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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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Stelle zwischen den Stoffteilen. Wirklich, sehr niedlich.
    »Du fandest die Gruppe gestern abend nicht so gut?« Sie wies mit dem Kinn irgendwohin in den Park.
    Er zuckte mit den Schultern. »Nicht, wenn sie mich wach machen und ich arbeiten muß.«
    »Hätten sie auch nicht gemacht, wenn du so getan hättest, als schliefest du. Sie schaffen nicht allzuviel.«
    »Shit.« Er lachte und ging auf sie zu.
    »Den Eindruck hatte ich nicht.«
    Sie umklammerte die Knie mit den Armen. »Aber es sind gute Leute.«
    Er sah ihre Wange, ihr Ohr, ihr Haar an.
    »Sich in Bellona zurechtfinden, ist am Anfang ein bißchen komisch. Und sie sind schon eine ganze Weile hier. Nimm sie, wie sie sind; halt die Augen offen, und sie bringen dir eine Menge bei.«
    »Wie lange bist du schon bei ihnen?« - dachte: Ich throne so über ihr; sie sieht allerdings so aus, als fände sie mich dafür zu klein.
    »Oh, ich wohne hier in der Nähe. Ich geh' nur manchmal für ein paar Tage rüber . . . wie Tak. Ich bin jetzt gerade ein paar Wochen bei ihnen gewesen. Ziemlich viel zu tun.« Sie blickte durch die Blätter. Als er sich auf dem Stamm niederließ, lächelte sie »Du bist letzte Nacht gekommen?«
    Er nickte. »Ganz schön was los, letzte Nacht.«
    Etwas in ihrem Gesicht kämpfte gegen ein Grinsen an.
    »Wie . . . heißt du?«
    »Lanya Colson. Du heißt Kidd, ja?«
    »Nein, das ist nicht mein Name. Ich weiß nicht, wie ich heiße. Ich kann mich an meinen Namen nicht mehr erinnern, seit . . . ich weiß nicht mehr.« Er runzelte die Brauen. »Denkst du, daß das verrückt ist?«
    Sie zog die Brauen hoch, legte die Hände aneinander (er erinnerte sich an die Nagellackreste; also mußte sie sie heute morgen frisch lackiert haben: Ihre Nägel waren so grün wie ihre Augen) und drehte die Harmonika.
    »Kid ist der Name, den mir Eisenwolf geben wollte. Und das Mädchen in der Gruppe hängte das zweite >d< daran. Aber so heiße ich nicht. Ich kann mich an meinen verdammten Namen nicht erinnern.« Die Drehbewegung stoppte.
    »Das ist schon verrückt. Ich vergesse auch eine Menge anderer Dinge. Wie findest du das:« und wußte nicht, wie er den absinkenden Tonfall der Frage gedeutet hätte.
    Sie sagte: »Ich weiß nicht.«
    Nach einer kurzen Pause sagte er: »Aber man muß irgend etwas denken.«
    Sie griff in die zusammengerollte Decke und zog . . . das Notizbuch heraus. Er erkannte den verkohlten Einband.
    Sie biß sich auf die Lippen und fing an zu blättern. Plötzlich hielt sie inne und gab es ihm - »Ist einer von diesen Namen vielleicht deiner?« Die Liste, fein säuberlich mit Kugelschreiber ausgeführt, füllte zwei Spalten:
    Geoff Rivers Arthur Pearson
    Kit Darkfeather Earlton Rudolph
    David Wise Phillip Edwards
    Michael Roberts Virginia Colson
    Jerry Shank Hank Kaiser
    Frank Yoshikami Garry Disch
    Harold Redwing Alvin Fischer
    Madeleine Terry Susan Morgan
    Priscilla Meyer William Dhalgren
    George Newman Peter Weldon
    Ann Harrison Linda Evers
    Thomas Sask Preston Smith
     
     
    »Was soll dieser Scheiß?« fragte er verwirrt. »Da steht Kit mit einem indianischen Namen.«
    »Ist das vielleicht dein Name?«
    »Nein. Nein, das ist nicht mein Name.«
    »Du siehst ein bißchen indianisch aus.«
    »Meine Mutter war eine verdammte Indianerin. Mein Vater nicht. Das ist nicht mein Name.« Er sah wieder auf das Blatt. »Dein Name steht hier.«
    »Nein.«
    »Colson!«
    »Mein Nachname. Aber mein Vorname ist Lanya, nicht Virginia.«
    »Heißt irgend jemand in deiner Familie Virginia?«
    »Ich hatte mal eine Großtante, die Virginia hieß. Ehrlich. Sie wohnte in Washington D. C., und ich habe sie nur einmal getroffen, als ich sieben oder acht war. Kannst du dich an irgendeinen Namen in deiner Familie erinnern? Wie dein Vater hieß?«
    »Nein.«
    »Deine Mutter?«
    ». . . wie sie aussah, aber . . . das ist alles.« »Brüder oder Schwestern?« ». . . hatte keine.«
    Nach einer Pause schüttelte er den Kopf. Sie zuckte mit den Schultern.
    Er klappte das Buch zu und überlegte, was er sagen sollte. »Laß uns so tun« - und überlegte, was in dem Notizbuch wohl nach der Namensliste kam - »als ob wir in einer Stadt wären, einer verlassenen Stadt. Sie brennt, ja? Es gibt keinen Strom mehr. Man kann keine Fernsehkameras oder Radio hierherbringen, ja? Also hat uns jeder da draußen vergessen. Nichts dringt heraus. Nichts kommt rein.
    Wir tun so, als wäre alles in Rauch gehüllt, okay? Und jetzt kannst du nicht mal das Feuer sehen.«
    »Nur der Rauch«, sagte

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