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Dhalgren

Dhalgren

Titel: Dhalgren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel R Delany
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halbnackter Mann mit einer Schaufel stand knietief in einem . . . halb ausgehobenen Grab?
    Ein anderer in einem offenen Baumwollhemd stand am Rand. Eine junge Frau in buntem Umhang, Kinn auf beide Fäuste gestützt, saß auf einem Stamm und sah zu.
    »Seid ihr immer noch dabei?« fragte Lanya. »So weit wart ihr doch schon heute morgen?«
    »Ich wollte, du ließest mich graben«, sagte die junge Frau. »Klar«, sagte der Halbnackte mit der Schaufel. Er schüttelte das blonde Haar über die Schulter. »Sobald es leichter geht.«
    Die Fäuste der Frau fielen zwischen ihre geflickten Knie. Ihr Haar war sehr lang. In dem schwachen Licht war es schwer, festzustellen, welche Farbe es hatte, mehr Bronze oder Schwarz.
    »Ich frag mich, wie John auf die Ideen zu diesen Projekten kommt«, sagte der Mann im Baumwollhemd am Rand. »Ich war ganz glücklich, es in den Büschen zu machen.«
    Der Typ mit der Schaufel zog eine Grimasse. »Ich glaube, er macht sich um die Umweltverschmutzung Gedanken. Ich meine, sieh dir das doch an.« Die Schaufel schwang herum.
    Doch außer den paar Leuten, die bei den brennenden Aschebrocken standen oder saßen, sah Kidd nichts jenseits der von Flammen gebildeten Höhle.
    »Könnt ihr überhaupt sehen, was ihr da tut?« fragte Lanya. »Genug, um die gottverdammte Latrine zu graben!« Wieder senkte sich die Schaufel in die Erde.
    »Weißt du«, sagte der eine am Rand, »ich könnte jetzt in Hawaii sein. Ehrlich. Ich hatte eine Gelegenheit, habe mich aber entschieden, hierherzukommen. Ist das nicht ein bißchen stark?«
    Die Frau auf dem Stamm seufzte, als habe sie das schon zu oft gehört, stützte sich auf die Knie, stand auf und ging.
    »Könnte ich wirklich«, rief er hinter ihr her, dann wieder zu dem Dreckhaufen: »Wollte deine Alte wirklich graben?«
    »Nö.« Neue Dreckklumpen. »Glaube ich nicht.«
    Flap-flap, flap-flap, flap-flap - gerollte Times gegen einen Schenkel. John kam, ließ mehr Licht ein.
    Tschank-schsch, Tschank-schsch ging die Schaufel.
    »Für eine Latrine graben sie es viel zu nah da, wo die Leute immer sind«, sagte Kidd zu Lanya.
    »Erzähl mir das nicht«, gab sie zurück, »erzähl ihnen das.«
    »Das habe ich mir auch schon überlegt«, meinte John und hielt die Zeitung ruhig. »Du findest es zu nah, huh?«
    »Shit«, sagte der eine, der in Hawaii sein wollte und starrte Kidd an.
    »Also«, meinte Kidd, »ihr macht das so wie ihr wollt«, und ging.
    Und trat auf den Fuß von irgend jemand in einem Schlafsack. Als er sich wieder hochgerappelt hatte, verfehlte er nur knapp einen Kopf. Nur Millimeter hinter dem Lichtkreis standen Frisiertische, Schreibschränke, Lehnstühle, Liegen, die darauf warteten, von hier irgendwohin transportiert zu werden. Er blinzelte in der Hitze der Feuerstelle und steckte die Hände in die Gesäßtaschen. Er stand hinter drei anderen und beobachtete, wie ein lockiger Junge (Jommy?) ein Faß hochstemmte. -
    »Ist das nicht phantastisch? Wow! Seht euch das an! Ich hab's kaum geglaubt, als ich das fand - es ist Mehl. Richtiges Mehl. Und es ist auch noch gut! Oh, danke, Kidd. Yeah, so rum«, - um den Picknicktisch herum.
    »Hier?« fragte Kidd und stöhnte. Das Faß wog mindestens zweihundert Pfund.
    »Yeah.«
    Die anderen traten einen Schritt zurück.
    Jetzt ächzten sie beide, Kidd und Jommy, und stellten es hin.
    »Du weißt, Mann«, sagte Jommy, richtete sich auf und wischte sich lächelnd über die Stirn, »wenn du Hunger hast und in der Nähe bist, frag' ruhig nach etwas Eßbarem.«
    Kidd überlegte, was das wohl bedeutete. Lanya und Milly kamen dazu. »Furchtbar nett, daß du wieder hier bist und hier hilfst«, sagte Milly, als sie zwischen ihm und dem Feuer vorbeiging. In ihrem Schatten kühlten die heißen Stellen direkt über seinen Augen. Sie ging weiter. Lanya lachte.
    »Warum sind wir hergekommen?« fragte er.
    »Ich wollte nur kurz mit Milly reden. Schon fertig.« Sie nahm seine Hand. Zusammen gingen sie zwischen den Schlafsäcken und Wolldecken durch. »Wir schlafen wieder an meiner Stelle, wo wir letzte Nacht waren.«
    »Yeah«, sagte er. »Deine Wolldecken sind noch da?«
    »Wenn sie niemand weggenommen hat.«
    »Hawaii«, sagte zehn Schritte weiter jemand. »Ich frag' mich, warum ich nicht einfach dorthin gehe.«
    Lanya sagte: »John hat mich gefragt, ob du nicht das Latrinen-Projekt der Kommune übernehmen willst.«
    »Jesus -«
    »Er glaubt, du hast Führungsqualitäten.«
    »Und ein Gefühl für den Job«, ergänzte er. »Ich

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