Dhalgren
Laderampe schwangen die Fleischerhaken sanft unter der Plane.
»Gehen wir da rein, wo du rausgekommen bist . . .?«
Der Rauch oben um die Häuser wurde in der Dämmerung durchsichtig.
»Keine Sorge.« Tak grinste. »Man gewöhnt sich dran.«
»Ich meine, daß du auf der anderen Seite der . . .« Er sah wieder hinüber zu der drei Fuß hohen Betonrampe, die unter den Planen am Gebäude gegenüber entlanglief.
»Komm.« Tak ging einen Schritt weiter. »Oh - noch eins. Du kannst deine Waffe vor der Tür lassen.« Er deutete in Richtung auf die Orchidee. »Sei nicht sauer. Regel des Hauses.«
»Oh, ja, klar.« Er folgte Tak die Stufen hinauf. »Hier, eine Sekunde.«
»Leg es dahinter.« Tak deutete auf zwei dicke asbestbedeckte Rohre im Eingang. »Es wird noch da sein, wenn du zurückkommst.«
Er schnallte das Armband los, schlüpfte mit den Fingern aus der Halterung, bückte sich und legte das Gerät auf den Boden hinter die Rohre.
Tak, schon oben auf der dämmrigen Treppe, ging abwärts.
Er stand auf und eilte ihm nach.
»Fünfzehn Stufen.« Tak war schon unsichtbar unterhalb von ihm. »Es ist ganz schön dunkel, deshalb zählst du besser.«
Es gab kein Geländer. Er hielt eine Hand an der Wand. Am Handgelenk, wo das Armband der Orchidee gesessen hatte, prickelte es. Haare trockneten wieder, zogen sich zusammen und kitzelten. Jeden zweiten Schritt stieß sein nackter Fuß auf die Kante der Stufe, der Absatz auf unebenem Marmor, Ballen und Zehen in der Luft. Taks Stiefel klapperten weiter unten dreizehn . . . vierzehn ... der letzte Schritt überraschte ihn dennoch. »Hier zurück.«
Er folgte ihm durch die Dunkelheit. Der Beton unter seinen Füßen war sehr warm. Die Schritte vor ihm hörten sich anders an. »Stufen hoch.« Er wurde langsamer.
». . . geh mir nicht verloren. Verlauf dich nicht.« Jetzt fand er ein Geländer.
Er konnte die Treppenabsätze aus den unterschiedlichen Tönen von Loufers Gang vorausahnen. Nach dem dritten Stock deuteten schwache Linien in Kopfhöhe Türen an.
Rhythmus ist das einzig Sichere. In dieser Dunkelheit erinnere ich mich beim Hinaufsteigen an die Sterne des Pazifik. Dieser rituelle Aufstieg findet in einer Stadt statt, die sie ausradiert und auch die Sonne abgedeckt hat. Eisenwolf hat etwas. Ich will es, ohne es definieren zu müssen. Die gefährliche Illumination, das Licht im explodierenden Auge, ist nicht für diese andere Stadt.
»Letzter Stock -«
Sie waren neun Stockwerke hinaufgestiegen. »Wir sind da.«
Eine Metalltür quietschte in den Angeln.
Als Tak vor ihm auf das geteerte Dach stieg, wandte er den Kopf ab von der wolkigen Dämmerung. Nach der Dunkelheit war dies immer noch zu hell. Er hielt auf der Schwelle und kniff das Gesicht gegen das Licht zusammen, eine Hand am Türpfosten, die andere hielt die gerippte und genietete Tür offen.
Bis in Hüfthöhe lag der Rauch.
Er entspannte sein Gesicht und zwinkerte mehrmals.
Hinter der Brüstung aus Ziegelsteinen erstreckten sich Dächer über Dächern und verloren sich im Nebel. Dort die Lücke mußte der Park sein. Dahinter lag ein Hügel, von Häuserzeilen überzogen. »Jesus.« Er blinzelte in die andere Richtung. »Ich habe nicht - gemerkt, daß das so weit von der Brücke entfernt ist. Ich kam gerade daher, als du mich unten auf der Straße angesprochen hast.«
Tak kicherte. »Na, du bist ganz schön weit gewandert.«
»Ich kann nur ein kleines Stück« - er stand auf den Zehenspitzen - »vom Fluß sehen« - und senkte sie wieder. »Ich dachte, es wäre nur zwei oder drei Blocks weiter.«
Taks Kichern wurde zu Lachen. »Hey, wie hast du die eine Sandale verloren?«
»Huh?« Er sah hinab. »Oh, . . . man hat mich gejagt. Mit Hunden.« Auch das hörte sich komisch an, und er lachte auch. »Yeah, wirklich.« Er nahm seinen Fuß, legte ihn aufs Knie, um die verkrustete und gefühllose Sohle zu untersuchen. Die schwieligen Ränder waren an beiden Seiten gerissen. Knöchel, Fessel und Wölbung waren rußig-grau. Absatz, Ballen, Rand und die staubigen Zehen waren pechschwarz. Er wackelte mit den Zehen: Sand knirschte. »Ich glaube, es war« - er sah auf und runzelte die Stirn - »vielleicht vor ein paar Tagen« - und setzte den Fuß ab. »Es war ungefähr drei Uhr. Morgens. Es regnete. Keine Autos. Also habe ich auf irgendeiner Veranda ein Schläfchen gehalten. Ungefähr um fünf, als es hell wurde, ging ich wieder auf die Straße, um zu trampen. Es regnete aber immer noch. Also habe ich gedacht,
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