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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Mittwoch - oder geht das andersherum? - Es überrascht mich nur, daß die Leute keine Wetten darauf abschließen; wenn man versucht, das nächste Datum der Times herauszufinden, ist das ungefähr die Bellona-Variante vom Lotto. Oh, er hat auch richtige Nachrichten drin - Artikel über Probleme bei der Evakuierung; Skorpione, die die übriggebliebenen Bürger tyrannisieren, was bei den ärmeren Kommunen passiert; Rufe nach Hilfe von draußen -, sogar gelegentlich ein persönlicher Artikel über einen Neuen.« Tak gab ihm ein bezeichnendes Nicken. »Man liest es, denn es ist die einzige Zeitung hier. John, Wally, Mildred, Jommy- sie lesen es im Park. Es macht mich richtig hungrig, eine richtige Zeitung zu sehen, weißt du? Nur um herauszufinden, wie der Rest der Welt ohne uns fertig wird.«
    Nahm Taks Stimme wieder einen unsicheren Unterton an? Nur probeweise, stellte er fest und merkte auch: Je länger er blieb, desto weniger würde er diesen Ton hören. Welche Bitten nach Komplizenschaft in was auch immer für einem Labyrinth der Verzweiflung dieser Ton dem Zuhörer stellte, welche Forderung, die Situationen zu erleichtern, die per definitionem unveränderbar waren: diese Bitten, diese Forderungen konnte man nur an jemanden stellen, der sehr neu war in diesen Labyrinthen und solchen Situationen. Und die Zeit radierte diesen Status aus, selbst jetzt, während er geschmackloses Brot kaute. »Das Land sonst, geht's da gut?«
    Tak drehte sich mit dem Messer in der Hand um.
    Er sprang hoch, obwohl er wußte, daß Eisenwolf nur dabei war, irgend etwas Eßbares zu zerschneiden. »Gestern war es, glaube ich, hat mich ein Typ mitgenommen, der eine Zeitung aus L. A. im Wagen hatte. An der Westküste ist alles in Ordnung. Später nahmen mich zwei Frauen mit, die eine Zeitung aus Philadelphia dabeihatten. Auch die Ostküste ist okay.« Er sah wieder auf die Zeitungen auf der Bank hinab, beobachtete, wie seine dicken angefressenen Finger herumgrabschten, sah Brotkrumen, Margarinespuren und Geleeflecken. »Hier ist die einzige Stelle . . . « Er zuckte die Achseln und fragte sich, wie Tak seine Informationen aufnehmen würde, gut, schlecht oder ob er es überhaupt glaubte . . . »glaube ich.«
    Warum schüttest du uns keinen Kaffee ein?«
    »Okay.« Er ging um den Lehnstuhl herum, nahm den Emailletopf vom Brenner. Der Griff stieß ihm an die Fingerknöchel, als er einschüttete.
    In den Tassen tauchten, einer nach dem anderen, funkelnde Ringe auf, schwarz und undurchsichtig.
    »Wir essen drinnen.« Über den Tellern voll Eiern, Schinken und Brot standen zwei bernsteinfarbene Schnapsgläser auf dem Tablett zwischen Taks umgreifenden Daumen. Als sich Tak wieder dem Bambus zuwandte, floß Licht in die Brandys.
    Drinnen setzte er sich wieder aufs Bett und stellte den Teller auf seine Knie, bis es zu heiß wurde. Er hob ihn erst an einer Seite hoch, dann an der anderen und spießte den Schinken aus der Soße, oder schob die Stücke mit dem Daumen auf die Gabel.
    »Es ist erstaunlich, was Worcester-Sauce aus dehydrierten Eiern macht«, sagte Tak zwischen zwei Bissen. »Gott sei Dank.«
    Er biß in ein winziges Stückchen Knoblauch; die verschiedenen Gewürze entfalteten ihr Aroma in seinem brennenden Mund; die Mischung der verschiedenen Gerüche erinnerte ihn an viele gute Sachen, doch an nichts Spezielles (sein Teller war schon halb leer), an dem er seinen Geschmack orientieren konnte.
    »Da dies sowohl Abendessen als auch Frühstück ist« - er goß sich am Schreibtisch sitzend noch ein Glas ein-, »glaube ich, daß Brandy gerade das Richtige ist.«
    Er nickte, die bernsteinfarbene Kugel verschwand in seinen übergroßen Fingern. »Ist richtig gut.« Er sah auf seinen Teller und wünschte, da wäre etwas Gemüse, vielleicht sogar Salat.
    »Hast du irgendwelche Pläne, wo du hin willst?« Tak schluckte sein zweites Glas, goß sich noch einen ein und hielt ihm die Flasche hin.
    Er schüttelte den Kopf wegen der Flasche und zuckte die Schultern hoch als Antwort auf die Frage.
    »Du kannst hier ein bißchen schlafen.«
    Gelangweilt dachte er: Artischocken. Dann sah er die Poster an. »Du stehst richtig so auf Sado-Maso, huh?« Er hoffte, das Essen im Mund würde seine Bemerkung undeutlich machen.
    »Mm?« Taks Kaffee blubberte, als er daran nippte. »Kommt drauf an, mit wem ich zusammen bin.« Er stellte die Tasse auf den Schreibtisch, zog die Schublade auf und griff hinein: »Schon mal eine von diesen gesehen?« Es war eine

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