Dhampir - Halbblut
ist?«, fragte sie. »Was ist los?«
Er zögerte. »Deine Eckzähn e … «, sagte er. »Sie sind lang und spitz.«
Der Nachtwind kam durchs zerbrochene Fenster, strich durchs Zimmer und vertrieb die letzte Hitze des Zorns aus Magieres Körper.
Die Szene, die ihn im Schankraum erwartete, deprimierte Leesil so sehr, dass er fast wie gelähmt war.
Am Ende der Theke stand eine brennende Laterne, und Caleb kniete neben der toten Beth-rae. Verwirrt sah er zu Leesil auf und schien zu hoffen, dass ihm jemand sagte, dies alles wäre nicht wahr. Chap saß neben der Toten, jaulte und stieß Beth-raes Schulter mit der Schnauze an. Das Brustfell war blutverschmiert, aber seine Bewegungen deuteten darauf hin, dass er nicht die schweren Verletzungen erlitten hatte, die Leesil zunächst befürchtet hatte.
»Ich bin nach draußen gegangen, um frisches Wasser zu holen«, murmelte Caleb. »Und als ich zurückkehrt e … «
»Es tut mir so leid, Caleb«, sagte Magiere leise am Ende der Treppe.
Sie wirkte noch immer recht mitgenommen, war sich ihrer Umgebung jetzt aber voll bewusst. Ohne das Blut am Kinn und an der aufgeplatzten Lippe hätte Leesil glauben können, dass sie nur einen der Scheinkämpfe in einem der Dörfer mit abergläubischen Bauern hinter sich hatte.
Beth-raes Kehle war von einer Seite zur anderen aufgerissen. Leesil wusste, dass ein schmutziger Fingernagel die Waffe gewesen war.
»Er war es«, sagte er schließlich. »Der verdreckte Bettlerjunge, gegen den wir auf der Straße nach Miiska gekämpft haben.« Er sah Magiere nicht an, während er sprach. »Er griff uns a n … besser gesagt, Chap griff ihn an, aber er war durchs vordere Fenster hereingeklettert. Beth-rae schüttete etwas über ihn, und er kreischte, und seine Haut wurde schwarz.«
»Knoblauchwasser«, sagte Caleb leise und berührte Beth-raes Haar.
»Was?«, fragte Magiere.
»Wir haben ein Fass davon in der Küche«, erklärte Caleb leise. »Wenn man Knoblauch mehrere Tage in Wasser kocht, so hat man eine gute Waffe gegen Vampire.«
»Hör auf damit«, sagte Magiere scharf und trat näher. »Davon will ich jetzt nichts hören. Was auch immer sie wollten, es waren Menschen. Hast du verstanden?«
Zum ersten Mal, seit sie sich kannten, sah Caleb Magiere voller Ablehnung an. Er schlang die Arme um seine tote Frau und hob sie vorsichtig hoch.
»Wenn du dich der Wahrheit gestellt hättest, anstatt dich selbst zu belügen, wäre Beth-rae vielleicht noch am Leben.«
Er trug die Tote in die Küche. Chap folgte ihm und jaulte noch immer.
Magiere setzte sich auf die unterste Treppenstufe und hob beide Hände vors Gesicht. Einige Strähnen ihres zerzausten Haars klebten am Blut, das noch immer ihr Kinn bedeckte.
»Was geht hier vor?«, fragte Leesil. »Weißt du’s?«
»Der Mann am Wudrask war genauso«, erwiderte Magiere leise.
»Wovon redest du?«
»Er war genauso: bleich, die Knochen fest wie Stein, zu star k … davon überrascht, dass meine Waffe ihn verletzen konnte. Er war genauso.«
»DumeinstwiederBettlerjunge«,fügteLeesilvollerÄrgerhinzu.»Gibtessonstnochetwas,dasdumirnichtgesagthast?«
Er atmete mehrmals tief durch. Magiere anzuschreien, machte nichts besser, und deshalb wandte er sich von ihr ab. Er musste etwas trinken, ging zur Theke, fand seinen Becher und füllte ihn.
»Ichfühlesiejetztnicht«,sagteMagiere.Leesildrehtesichumundbeobachtete,wiesieihreZähnebetastete,einennachdemanderen.Sieließ die Hand sinken. »Vielleicht hast du es dir nur eingebilde t … «
»Ich habe mir nichts eingebildet!«, erwiderte Leesil, und seine Stimme wurde bei jedem Wort lauter. Er knallte den Becher auf die Theke, kehrte zu Magiere zurück und ging vor ihr in die Hocke. »Das hat nicht nur in deinem Kopf stattgefunden, und gewiss nicht in meinem.«
Er streckte die Hand nach ihrem Kinn aus. Magiere wich zurück, verharrte dann aber und starrte ihn an. Zuerst war ihr Gesicht ausdruckslos und ohne Emotionen, doch dann veränderte es sich und zeigte so etwas wie Trotz.
Leesil bewegte die Hand vorsichtig. Magiere hielt den Mund geschlossen, leistete aber keinen Widerstand, als er mit den Fingern sanften Druck auf den Unterkiefer ausübte, bis sich die Lippen teilten. Nichts deutete auf eine Verlängerung der Eckzähne hin. Leesil zog die Hand zurück, ohne den Blick von Magiere abzuwenden.
»Wir müssen dem Konstabler den Überfall melden«, sagte er. »Beth-raes Tod wird sich ohnehin schnell herumsprechen.«
Magiere ließ die Schultern
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