Dhampir - Götterjagd
schritt an Leesils Seite zum Tisch.
Domin Tilswith stand dort in seinem langen grauen Umhang. Ein dünner Rauchfaden stieg von einem Räucherstäbchen in der Kohlenpfanne auf. Es verblüffte Magiere, dass sich ihre Freunde mit den Vorbereitungen solche Mühe gemacht hatten.
Und das Lagerhaus war voller Menschen. In der Mitte hatten sie einen breiten Gang frei gehalten, und die vielen Gesichter schienen miteinander zu verschmelzen, als Magiere neben Leesil nach vorn ging.
Karlin und der Konstabler Darien Tomik standen beim jungen Geoffry und Aria. Selbst Loni, der elfische Inhaber des Gasthofes »Samtrose«, beobachtete das Geschehen interessiert. So viele waren gekommen, um an dieser Zeremonie teilzunehmen.
Magiere und Leesil traten vor Domin Tilswith. Chap blieb hinter ihnen stehen, und die beiden Trauzeugen Wynn und Osha verharrten rechts und links von ihnen. Tilswiths Belaskisch hatte einen starken Akzent, aber offenbar hatte er sich die Worte genau eingeprägt.
»Wir haben uns hier versammelt, um Zeuge zu werden, wie Magiere und Leesil den Bund fürs Leben schließen.«
Magieres Herz schlug schneller, als Tilswith sich vorbeugte und das seidene Band nahm.
»Streckt eure Hände aus«, sagte er.
Er band Leesils linke Hand locker an Magieres rechte. »Magiere, schwörst du, Leesil zu lieben, an seiner Seite zu stehen, ihn zu ehren und dich seiner anzunehmen, solange du lebst?«
Magiere sah Leesil an und sagte: »Ich schwöre.«
»Leesil, schwörst du, Magiere zu lieben, an ihrer Seite zu stehen, sie zu ehren und dich ihrer anzunehmen, solange du lebst?
Leesil erwiderte Magieres Blick. »Ich schwöre.«
Domin Tilswith zog das Band fort und nahm das Räucherstäbchen. Er hielt die Spitze an ein glühendes Kohlenstück und entzündete die beiden Kerzen.
Magiere nahm eine und Leesil die andere, und gemeinsam zündeten sie die Kerze in der Mitte an. Dann bliesen sie die Kerzen in ihren Händen aus und stellten sie auf den Tisch.
»Zwei Lichter sind jetzt eins«, verkündete Domin Tilswith. Er hob die eine Kerze. »Leesil und Magiere sind eins.«
Jubel erklang im Lagerhaus.
Wynn schwankte bei jedem Schritt. Vielleicht war der Boden des Schankraums ein wenig geneigt.
Die Feier im »Seelöwen« war zu eine r … Feier geworden. An so etwas hatte sie nie zuvor teilgenommen.
Bieja hatte sich beim Festmahl selbst übertroffen, und jetzt schenkte sie Wein direkt aus dem Fass in Becher und Krüge. Domin Tilswith hatte schon zwei große Becher getrunken, und selbst Osha hielt einen in der Hand.
Wynn kannte Wein von besonderen Gelegenheiten und hatte ihn in kleinen Mengen getrunken. Sie hielt sich nicht für betrunken. Neben ihr war Leesil der einzige andere Nüchterne, denn er trank nur Gewürztee.
Die Hälfte der Tische und Stühle war aus dem Schankraum hinausgetragen worden, und Bieja hatte ihren Platz hinter der Theke verlassen, um mit Karlin zu tanzen. Mit Leibesfülle und Elan dominierten sie die Tanzfläche, bis sich ihnen das Hochzeitspaar hinzugesellte. Wynn versuchte, Osha einige Tanzschritte beizubringen, aber sie verstand selbst nicht viel vom Tanzen. Sie stieß gegen einen Stuhl, sank darauf hinab und zog Osha fast mit sich. Ja, der Boden war eindeutig schief; das musste der Grund sein.
Der »Seelöwe« war voller Menschen, und alle schienen Leesil und Magiere zu lieben, aber Wynn kannte kaum jemanden. Sie bemerkte, dass Osha mehrmals wachsame Blicke in Richtung des einzigen anderen anwesenden Elfen warf, aber seltsamerweise mieden sich die beiden.
»Magiere hat gesagt, dass er Loni heißt!«, rief Wynn Osha im Lärm zu.
»Er kein An’Cróan ist«, antwortete Osha.
Lonis Haar war hellbraun, und seine Augen hatten einen bernsteinfarbenen Ton. Er war nicht so groß wie Osha, doch die schrägen Augen und spitzen Ohren kennzeichneten ihn als vollblütigen Elfen. Der Hinweis, dass er kein An’Cróan war, machte Wynn nachdenklich.
Sie hatte Leesil und Magiere ein- oder zweimal über Loni sprechen gehört, aber als sie ihn nun sah, fielen ihr die Elfen ihres Heimatkontinents ein. Stammte Loni aus jenem Volk? Und was machte er hier, so weit von der Heimat entfernt?
»Wenigstens sind die hiesigen Leute an ihn gewöhnt und finden dich deshalb nicht seltsam«, sagte Wynn zu Osha.
Sie glaubte zumindest, es gesagt zu haben. Einige der Worte klangen nicht richtig, aber es lag zweifellos an dem Lärm. Wynn wollte sie wiederholen, doch plötzlich schien sich der ganze Raum zur Seite zu neigen und der
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