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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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hatte.
    Er genoss einen ausgezeichneten Ruf bei den An’Cróan. Man verehrte ihn nicht so wie Brot’ân’duivé oder die große Eillean, aber er war in fremden Ländern unterwegs gewesen und den Menschen begegnet, hatte dabei immer an den Schutz der An’Cróan gedacht. Jetzt stand er bei einer der Wilden, und Avranvärd schluckte voller Abscheu.
    Vielleicht war seine Freundlichkeit der bleichen Frau gegenüber gespiel t – möglicherweise gab es dafür einen guten Grund, den Avranvärd verstehen würde, wenn sie zur Kaste der Anmaglâhk gehörte.
    Am Horizont breitete sich das erste Licht des Tages aus. Avranvärd sah zum Hkomas, der am Steuer stand und die Besatzungsmitglieder anwies, die Anordnung der Segel für die Fahrt nach Süden zu ändern. Auf leisen Sohlen trat sie zur Treppe unter dem Vorschiff und ging mit der Absicht nach unten, einen stillen Platz bei der Fracht zu finden. Einmal stolperte sie kurz mit ihren zu großen Stiefeln, fing sich aber wieder.
    Die meisten Matrosen befanden sich an Deck, zusammen mit einigen der »Passagiere«. Avranvärd zögerte im schmalen Durchgang und starrte auf die Tür des Quartiers, in dem die Menschen und das Halbblut untergebracht waren. Sie hätte gern einen Blick hineingeworfen, hielt das aber für zu riskant und setzte den Weg zum Frachtraum fort. Dort angekommen duckte sich Avranvärd hinter die Fässer mit dem Trinkwasser und hielt ihr Wortholz an den Schiffsrumpf.
    »Bist du da?«, flüsterte sie.
    Berichte .
    Die Stimme in ihrem Kopf war kühl und emotionslos. Den Namen des Mannes, der ihr antwortete, kannte sie nicht. Sie wusste nur, dass er ein Greismasg’äh war und ihren Gehorsam verdiente. Aber er behandelte sie wie eine Bedienstete, nicht wie ein Mitglied der Kaste, dem ebenfalls Respekt gebührte.
    »Wir haben die Halbinsel erreicht und drehen nach Süden. Der Kurswechsel findet in diesem Moment statt.«
    Wann erfolgt der nächste Halt?
    »Spätestens in vier Tagen. Wir tauschen Fracht in Énwiroilhe.«
    Was hast du über das Artefakt herausgefunden, das die Menschen suchen?
    Die Frage überraschte Avranvärd; darauf war der Greismasg’äh bisher nicht zu sprechen gekommen. »Soll ich die Menschen belauschen? Ich beherrsche ihre Sprache nicht.«
    Vermeide alles, was Argwohn auf dich lenken könnte. Aber wenn du etwas hörst, so lass mich davon wissen .
    Avranvärd zögerte. »Sgäilsheilleache ist zu freundlich. Man könnte meinen, dass ihm etwas an den Menschen liegt.«
    Der Greismasg’äh schwieg so lange, dass sich Avranvärd fragte, ob er noch zuhörte. Dann erklang seine Stimme erneut, noch kühler als vorher.
    Du wirst nicht so respektlos von ihm sprechen. Melde dich in vier Tagen, wenn nichts Unvorhergesehenes passiert.
    Avranvärd wartete und wusste nicht, was sie nach diesem Tadel sagen sollte. Die Stille dauerte an, bis sie wusste, dass der Greismasg’äh die Verbindung unterbrochen hatte.
    Sie hatte ihn verärgert, und das war das Letzte, was sie wollte. Der Groll eines Greismasg’äh würde ihr kaum von Nutzen sein, wenn sie beim Ältesten Vater vorstellig wurde. Sie stand auf und atmete tief durch.
    Der Älteste Vater hatte sein Wort gegeben. Wenn sie diese Aufgabe erfüllte, würde sie den Status einer Initiatin bekomme n – der Gedanke daran beruhigte Avranvärd. Sie führte einen Auftrag für die Anmaglâhk durch und schickte ihre Berichte einem Greismasg’äh, einem der Größten der Kaste. Soweit sie wusste, war einem Initiaten nie zuvor solche Ehre zuteilgeworden.
    Rasch verließ sie den Frachtrau m – sie wollte an Deck zurückkehren, bevor der Hkomas sie vermisste. Als sie die Treppe zum Vorschiff hochstieg, kletterte die Sonne über den westlichen Horizont, und ihr Licht spiegelte sich auf dem Meer wider. Sie trat von der letzten Stufe, drehte sich um und begegnete dem Blick von Sgäilsheilleache.
    Für einen Moment starrte Avranvärd ihn an. Dann eilte sie zum Heck, wo der Hkomas neben dem Steuer wartete, und glaubte sich dabei von Sgäilsheilleaches durchdringendem Blick verfolgt.
    Am zwölften Tag auf Südkurs wanderte Magiere unruhig übers Deck. Sie trug ihren neuen Mantel und mied die Seitenwände.
    Eigentlich hätte sie dankbar dafür sein sollen, dass sie übers Meer reisten und nicht an Land unterwegs waren. Doch umgeben von diesem lebenden Schiff kehrten ihre Gedanken zu oft zu der dunklen Stelle zurück, die ihre Hand am Stamm der Birke hinterlassen hatte. Sie schauderte innerlich und strich ihre Handschuhe

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