Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
Vom Netzwerk:
gemacht?«
    »Nichts. Heute morgen, ehe ich herkam, habe ich ein Gedicht überarbeitet, das ich gestern abend geschrieben habe.«
    »Lesen Sie es mir vor?«
    »Nein.«
    Sie sah enttäuscht aus. »Ich glaube, ich möchte noch niemandem etwas vorlesen von dem, was ich bisher geschrieben habe.«
    Er hielt die Tasse mit beiden Händen und schlürfte.
    »Ist er Ihnen stark genug?« fragte Mrs. Richards von der Küchentür. »Ich habe hier noch Expreßkaffee.«
    »Ist gut so.« Schwarzer Kaffee stand in seiner leeren Mundhöhle und wurde allmählich kühler.
    »Ist Bobby schon auf?« fragte Mrs. Richards aus der Küche.
    »Ich habe ihn gehört. Was ist mit Daddy?«
    »Laß deinen Vater schlafen, Schatz. Er hatte gestern einen schweren Tag.«
    June fragte: »Möchten Sie noch Kaffee?«
    Er schüttelte den Kopf, und mit seiner Bewegung verbreitete sich der bittere Geschmack über ihrem gelben Haar, und Pflanzen in den Messingtöpfen und den grünen Vorhängen. Er lächelte und schluckte alles hinunter.
     
    *
     
    19-B war offen, verlassen und absolut normal: Küchengeräte, die Badematte über dem Rand der Wanne, ungemachte Betten. Nicht ein einziges Buch. Nun, die Möbel würden hineingehen.
    Die Beine des Lehnstuhls scharrten durch den Flur. Albern, wütete er durch das Echo. Warum frage ich sie nicht, wo sie das Zeug hin haben wollen? Schei . . .! Kipp den Sessel, damit er hineingeht.
    Der Sessel röhrte. Die Matratze der Liege sirrte auf der Seite. Er lehnte sie an die geblümte Couch und ging wieder in den Flur, die Frisierkommode zu holen.
    Zwei Fahrstuhltüren öffneten sich. Aus einer kam Wind, aus der anderen Mr. Richards. »Hi. Hab' gedacht, ich schau mal vorbei, bevor ich gehe.« Seine Krawatte hing sorgfältig, indigo, zwischen Kammgarnrevers. »Was machen Sie mit dem ganzen Plunder?«
    Kidd rollte die Zehen auf der Sandale und der Vinylfliese. »Ich . . . nun, ich stelle es in die Wohnung gegenüber.«
    Mr. Richards ging an ihm vorbei, blickte in 19-B. »Das geht wohl.« Sah ihn wieder an. »Oder?«
    Zusammen gingen sie in 19-A.
    »Ich denke, bis heute abend habe ich das Zeug hier raus, Mr. Richards.« Kidd war erleichtert, daß er nicht protestierte. »Dann mache ich den Boden und alles sauber. Es wird wirklich gut. Sie wird es mögen. Ich mache es ordentlich.«
    Mr. Richards blickte stirnrunzelnd zu den kaputten Glühbirnen.
    »Wenn Sie es lieber hätten, bringe ich das Zeug auch in den Keller.« Er war entspannt genug, das anzubieten, wußte, daß es abgelehnt würde.
    »Nur, wenn Sie wollen.« Mr. Richards holte Luft und kam herein. Seine Kreppsohlen mahlten über die Glasscherben. Er blickte hinunter. »Eigentlich gibt es keinen Grund dafür, es in den Keller zu schaffen. Außerdem weiß ich nicht, was mit dem Keller ist.« Er bewegte sich keinen Schritt und blickte umher. »Sie findet es sicher gut. Ja.« Er nahm die Hand aus der Tasche. »Warum ziehen Sie nicht auch den anderen Schuh an, Junge? Sie werden sich den ganzen Fuß zerschneiden.«
    »Ja, Sir.«
    Mr. Richards trat von dem Scherbenhaufen und schüttelte den Kopf.
    »Mr. Richards -?«
    »Wissen Sie, ich habe gedacht -« Mr. Richards fummelte an seinem Kragen herum, an seinem dicken Hals. Vielleicht war er einmal fett gewesen. » - ich meine, es ist ein guter Gedanke, umzuziehen. Für Mary. Was denken Sie darüber? Sie mag Sie, wissen Sie. Das ist gut. Ich habe mich gefragt, wen Edna wohl anbringt. Sie hat ein paar komische Freunde. Habe mich auch über sie gewundert, bis ich Sie unter all dem Dreck gesehen habe. Sie scheinen aber ein netter Junge zu sein. Was meinen Sie?«
    »Ihre Nachbarn unter Ihnen sind ganz schön grob.«
    »Glauben Sie, daß es etwas nützt, hier hochzuziehen?« Er wollte ihn beschuldigen: Sie glauben's nicht. Doch er zuckte die Achseln.
    »Was meinen Sie. Nur heraus damit. Mir können Sie's sagen. Bei der jetzigen Situation müssen wir zueinander ehrlich sein. Ich gebe ja zu, mir fällt das schwer. Aber man versucht's.«
    »Warum bleiben Sie in der Stadt?«
    »Glauben Sie denn, sie ginge? Nein, hier leben wir. Sie könnte das nicht.« Dann brach ein Atemstoß, den er zurückgehalten hatte, schmerzlich aus ihm heraus. Mr. Richards steckte die Daumen hinter den Gürtel. »Wissen Sie, hier, in diesem Haus, habe ich fast das Gefühl, alles ist nicht wahr. Ist nur eine dünne Schale.«
    Kidd wollte die Stirn runzeln. Tat es aber nicht. Ehrlich, dachte er.
    »Mary lebt in ihrer Welt, Küche, Saubermachen, Kinder. Ich komme nach

Weitere Kostenlose Bücher