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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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nicht gewaschen. Ihre schmutzige Kleidung hing in Fetzen, weil sie mehrmals übereinander hergefallen waren. Überall an ihnen klebte getrocknete schwarze Körperflüssigkeit, doch die Gesichter und Hände waren jetzt rot vom Blut ihres letzten lebenden Gefährten.
    Zwei von ihnen waren junge Männer, kaum älter als zwanzig. Geduckt wie Tiere standen sie da, knurrten und schnüffelten. Einer sabberte, und rosaroter Speichel tropfte auf den Boden.
    Hinter Welstiel richtete sich eine ältere Frau auf. Sie schwankte und flüsterte etwas, während ihr Blick unstet wandert e – die Worte ergaben keinen Sinn. Ein großer, bartloser Mann kauerte wie verloren in ihrer Nähe, jener Mann, der sich in der ersten Zelle auf die jüngere Frau gestürzt hatte.
    Und jene junge Frau, auf deren Rettung Chane bestanden hatt e …
    Sie stand gebückt an der Wand, das Gesicht halb in einem wilden Durcheinander aus braunschwarzem Haar verborgen. Einst mochte sie hübsch gewesen sein, dachte Chane, aber inzwischen war von ihrer Schönheit nichts mehr übrig. Gesicht und Hals, Handgelenke und die sichtbaren Teile der Brust, überall zeigten sich halb geschlossene Wunden, die sich deutlich in der bleichen Haut abzeichneten. Für eine vollständige Heilung hatte sie nicht genug Blut bekommen. Als sie ihn ansah, mit Augen, die fast ganz ihre Farbe verloren hatten, verzerrte sich ihr Gesicht, vielleicht aus Entsetzen, vielleicht aus Gier.
    Der sechste Untote stand an der Wand. Er war untersetzt und muskulös, und seine Finger waren wie Krallen gekrümmt. Er hatte dunkles, lockiges Haar und ein breites Kinn, schnüffelte wie ein Wolf und hielt den Blick dabei auf Welstiel gerichtet, auf den Rücken seines Herrn.
    Chane beobachtete, wie sich ihm die neuen Untoten nacheinander zuwandten. Ihre Blutgier schuf ein Echo in ihm, doch Welstiel schien völlig unbeeindruckt zu bleiben.
    »Ich habe dafür gesorgt, dass etwas für dich übrig geblieben ist«, sagte er.
    Welstiel schien seinen Mantel abgebürstet zu haben, denn es haftete kaum mehr Dreck daran. Sein Haar war gekämmt, und dadurch zeigten sich deutlich die weißen Stellen an den Schläfen. Welstiel sah ganz wie der feine Herr aus, dem Chane zum ersten Mal außerhalb von Bela begegnet war. Wie ein Adliger stand er inmitten seiner stinkenden Diener.
    Seine Augen blickten kalt; ihnen fehlte sogar die Leidenschaft des Hungers. Er schien gar nicht zu begreifen, was er hier getan, wozu er Chane an diesem Ort gezwungen hatte.
    Welstiel deutete zur letzten Tür auf der rechten Seite.
    »Lass dir nicht zu viel Zeit! Dies dürfte auf absehbare Zeit die letzte Gelegenheit für dich sein, deine Blutgier zu befriedigen.«
    Er schnippte mit den Fingern, was die junge Frau zusammenzucken ließ, und deutete dann zur Treppe. Chane wich beiseite, und die Untoten stapften an ihm vorbei.
    Nur der Mann mit dem lockigen Haar verharrte kurz, sah ihn an und schnüffelte erneut, offenbar, um festzustellen, ob es hier Nahrung gab. Als sie weg waren, trat Chane zur letzten Tür auf der rechten Seite des Flurs. Sie stand einen Spaltbreit offen, und mit den Fingerspitzen schob er sie ganz auf.
    Der junge Mann, der vor ihm auf dem Boden lag, hatte rotes Haar und Sommersprossen. Er war jünger als die anderen Mönche, an die sich Chane erinnerte, aber seine Erinnerungen an jenen ersten Abend, an dem er die Lebenden eingesperrt hatte, waren lückenhaft und verschwommen. Hals und Handgelenke waren blutverschmiert. Am Zeigefinger der einen schmalen Hand bemerkte Chane eine kleine Schwiele, die vermutlich davon stammte, dass der Mann viele Stunden lang einen Federkiel oder Stift gehalten hatte.
    Die Lider des jungen Burschen zuckten, und er atmete flach.
    Chane beugte sich über ihn und griff nach dem Nacken. Wieder spürte er, wie sich Hunger in ihm regte.
    Wenn man ihn einfach sich selbst überließ, würde der junge Mann verblute n – eine Vergeudung von Lebenskraft. Aber er war von jenem Moment an zum Tode verurteilt gewesen, als Chane das Kloster betreten hatte. Er brachte sein Gesicht nahe an das des jungen Mannes heran und fühlte, wie seine Zähne länger wurden. In dieser Haltung verharrte er, dem Opfer so nahe, dass ihn sein Atem streifte.
    »Welche Studien hast du hier betrieben?«, fragte er.
    Der junge Mann antwortete nicht. Seine Lider zuckten nur etwas heftiger.
    Was hätte aus ihm werden können? Vielleicht etwas Besseres als nur ein weiterer Kopf in der großen Herde des menschlichen Viehs.
    Chane zog den

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