Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
vor Lachen und schritt durch den Löweneingang. Es ist leicht, dachte er, Geräusche entweder weiß (vielleicht der reine Ton eines Verstärkers; und das andere, das Gegenteil, was man weißen Lärm nennen konnte) oder schwarz (riesige Gongs, größere Glocken) oder die Grundfarben darzustellen (die Differenziertheit eines Orchesters). Hellgrau ist Stille.
    Ein anständiger Wind könnte diese Stadt wecken. Als er hineinging, fielen die Häuser hinter der Parkmauer zurück. (Er fragte sich, welches Übel sie zum Schlafen gebracht hatte.) Die Bäume warteten.
    Dieser Park streckt sich auf den Wracks der Stille aus.
    Dutzende von Visionen über diese Stadt durchzogen seine Gedanken. Dazwischen lief er ruckartig. Sein Körper fühlte sich rauschartig schwer. Die Zunge lag wie ein Wurm in seinem Mund. Atem in der Mundhöhle imitierte den Wind; er lauschte auf das Geräusch in seiner Nase, da das alles war, auf das er lauschen konnte.
    Seine Faust ballte sich in ihrem Käfig wie eine schwere Blume.
    Nach Nächten mit Sex hatte er immer dieses Hab-wieder-vom-Lotus-genascht-Gefühl, dieses Oh-alles-ist-sanft-und-schwebend, dieses Kater-innen-und-außen-Gefühl, wo alles in der Welt Schmerz ist, und der Körper sich empfindlich und gut anfühlt. Verzögert? Aber es war da. Die Kommune? Er fand den Springbrunnen und überlegte, ob er hinging oder nicht.
    Er spuckte blutige, bernsteinfarbene Stücke. Wasser spülte sie aus dem kiesigen Bassin. Dann kam es gründlich und immer noch Zahnfleischbluten. Er gurgelte das Wasser, das durch etwas unter seiner Zunge bitter wurde, durch die Zähne und spuckte, spuckte, spuckte, bis es klar war. Seine Lippen kitzelten. Yeah, und er fühlte sich besser.
    Er verließ den Brunnen, starrte auf Grau; der Bauch fühlte sich kühler an; Klingen flüsterten an den Jeans. Hinter dem Damast aus Zweifeln und Zögern lag wie Silber unerwartete Freude.
    Etwas ... er hatte überlebt.
    Er tänzelte über den Hügel, war glücklich, Herz und Gedärm und den Rest dieser lärmenden Maschinerie zu vergessen. Dieses weiche, dieses ekstatische Grau, durch das er hüpfte, mit der schlaufenden Kette, den süßen Rauch schmeckte, sich auf staubigem Gras ausstreckte, ausbreitete.
    Der lange metallische Ton wurde tiefer, wechselte zu einem anderen über. Jemand spielte auf einer Harmonika - Silber? Artischocken? Neugier durchfuhr ihn, drückte seine Mundwinkel abwärts.
    Musik quoll durch die Bäume wie eine Farbe über eine graue Wand. Er wurde langsamer und ging verwundert hinüber. Seine Füße traten auf buschiges Gras. Er runzelte die Stirn nach rechts und links und war sehr glücklich. Der Ton verstrickte sich in den unteren Zweigen.
    In einem Baum? Nein . . . auf einem Berg. Er ging um die Felsen herum, die zu einer Erhebung wuchsen. Die Musik drang dort herunter. Er sah zwischen Blattgrau und Zweiggrau hinauf. Bild: Die Harfe von den Lippen genommen, und der Atem (aus den Lippen) wird zum Lachen. »Hallo!« rief sie, lachend.
    »Hallo«, sagte er, konnte sie nicht sehen.
    »Bist du die ganze Nacht herumgelaufen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »So ungefähr.«
    »Ich auch.«
    Während er merkte, daß er keine Ahnung hatte, wie weit sie von ihm entfernt war, lachte sie wieder, was in Musik überging. Sie spielte komisch, aber gut. Er verließ den Weg.
    Mit der rechten Hand (gefesselt) wedelte er herum, mit der linken griff er nach Bäumchen und stolperte so auf den Hügel. »Hey . . .!« weil er ausglitt, und sie hielt inne.
    Er fing sich wieder und kletterte.
    Sie spielte weiter.
    Er stoppte, als die ersten Blätter von ihr herabwehten.
    Sie hob die apfelgrünen Augen. Mit gesenktem Kopf hielt sie den Mund an der Metallorgel.
    Wurzeln, so dick wie ihre Arme, hielten den Boden um sie herum. Ihr Rücken war an einen dicken Stamm gelehnt. Blätter verbargen ihre Seite.
    Sie trag ein Hemd. Ihre Brüste waren immer noch hübsch.
    Die Kehle zog sich ihm zu. Er fühlte jetzt seinen Bauch und sein Herz, und alle die kleinen Schmerzen, die von seiner Haut ausstrahlten. Es ist dumm, vor . . . Bäumen Angst zu haben. Doch er hätte sie lieber zwischen Steinen getroffen. Er ging noch einen Schritt, die Arme zum Hang ausgebreitet, und sah sie jetzt ohne Laub, bis auf ein Blatt, das an ihrem Tennisschuh lag.
    »Hi ...«
    Neben ihr lag eine Decke. Die Säume ihrer Jeans waren ausgefranst. Dieses Hemd, merkte er, hatte überhaupt keine Knöpfe (silberne Punkte als Muster). Jetzt war es halb zugebunden. Er sah auf die

Weitere Kostenlose Bücher