, man muß sich daran gewöhnen. Aber es macht satt. Sie lebt in der Gegend am Lower Cumberland Park - redet irres Zeug. Sie ist sehr nett, und ich bin froh, daß ich sie kenne; sie geht zu allen möglichen Leuten, von denen viele nicht ganz richtig sind. Tak schnitt eine Scheibe ab, drehte sie um und hielt sie hin. »Margarine ist da drüben. Hab schon eine Zeitlang keine gefrorene Butter gefunden. Aber gute Pflaumenmarmelade. Selbstgemachte. In irgendeinem Keller, letzten Herbst.«
    Er nahm das Brot, griff nach einem Küchenmesser und nahm den Deckel von einer Plastik-Butterdose.
    »Das sollte bis zum Frühstück reichen, das« - Tak rührte mit einem Spatel in der Kasserolle herum - »in drei Minuten serviert wird.«
    Unter dem Gelee und der Margarine krümelte Brot auf seine Zunge, das merkwürdig geschmacklos war, doch es machte ihm Appetit.
    Während er kaute, blickte er über die Zeitungen, die auf der einen Seite der überfüllten Werkbank aufgestapelt lagen.
     
    BELLONA TIMES
    Samstag, 1. April, 1919
     
     
    BELLONA TIMES
    Donnerstag, 25. Dezember, 1933
     
     
    BELLONA TIMES
    Mittwoch, 25. Dezember, 1940
     
     
    BELLONA TIMES
    Montag, 25. Dezember, 1879
     
     
    Die Überschrift lautete hier:
     
    ROBERT LOUIS STEVENSON
    GEHT VON MONTEREY NACH FRISCO
     
    »Hat Calkins ein Herz für Weihnachten?«
    »Das war letzte Woche«, sagte Tak, »vor einiger Zeit war jede Ausgabe von 1984.«
    Die nächsten sechs Ausgaben liefen von 14. Juli 2022 bis zum 7. Juli 1837 (Schlagzeile: Nur noch hundert Jahre bis Harlows Tod)
    »Es ist ein richtiges Ereignis, wenn er zwei Nummern mit aufeinanderfolgenden Daten herausbringt. Es gibt nie zwei hintereinander aus dem gleichen Jahr. Aber manchmal vergißt er es, und auf Dienstag folgt wirklich

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