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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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jungen Burschen hoch, und dabei quoll frisches Blut aus der zerfetzten Kehle. Er nahm er den Kopf in beide Hände und drehte ihn mit einem Ruck zur Seite.
    Es knackte, als das Genick brach, und das rasselnde Atmen hörte auf.
    Chane ließ die Leiche zu Boden sinken und wandte sich auf Händen und Knien ab.
    Er erreichte die Tür, zog sich an ihr hoch und taumelte in den Flur. Halb die Treppe hinunter drückte er das Gesicht an den kalten Stein der Wand und biss die Zähne zusammen.
    Der junge Mann war verloren. Alle hier waren verloren, auf die eine oder andere Weise. Es blieb nur, was sie geleistet hatten, und selbst das würde im Lauf der Zeit verblassen, vergessen von der Welt an diesem abgelegenen Ort.
    Chanes Fingernägel kratzten über die Wand.
    Draußen wartete ein ungeduldiger Welstiel, doch Chanes Gedanken waren woanders. Er lief die Treppe hinunter und in den hinteren Teil des Gebäudes, durch die Werkstatt zur Bibliothek. Dort blieb er in der Tür stehen, von jäher Panik heimgesucht.
    Sein Blick strich über die Bücherschränke, und er schüttelte den Kopf. So viele Bücher, Schriftrollen und Pergament e … Er konnte sie nicht einfach hier zurücklassen. Aber er konnte sie auch nicht alle tragen. Wie sollte er entscheiden, was sich mitzunehmen lohnte und was er zurücklassen musste?
    Die Zeit gehörte nicht zu seinen Verbündeten.
    Chane nahm ein Buch, dann noch eins. Er wählte Texte, die ihm bereits aufgefallen waren und deren Titel vielversprechend klangen. Immer mehr Bände, Rollen und Bündel stopfte er in den Leinensack, den er im Arbeitszimmer gefunden hatte. Als der Sack gefüllt war, sah er sich verzweifelt um und stellte fest, dass die Regale noch so viel enthielten. Schließlich drehte er sich um und verließ diesen leblosen Ort.
    Draußen wachte Welstiel über seine sechs Diener, als diese sich nackt mit Schnee abschrubbten. Dann gab er ihnen saubere Kutten und Messer, die sie an ihren Gürteln befestigten. Der Mann mit dem lockigen Haar bewaffnete sich mit einer Eisenstange.
    »Nehmt das Gepäck!«, wies Welstiel sie an, und die Untoten gehorchten wie an Schnüren geführte Puppen.
    Chane verzog das Gesicht, denn er wusste, wie es sich anfühlte. Sein Schöpfer Toret hatte ihm in einem solchen Tonfall Anweisungen erteilt, wenn er nicht sofort gehorchte. Wenn ein Edler Toter einen anderen seiner Art schuf, musste der Neugeborene ihm für immer gehorchen.
    Bis der Schöpfer den endgültigen Tod starb. Bis er vernichtet wurde.
    ChanebeobachteteWelstiel,alsderältereUntotezumSerpentinenweggingundeinenkurzenBlickaufdenSackinChanesArmenwarf.
    »Bald wirst du alle Bücher bekommen, die du möchtest«, sagte Welstiel und schritt über den ersten Abschnitt des schmalen Weges.
    Chane wartete, während die neuen Untoten ihrem Herrn folgten. Bevor er sich ebenfalls in Bewegung setzte, sah er noch einmal zum Kloster zurück. Die Tür stand offen.
    Er griff nach der Klinke und zog die Tür zu. Wenn er doch nur in der Lage gewesen wäre, auch eine Tür in seinem Innern zu schließen, auf dass alle Erinnerungen an diesen Ort hinter ihr blieben.
    »Du wirst nicht nur Bücher bekommen, sondern auch einen Platz bei deinen geliebten Weisen!«, rief Welstiel von weiter unten.
    Das Tier in Chane zerrte aufgeregt an seinen Ketten, als hätte ihm jemand einen Leckerbissen angeboten.
    »Erfülle deine Pflicht!«, fügte Welstiel hinzu, und seine Worte kamen aus dem Dunkeln. »Dann erfülle ich meine.«
    Bei den letzten Worten zerriss etwas in Chane.
    Das Tier wich müde in eine Ecke zurück. Es sah kein Stück Fleisch in der Hand seines Herrn. Es roch nichts, hörte nur ein Versprechen.
    Chane blieb stehen und sah noch einmal zum Kloster am Ende des kurvenreichen Wegs.
    Nie zuvor hatte er auf diese Weise empfunden. Es verwirrte und erschreckte ihn.
    Einen halben Mond nach Beginn der Reise stand Avranvärd am Bug und beobachtete Sgäilsheilleache, der mit der dunkelhaarigen Menschenfrau sprach.
    Er lehnte sich auf der Backbordseite des Schiffes über die Seitenwand, deutete nach vorn und sprach einige grässlich kehlig klingende Worte, die Avranvärd nicht verstand. Aber sie musste sie auch gar nicht verstehen, um zu begreifen, worum es ging. Sie hatten die Halbinsel erreicht und würden die Fahrt jetzt nach Süden fortsetzen, an der Ostküste entlang.
    Erleichterung zeigte sich im bleichen Gesicht der Frau. Sgäilsheilleache nickte und schien sich darüber zu freuen, dass er diese gute Nachricht für sie

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