Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
nahe getreten war. Was auch immer der Fall sein mochte: Er würde in eine schwierige Situation geraten.
    »Wie wär’s mit einem Kartenspiel?«, fragte Chane rasch.
    Saphir blinzelte, und aufrichtige Überraschung zeigte sich in ihrem runden Gesicht.
    »Du würdest Karten mit mir spielen? Im Ernst? Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zum letzten Mal Karten gespielt hab e … « Saphir deutete in die Ecke. »Wir können das weiße Tablett benutzen, wenn du es aufs Bett legst.«
    »Zuerst muss ich uns ein Kartenspiel beschaffen«, sagte Chane. »Es sei denn, du hast hier eins.«
    Damit ging er ein Risiko ein, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Saphir ein Kartenspiel in ihrem Zimmer hatte, war minimal.
    »Nein, ic h … ich glaube nicht«, erwiderte sie.
    »Ich habe eins unten in meinem Zimme r – ich benutze die Karten fürs Wahrsagen. Das Spiel ist alt, dürfte aber seinen Zweck erfüllen. Wenn du mich kurz entschuldigs t … «
    »Wie lange bleibst du weg?«, fragte Saphir und wurde ein wenig misstrauisch.
    »Nicht lange, aber ich muss das Kartenspiel erst suchen.« Chane reichte Saphir einen Zinnkamm und nahm den kleinen, neben ihr liegenden Spiegel. »Du solltest dein Haar kämmen und es hochstecken. Es ist völlig durcheinander.«
    Als Saphir diese Worte hörte, griff sie rasch nach dem Spiegel und blickte mit großer Sorge hinein. »Meine Güte. Geh und hol die Karten.«
    Chane verließ das Zimmer, während Saphir versuchte, ihr Haar in Ordnung zu bringen.
    Die Haupttreppe konnte er nicht benutzen, denn es hätte die Gefahr bestanden, dass Toret ihn hörte. Deshalb ging er lautlos bis zum Ende des Flurs und drückte dort die Stiefelspitze an die Ecke, woraufhin sich die Wand vor ihm öffnete. Chane griff nach der Kante der Geheimtür, zog sie etwas weiter auf und schlüpfte durch die Öffnung. Manchmal fragte er sich, zu welchem Zweck der frühere Eigentümer des Hauses solche Geheimgänge angelegt hatte. Er schloss die Tür hinter sich und schlich durch die Dunkelhei t – in dem Gang gab es nicht einmal genug Licht für seine Augen. Als er die steile Treppe hinter sich gebracht hatte, presste er sich an die Wand, bis sie sich mit einem dumpfen Knirschen öffnete, und dann betrat er den Keller.
    Er mochte die Spärlichkeit dieses Raums. An der gegenüberliegenden Wand hingen lange, schmale Schwerter, kleine Schilde und ein Kurzschwert. Hier hatte er versucht, Toret den Schwertkampf beizubringen, und an diesem Ort trainierte er, wenn er Zeit dazu fand. Ein scharfer Verstand in einem schwachen Körper nützte kaum etwas.
    Chane eilte zu seinem Zimmer.
    Spärlich eingerichtet war dieser Raum gewiss nicht. Zahlreiche Bücher ruhten in alten Regalen, und das schmale Eisenbett mit der dünnen Matratze wirkte wie später hinzugefügt. Den Mittelpunkt des Zimmers bildete der Schreibtisch mit den Federkielen, gefalteten Pergamenten, Kristallkugeln, kleinen Holzschachteln und dem großen aufgeschlagenen Buch, das er gerade las. Weiter hinten stand ein Käfig mit einer Ratte.
    Chane öffnete den Käfig und hoffte, dass Saphir noch immer mit ihren Locken beschäftigt war. Rasch nahm er die Ratte, trug sie zur Treppe und konzentrierte seine Gedanken auf das Tier, berührte dabei die kleine Kapsel an seinem Hals.
    Er spürte die vagen Empfindungen der Ratte am Rand seines Bewusstseins. Er musste sie lenken, aber es konnte gewiss nicht schaden, ihr zuerst eine Vorstellung zu vermitteln. Die Schnurrhaare der Ratte zitterten, und sie streckte sich. Chane brachte sie zum oberen Ende der Kellertreppe, öffnete die Tür einen Spaltbreit und setzte das Tier auf den Boden. Es lief sofort los.
    Chane konzentrierte sich ganz auf die Sinne der Ratte und verbannte alles andere aus seinem Selbst. Sie trippelte an Küche und Esszimmer vorbei, dann durch den kurzen Flur zum Salon. Dort sah die Ratte zwei Stiefelpaare und eilte zum Diwan.
    »Sie hat meiner Gefährtin einen Pflock ins Herz gestoßen! Ich werde diesen Kampf zu ihr tragen.«
    Torets Stimme war die erste, die Chane durch die Ohren der Ratte hörte. Aber mit wem sprach er?
    Chane richtete die Aufmerksamkeit des kleinen Tiers nach oben.
    Ein Fremder stand vor Toret: in mittleren Jahren, wie ein vornehmer Herr gekleidet. Der Mann wirkte würdevoll, doch seine hohen Stiefel waren zerkratzt und abgenutzt. Das dunkelbraune Haar trug er sorgfältig nach hinten gekämmt, und an den Schläfen zeigten sich weiße Flecken.
    »Natürlich«, erwiderte der Fremde. »Deshalb bin ich gekommen,

Weitere Kostenlose Bücher