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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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verharrte, als er die Züge des Eindringlings sah.
    Es war Rattenjunge, der verdreckte Bettler von der Straße nach Miiska. Leesil wich einen Schritt zurück, das Stilett bereit.
    »Hat es dir beim letzten Mal nicht gereicht?«, fragte er.
    Rattenjunge hob eine Hand zur Wange und strich wie verblüfft über die Wunden. Dann betrachtete er das Blut an den Fingern.
    »Mei n … Gesicht«, flüsterte er voller Schmerz und Fassungslosigkeit.
    Seine Augen wurden so leblos wie die einer Leiche, und Leesil erinnerte sich daran, dass dieses Schmuddelkind bei ihrer letzten Begegnung den Eindruck erweckt hatte, kein Mensch zu sein. Zwischen den umgestürzten Stühlen kam Chap auf die Beine und näherte sich für einen neuen Angriff.
    »Nein, Chap«, sagte Leesil scharf und versuchte, Rattenjunge im Blick zu behalten, als er den Kopf ein wenig zur Seite drehte, um zu sehen, ob der Hund gehorchte.
    Rattenjunge sprang vor, einen blutigen Dolch in der Hand.
    Leesil wich der Klinge aus, trat zurück und beobachtete, wie sein Gegner den Dolch hin und her schwang. In einem Messerkampf wäre Rattenjunge ihm ganz offensichtlich nicht gewachsen, aber Leesil dachte erneut an ihre letzte Konfrontation. Dabei hatte sich das unheimliche Wesen einen Armbrustbolzen aus dem Bauch gezogen, als wäre er nur ein lästiger kleiner Holzsplitter. Leesil wollte nicht riskieren, dass Rattenjunge nahe genug an ihn herankam, um ihn zu packen. Wieder wich er aus, als der Dolch nach vorn kam, und er spürte die Kante der Theke im Rücken. Er sprang, rollte mit dem Rücken darüber hinweg und duckte sich dahinter.
    Beim ersten Mal hatte ihnen die Armbrust nicht viel genützt, aber Leesil sah keine Wahl und ergriff die geladene Waffe, die Magiere hinter der Theke aufbewahrte. Als er sie hob, befand sich sein Widersacher in der Luf t – er flog über die Theke hinweg, ohne sie zu berühren. Leesil drückte ab.
    Der Bolzen bohrte sich über dem rechten Auge in Rattenjunges Stirn, und die Wucht des Aufpralls warf den Körper nach hinten und auf die Theke. Der Dolch löste sich aus der Hand und fiel auf Leesils Seite der Theke, während Rattenjunge auf der anderen zu Boden stürzte.
    Leesil beugte sich vor, um einen Blick auf die andere Seite zu werfen, doch in der Dunkelheit konnte er nicht deutlich sehen. In der Mitte des Schankraums kroch Chap nach vorn, verharrte jedoch, als Leesil die Hand hob. Er schlich an der Theke entlang, um an ihrem Ende auf die andere Seite zu gelangen, als Chap erneut knurrte.
    Eine schmutzige Hand klatschte auf die Theke und schloss sich so fest um ihre Kante, dass das Holz knarrte. Aus einem Reflex heraus lehnte sich Leesil gegen die Weinfässer, die sich an der Rückwand aneinanderreihten.
    Rattenjunge zog sich hoch und zerrte den Bolzen aus seiner Stirn. Blut strömte über sein rechtes Auge.
    Planen und überlegen zählten nicht zu Leesils Stärken, und so reagierte er instinktiv.
    »Warum bist du nicht längst tot?«, rief er und schwang die Armbrust wie eine Keule.
    Sie traf Rattenjunges Kopf, und er taumelte einige Schritte zur Seite, in Richtung der Stühle. Erneut hielt er sich an der Thekenkante fest, um nicht zu fallen, starrte Leesil an und näherte sich ihm langsam.
    »Du wirst für mich bluten«, grollte er kehlig.
    Genau in diesem Augenblick wurde der Vorhang im Küchenzugang beiseite gerissen.
    Am Ende der Theke, hinter Rattenjunge, kam Beth-rae mit einem gefüllten Eimer in den Schankraum. Leesil rief ihr zu, dass sie weglaufen sollte, aber dafür blieb keine Zeit mehr. Als Rattenjunge herumwirbelte und sich dem neuen Ziel zuwandte, sprang Chap, bohrte die Zähne in die Wade des Eindringlings und hielt ihn fest. Beth-rae schüttete den Inhalt des Eimers auf den vor ihr zappelnden Fremden. Leesil fragte sich verwundert, was sie damit erreichen wollte, aber dann geschah etwas Überraschendes: Rattenjunge schrie voller Pein.
    Er trat und schlug um sich, stieß gegen die Theke und nahe Stühle, als er an der eigenen Kleidung zerrte und zu versuchen schien, sich die Haut vom Leib zu reißen. Sein Körper begann zu dampfen. Zischende Ranken aus grauem Dunst stiegen von schwarz werdendem Fleisch auf.
    Rattenjunge heulte und kreischte so laut, dass Leesil kaum das Klirren von Stahl auf Stahl hörte. Er brauchte einen Moment, um zu begreifen, dass es aus dem Obergeschoss kam. Er sah zur Treppe, war dadurch einen Moment abgelenkt.
    Der qualmende Rattenjunge sprang zu Beth-rae und schlug mit einer Hand zu. Krumme Finger

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