DHAMPIR - Dunkelland
muss den Grund dafür herausfinden.«
Leesil schwieg, und Magiere bedauerte die Schärfe ihrer Worte. Sie beruhigte sich und fuhr fort:
»Bevor wir nach Norden reisen, zu den Kriegsländern und weiterzum Reich der Elfen, müssen wir nach Osten, landeinwärts und um den Golf von Belaski herum. Das ist schon die Hälfte der StreckenachDröwinka und weniger als ein Drittel des Weges nach Norden.«
Magiere legte Leesil die Hände auf die Wangen und beugte sich zu ihm hinab, bis ihre Stirn die seine berührte. Als sie den Kopf wieder hob, sah er nach unten und mied ihren Blick. Dann wurden seine Züge weicher. Seine Finger strichen ihr über die Wange, über den langen Hals und das Brustbein, ergriffen schließlich ihre Hand.
»Na schön, es ergibt durchaus einen Sinn. Wenn meine Mutter nach so langer Zeit noch lebt, droht ihr vermutlich keine Gefahr. Es dürfte also kaum eine Rolle spielen, wenn wir etwas länger brauchen, um sie zu erreichen.«
Magiere rutschte noch näher und schlang die Arme um ihn. Er verstand, aber trotzdem war ihr nicht ganz wohl dabei, ihm dies aufgezwungen zu haben.
»Und wenn wir genug über mich herausgefunden haben, machen wir uns sofort auf den Weg nach Norden, zu deiner Mutter«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Magiere wich weit genug zurück, um Leesil in die traurigen Augen sehen zu können. Zwar hatte sie ruhig gesprochen, aber angesichts der Bedeutung der bevorstehenden Reise fühlte sie sich klein und verloren. Leesil wollte antworten, als im vorderen Teil des Gasthauses eine Tür zufiel und das Geräusch von Schritten lauter wurde.
»Die Wirtin ist auf den Beinen«, sagte Magiere und wollte die äußere Welt noch etwas länger zurückhalten.
Leesil rückte zur Seite, schwang die Beine über den Bettrand und griff nach der Hose auf dem Nachtschränkchen.
»Nein«, sagte er. »Wahrscheinlich ist e s … «
Die Tür des kleinen Zimmers flog auf und prallte gegen die Wand.
»Magier e … Leesil! Ich begleite euch!«, rief Wynn. »Domin Tilswith hat mir frei gegeben!«
Wynn Hygeorht, Lehrling der belaskischen Gilde der Weisen, blieb wie angewurzelt stehen.
Ihre Aufregung verschwand schlagartig.
Leesil zog sich die Decke über den Unterleib, sein drahtiger Oberkörper leuchtete wie dunkles Gold im Kerzenschein. Gleichzeitig griff Magiere nach der Decke und versuchte, sie über ihren geisterhaft bleichen Körper zu ziehen. Dadurch verlor Leesil sie, und die Hose rutschte vom Nachtschränkchen und fiel auf den Boden. Seine bernsteinfarbenen Augen wurden groß, und Wynn lief rot an.
Leesil stand splitterfasernackt vor ihr.
»O h … «, brachte Wynn hervor. »O h … «
Ein leises Knurren veranlasste sie, den Blick zu senke n – Chap stand neben ihr. Einige Kletten und Holzsplitter steckten in seinem langen silbergrauen Fell, und seine hellen Augen blickten ins Zimmer.
Wynn hob wieder den Kopf und schien die Verlegenheit selbst zu sein.
»Bei den vergesslichen Göttern, Wynn!«, entfuhr es Magiere scharf. Sie hielt die Decke fest, als sie aufstand. »Haben dich die Weisen derGilde nie gelehrt, dass man anklopft, bevor man ein Zimmer betritt?«
Wynn schnappte plötzlich nach Luft und hielt sich die Augen zu, um nicht mehr den nackten Leesil und die näher kommende zornige Magiere sehen zu müssen. Mit einem dummen Fehler hatte sie genau jene Personen verärgert, die sie bei der bevorstehenden Reise begleiten wollte. Wie viel schlimmer konnte es noch werden?
»Hinaus mit dir!«, knurrte Magiere.
Wynn tastete nach der Tür und war viel zu verängstigt, die Augen zu öffnen. Zwei große Pfoten trafen sie, und die junge Weise wankte inden Flur. Dort stieß sie gegen die Wand und hörte, wie die Tür zufiel.
Als sie es schließlich wagte, durch die Lücken zwischen den Fingern vor ihren Augen zu spähen, saß Chap vor der geschlossenen Tür. In seinen hellen Augen lag fast so etwas wie Enttäuschung. Wynn rutschte an der Wand herunter zu Boden.
»Du hättest mich warnen sollen«, sagte sie.
Chap neigte, ohne zu blinzeln, den Kopf zur Seite. Er erinnerte Wynn an einen alten Meister der Weisengilde, der darauf wartete, dass ein begriffsstutziger Schüler die offensichtliche Antwort auf eine dumme Frage fand.
Wynn sah zur geschlossenen Tür. »Meine Güte«, stöhnte sie.
Chap brummte leise und leckte sich die Schnauze.
»Ach, sei still«, fuhr Wynn ihn an.
Leesil zog seine Hose an und streifte das Hemd über. »Jetzt haben wir keine Geheimnisse mehr vor Wynn.«
»Du
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