Dhalgren
sie. »Laß uns so tun -«
Er zwinkerte.
»- als ob du und ich in einem grauen Park sitzen, an einem grauen Tag in einer grauen Stadt.« Sie blickte stirnrunzelnd zum Himmel. »Die Luftverschmutzung ist grauenhaft hier.« Sie lächelte. »Ich mag graue Tage, so wie heute, Tage ohne Schatten - « Dann sah sie, wie er seine Orchidee gegen den Stamm schlug.
Seine Faust zitterte zwischen den Klingen, als sie im Stamm saßen.
Sie saß neben ihm auf den Knien. »Ich weiß, was wir tun können. Laß uns das hier abnehmen!« Sie zerrte an dem Armband. Sein Arm wurde von ihren Fingern geschüttelt. »Hier.« Und seine Hand war frei.
Er atmete schwer. »Das ist« - er blickte auf die Waffe, die immer noch mit drei Spitzen feststak - »ein ziemlich häßliches Ding. Laß es zum Teufel da Liegen.«
»Es ist ein Werkzeug«, sagte sie. »Kann sein, daß du es gebrauchen kannst. Sei dir aber bewußt, wenn du es gebrauchst.« Sie rieb seine Hand.
Sein Herz schlug wieder langsamer. Er holte noch einmal tief Luft. »Du solltest Angst vor mir haben, weißt du?«
Sie zwinkerte. »Hab' ich auch«, und setzte sich wieder auf die Fersen. »Aber ich möchte ein paar Dinge, vor denen ich Angst habe, ausprobieren. Das ist der einzige Grund, warum ich hier bin.«
»Was«, fragte sie, »ist denn mit dir?« »Huh?«
Sie legte drei Finger auf seine Stirn und zeigte ihm dann die glänzenden Flecken. »Du schwitzt.« »Ich war . . . plötzlich sehr glücklich.«
Sie runzelte die Stirn. »Ich habe gedacht, du bist zu Tode erschrocken! «
Er räusperte sich und versuchte ein Lächeln. »Es war wie . . . ja nun, ich war plötzlich sehr glücklich. Ich war glücklich, als ich in den Park kam. Und dann ganz plötzlich . . .« Er rieb jetzt ihre Hand.
»Okay«, lachte sie. »Hört sich gut an.«
Sein Kinn verkantete sich. Er entspannte sich wieder und grunzte: »Was . . . was bist du für ein Mensch?«
Ihr Gesicht öffnete sich vor Überraschung und Kummer: »Laß uns mal sehen. Umwerfend. Charmant- acht-vier Pfund davon entfernt absolute Spitze zu sein . . . sag' ich mir gern; die Familie hatte eine ganze Menge Geld und gesellschaftliche Verbindungen, aber dagegen lehne ich mich gerade auf.« »Okay.«
Ihr Gesicht war eckig, klein und gar nicht umwerfend, aber es war auch hübsch. »Hört sich sehr exakt an.«
Der Humor verschwand, und es blieb Überraschung zurück. »Du glaubst mir? Du bist ja komisch!« Sie küßte ihn plötzlich auf die Nase, es schien ihr nicht peinlich zu sein, genauer gesagt, eher als hätte sie eine wichtige Geste geplant:
Nämlich, ihre Harmonika zu nehmen und ihm Töne ins Gesicht zu blasen. Sie lachten beide (er war erstaunt unter dem Lachen und fürchtete, daß man es sah), und sie sagte: »Laß uns ein bißchen gehen.«
»Deine Wolldecke . . .?«
»Laß sie hier.«
Er nahm das Notizbuch. Sie traten Laub mit den Füßen. Er stoppte, als sie an den Weg kamen, und sah auf seine Hüfte hinab. »Uuh . . .?«
»Kannst du dich«, fragte er langsam, »daran erinnern, daß ich die Orchidee abgenommen und hergehängt habe?«
Sie sah hinunter.
»Ich hab' sie dahin getan.« Sie rieb mit dem Daumen einen Fleck von der Harmonika. »Du hättest sie liegengelassen; also habe ich eine Klinge durch deine Gürtelschlaufe gehängt. Ehrlich. Es kann hier gefährlich werden.«
Mit leicht geöffnetem Mund nickte er, als sie Seite an Seite auf den schattenlosen Weg gelangten.
Er sagte: »Du hast sie dahin getan.« Von irgendwoher fuhr eine kraftlose Brise durch das Grün. Er nahm den rauchigen Dunst vor ihnen als zwei Atemwolken wahr, bevor sie sich unbeachtet verflüchtigten. »Du bist ganz allein, hast einfach die Leute da im Park getroffen?«
Sie blickte ihn mit einem Du-mußt-verrückt-sein-Blick an. »Ich kam mit einer ganze Gruppe. Dufte, aber nach einigen Tagen gingen wir uns auf die Nerven. Ich meine, es ist ganz schön, ein Auto zu haben. Aber wenn du hilflos wirst, nur weil es kein Benzin gibt. . .« Sie zuckte die Schultern hoch. »Bevor wir hierherkamen, haben Phil und ich eine Wette abgeschlossen, ob dieser Platz hier wirklich existiert.« Ihr unerwartetes, plötzliches Lächeln bestand nur aus Augen und sehr wenig Mund. »Ich habe gewonnen. Ich blieb eine Zeitlang bei der Gruppe, mit der ich hierherkam. Dann bin ich sie losgeworden. Ein paar Nächte mit Milly, John und den anderen. Dann bin ich los und hatte ein paar Erlebnisse - bis vor ein paar Tagen, als ich zurückkam.«
Dachte: Oh - »Hattest du Geld,
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