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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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als du hierherkamst?« - Phil.
    »Die Gruppe, mit der ich kam, hatte welches. Hat ihnen sehr viel gebracht. Ich meine, wie lange würdest du in einer Stadt wie dieser hier herumlaufen und ein Hotel suchen? Nein, ich mußte sie loswerden. Sie waren froh, mich los zu sein.«
    Sie blickte auf ihre Tennisschuhe und lachte, spöttisch, merkwürdig.
    »Es gehen Leute von hier fort«, sagte er. »Die Leute, die mir die Orchidee gegeben haben, waren auf dem Weg nach draußen, als ich hineinging.«
    »Einige Leute gehen.« Wieder lachte sie. Es war ein ruhiges, selbstsicheres, verblüffendes und verwirrendes Lachen.
    Er fragte: »Was für Erlebnisse hattest du?«
    »Ich habe gesehen, wie ein paar Skorpione kämpften. Das war eigenartig. Alptraums Trip ist nichts für mich, aber man hat hier wenig Auswahl, der Platz ist klein. Ein paar Tage habe ich ganz allein in einem wunderschönen Haus oben auf den Hügeln verbracht; danach ging ich fast die Wände hoch. Ich bin gern draußen. Dann war da eine Zeitlang Calkins.«
    »Der Typ, der die Zeitung herausgibt?«
    Sie nickte. »Ich war ein paar Tage bei ihm. Roger spielt so eine Art permanentes Wochenende-auf-dem-Lande, nur innerhalb der Stadtmauern. Er hat immer ein paar interessante Leute da.«
    »Warst du einer dieser interessanten Leute?«
    »Ich glaube, Roger fand mich ganz dekorativ. Für das Amüsement der Interessanten. Sein Fehler.«
    Sie war hübsch in einer groben Art - mehr nett.  
    Er nickte.
    »Das bißchen Zivilisation tat mir ganz gut. Dann bin ich wieder alleine los. Warst du in dem Kloster, draußen bei Holland?«
    »Huh?«
    »Ich bin noch nie dagewesen, aber ich habe gehört, daß ein paar wirklich ehrliche Leute da so eine Art religiöse Zurückgezogenheit praktizieren. Ich weiß immer noch nicht, ob sie damit anfingen, bevor es hier losging, oder ob sie erst später dahinzogen und es übernahmen. Aber es hört sich eindrucksvoll an. Zumindest, was man so hört.«
    »John und Mildred sind auch sehr ehrlich.«
    »Touche!« Sie blies einen Akkord, dann sah sie ihn neugierig an, lachte und fuhr über die hohen Töne. Er sah sie an, und ihre Augen, die darauf warteten, daß er etwas sagte, waren grüner, als der Rauch es den Blättern ringsumher erlaubte.
    »Es ist hier wie eine Kleinstadt«, sagte er. »Was kann man außer klatschen schon tun?«
    »Kaum etwas.« Sie schlug wieder gegen die Stämme. »Was aber eine Erleichterung ist, wenn man es so betrachtet.«
    »Wo wohnt Calkins?«
    »Oh, du magst Klatsch! Einen Augenblick lang hatte ich Angst.« Sie hörte auf, gegen die Stämme zu klopfen. »Sein Zeitungsbüro ist schauderhaft! Er hat ein paar von uns mit dorthingenommen, da, wo sie gedruckt wird. Grau, düster und elend und hallend.« Sie verzog ihr Gesicht, zog Schultern und Hände zusammen. »Ahhh, aber dieses Haus. Ganz toll!« Alles entspannte sich wieder. »Direkt auf dem Hügel. Großes Grundstück. Du kannst die ganze Stadt überblicken. Ich glaube, es war eine tolle Aussicht, als noch alle Laternen nachts brannten.« Kurzes Zusammenzucken. »Ich habe versucht, herauszufinden, ob er immer da gelebt hat, oder ob er auch nur dorthin gezogen ist und es übernommen hat. Aber Fragen wie diese stellte man nicht.«
    Er drehte sich um, und sie folgte ihm. »Wo ist sein Haus?«
    »Ich glaube, die richtige Adresse ist Brisbain South.« »Wie hast du ihn getroffen?«
    »Sie hatten eine Party. Ich kam dazu. Jemand, den ich kannte, lud mich ein. Phil war das.« »Hört sich einfach an.«
    »Ah, es war sehr schwierig. Willst du da hoch und Calkins kennenlernen?«
    »Nun, hier sieht alles ziemlich abgefleddert aus. Ich könnte ja hinaufgeben und sehen, ob mich auch jemand einlädt?« Er machte eine Pause. »Natürlich, du bist ein Mädchen. Für dich wäre es leichter, oder? Dekorativ zu sein?«
    Sie hob die Augenbrauen. »Muß nicht sein.«
    Er sah sie eine Zeitlang an, bis sie seinen Blick erwiderte. Eine Idee zog ihm durch den Kopf, die ihn belustigte.
    »Siehst du den Weg da hinter dem Fußballtor?«
    »Yeah.«
    »Er führt geradezu auf Brisbain North. Die nach einem Stück auf Brisbain South mündet.«
    »Heh«. Er grinste sie an, ließ dann den Kopf auf die Seite fallen. »Was ist los?«
    »Ich bin traurig, daß du gehst. Ich hatte mich auf einen gefährlichen Nachmittag eingerichtet. Wollte mir dir herumlaufen und für dich Harmonika spielen.«
    »Warum kommst du nicht mit?«
    Ihr Blick verriet Verlegenheit und verborgene Zustimmung. »Ich war da schon.«

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