Dhampir - Halbblut
ist lange her, seit du zum letzten Mal einen stärkeren Gegner hattest als einen Buchhaltungsfehler. Etwas Schlimmes könnte passieren.«
Rashed antwortete nicht, aber er spürte Edwans Aufmerksamkeit wie das erste Glühen der Morgendämmerung auf der Haut. Nicht zum ersten Mal fragte er sich, was ihm die Feindseligkeit des Geistes eingebracht hatte. Ihn traf keine Schuld: Corische hatte ihn unter falsche Anklage gestellt und enthauptet.
»Ja, sei vorsichtig«, bekräftigte Teesha, ohne auf Edwans Sarkasmus einzugehen.
Rashed nickte und ging, um sein Schwert zu holen.
9
Mehrere Gäste – hauptsächlich junge Seeleute – sprachen und tranken bis weit nach Mitternacht im »Seelöwen«. Magiere fühlte Erleichterung, als sie schließlich ihre Krüge leerten und gingen. Sie hatte keine Zeit festgelegt, zu der die Taverne schloss; ihr war es lieber, wenn die Gäste von sich aus aufbrachen. Aber diesmal war es besonders spät geworden, und es blieben nur noch ein paar Stunden bis zum Morgengrauen. Magiere sehnte sich nach dem Bett und dachte daran, dass Leesil den ganzen Abend seltsam still und zurückhaltend gewesen war. Am Nachmittag hatte sie von einigen Fischerfrauen erfahren, dass der Elf die Geldstrafe des Schmieds bezahlt und ihn aus der Zelle geholt hatte. Das überraschte sie, und voller Verlegenheit erinnerte sie sich an ihre Vermutung, dass er wieder gespielt hatte und das Geld brauchte, um Schulden zu bezahlen.
Beth-rae seufzte tief. »Ich dachte schon, die Jungs würden nie müde.«
Leesil saß am Ende der Theke bei der Tür und trank einen Becher Rotwein. »Vielleicht sollten wir unsere Gäste in Zukunft bitten, zu einer vernünftigen Zeit zu gehen«, sagte er.
»Du könntest längst im Bett liegen«, sagte Magiere schlicht. Der letzte Pharo-Spieler war schon vor Stunden gegangen, und angesichts so friedlicher später Gäste wie der jungen Seefahrer fragte sie sich, warum er all die Zeit an der Theke herumgehangen hatte.
Leesil blinzelte, runzelte dann die Stirn und wirkte verletzt. »Ich helfe immer dabei, die Taverne zu schließen.«
Ja, das stimmte, und das war es auch nicht, was Magiere Sorgen bereitete. Trotz all ihrer Spekulationen hatte sie keine Erklärung dafür gefunden, warum Leesil bereit gewesen war, einen Monatslohn auszugeben, um den Schmied auszulösen. Das ärgerte sie. Es ärgerte sie so sehr, dass sie Leesil nicht die Genugtuung gönnte, danach gefragt zu werden.
ChapschliefzufriedenamFeuer,zueinemgroßensilbergrauenBallzusammengerollt.DieHälftederLampenundKerzenwargelöscht,unddasFeuerimKaminwarfeinenroten,flackerndenScheinüberLeesilsweißblondesHaarundseineglatteHaut.Magierefielplötzlichein,dasssiegarnichtwusste,wiealtihrPartnerwar.AlsHalbblutlebteervermutlichlängeralseingewöhnlicherMensch, aber sie hatte keine Ahnung, wie alt Elfen wurden.
»Na schön, lass uns sauber machen und dann zu Bett gehen«, sagte sie.
»Geh nur hinauf, Fräulein«, sagte Caleb mit der für ihn typischen Ruhe. »Du hast härter gearbeitet als alle anderen. Wir kümmern uns um den Rest.«
Magiere sah Leesil an, der nickte und aufstand.
»Ja, geh nur, ich helfe hier«, sagte er. »Ich habe lange genug untätig herumgesessen.«
Gerötete Augen und ein leichtes Lallen deuteten darauf hin, dass er mehr als nur ein oder zwei Becher Wein getrunken hatte. Aber Magiere war zu müde, um sich deshalb auf eine Diskussion mit ihm einzulassen, und ging zur Treppe. Chap erwachte und streckte sich, als Leesil zum Kamin trat, um das Feuer zu löschen. Caleb und Beth-rae gingen in die Küche.
In der finsteren Gasse auf der anderen Seite des »Seelöwen« hockte Rattenjunge neben Rashed und beobachtete, wie das letzte Licht hinter den Fenstern verschwand. Rattenjunge fühlte Rasheds strengen Blick auf sich.
»Es wird kein Blut getrunken und niemand getötet, wenn es sich vermeiden lässt«, sagte er zum dritten Mal. »Hast du verstanden? Beobachte nur den Schankraum und sei bereit, mir zu helfen, wenn ich Hilfe brauche. Ich werde durch ein Fenster im Obergeschoss klettern und der Jägerin das Genick brechen, während sie schläft. Wenn du unbedingt töten musst, meinetwege n – aber leise, ohne Aufsehen zu erregen. Wir bringen die Leiche der Jägerin zum Meer, und dann ist sie nur eine weitere ›verschwundene‹ Person.«
Es fiel Rattenjunge schwer, seinen Ärger und sein Unbehagen zu verbergen bei der Vorstellung, eventuell noch einmal gegen die Jägerin oder den Hund kämpfen zu müssen. Er fragte
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