Dhampir - Seelendieb
Jetzt brauchte er weitere Diener, um sie gegen die Dhampir in den Kampf zu schicken.
Toret beabsichtigte, über sich selbst hinauszuwachsen und in einer Nacht gleich zwei zu verwandeln.
»Du weißt, worauf es ankommt?«, fragte er Chane, als sie eine schmutzige Straße erreichten und sich einer schäbigen Taverne näherten. Prostituierte, die bessere Zeiten erlebt hatten, standen vor dem Eingang und boten dort für wenige Groschen ihre Dienste an.
»Ja, aber du musst deine Wahl mit Sorgfalt treffen«, erwiderte Chane. »Mit Schwertern oder wenigstens Messern bewaffnete Männer bieten die besten Aussichten. Wähle solche, die getrunken haben, aber nicht betrunken sind. Ein wahrer Kämpfer schaut kaum zu tief ins Glas.«
Wenn Rashed ihm vor einigen Monaten in Miiska einen solchen Vortrag gehalten hätte, wäre Toret zornig geworden. Seit damals war es zu Veränderungen gekommen, die nicht nur seinen Status betrafen. Jetzt hörte er Chane aufmerksam zu.
»Hast du deinem Vater jemals bei der Auswahl von Wächtern geholfen?«, fragte er.
Chanes Wangenmuskeln zuckten. »Ja.«
Toret verzichtete auf weitere Fragen und sah zur Straße zurück. Sie waren beide wie arme Händler gekleidet, um auf den Straßen oder in einer Taverne nicht aufzufallen. Toret trug einen verblassten blauen Kasack und eine Art Mütze: einen zusammengerollten Schal, die beiden Enden miteinander verknotet. Er mochte den offenen Kasack, und es gefiel ihm auch, das unbändige Haar zu verbergen.
Er gierte nach Leben, nach Blut, und spürte prickelnde Erregung, als Chane nach möglichen Kandidaten Ausschau hielt.
»Siehst du jemanden?«, fragte er.
»Noch nicht. Möchtest du, dass ich beide Männer finde und sie handlungsunfähig mache, bevor du beginnst?«
Toret zögerte und fragte sich, was besser war. Sollte er beide Opfer gleichzeitig verwandeln oder sich eins nach dem anderen vornehmen?
»Ja, beide«, antwortete er und stützte sich an einer kalten Backsteinmauer ab. Er fühlte ein seltsames Wohlbehagen. »Ich bin nie in diesem Teil der Stadt gewesen, und du?«
»Nein.« Manchmal sprach Chane so wenig wie möglich. Er hatte seine Qualitäten, doch Konversation zählte nicht dazu.
Mehrere Männer betraten die Taverne oder verließen sie, doch Chane zeigte kein Interesse an ihnen. Nach einer Weile sagte er plötzlich: »Saphir möchte das Blut eines hübschen jungen Mädchens. Hat sie mit dir darüber gesprochen?«
»Oh, sie hat es erwähnt, ja.« Toret seufzte. »Ich habe keine Ahnung, wo ich eins auftreiben soll, und derzeit müssen wir uns um andere Dinge kümmern.«
»Wenn wir fertig sind, werde ich mich im zweiten Kreis auf die Suche machen. Die hübsche, gut gekleidete Tochter eines reichen Händlers sollte genügen.«
Toret sah ihn an. Normalerweise bot sich Chane nicht an, irgendetwas für Saphir zu tun.
»Ja«, antwortete er noch immer verwirrt. »Mach das.«
»Dort.« Chane nickte zur Straße. »Sieh nur.«
Zwei hochgewachsene Matrosen mit wettergegerbter Haut kamen aus der Taverne. Einer trug ein Schwert am Gürtel, und der andere zwei große Dolche, am Rücken festgeschnallt. Sie waren nüchtern genug, um an einer dicken, aufdringlichen Hure vorbeizugehen, ohne eine Szene zu machen.
»Sie sind zusammen«, sagte Chane. »Das erleichtert die Sache. Und ich bezweifle, dass wir hier jemand finden, der besser geeignet ist.«
Toret nickte. »Bleib zurück.«
Aus Toret wurde wieder das Schmuddelkind Rattenjunge, der es verstand, zu überleben, zu verschwinden und vergessen zu bleiben. Diesen Teil von sich hatte er immer verachtet, doch jetzt schlüpfte er ohne Schwierigkeiten in sein altes Selbst. Er legte Mütze und Umhang ab, brachte dann sein Haar durcheinander. Chane wich in den Schatten der Gasse zurück. Als die Matrosen vorbeikamen, trat Toret vor und ließ den Geldbeutel hinter ihnen fallen.
»Ihr Herren!« Er senkte die Schultern und beugte die Knie, wirkte dadurch kleiner. »Einer von euch hat seinen Geldbeutel fallen lassen.«
Die beiden Männer drehten sich um und wirkten sofort wachsam. Beim Anblick des kleinen, schmutzigen Gassenjungen entspannten sie sich.
Toret hob den Beutel auf und trat vor, aber nur bis zur Ecke der Gasse.
»Ich glaube, es ist deiner«, sagte er.
»Nein, Kumpel«, antwortete der Mann mit dem Schwert. »Meiner ist es nicht.«
»Bist du sicher? Ich habe gesehen, wie er fiel, als ihr vorbeigekommen seid.«
Die beiden Männer wurden neugierig und kamen näher. Wie eingeschüchtert wich
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