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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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sein.
    »Ich möchte zum ›Eschenwald‹«, verkündete sie munter.
    Toret schüttelte den Kopf. »Es ist zu früh.«
    Saphir hatte eine Schwäche für elitäre Beute, was Chane für gefährlich hielt. Sie trank das Blut von Reichen, sooft Toret es gestattete. Der Gasthof »Eschenwald« beherbergte Reisende, die Geld hatten, wenn auch nicht immer viel Kultur. Chane wusste seine opulente Atmosphäre zu schätzen, geeignet für Angehörige der Oberschicht, die nach weniger biederer Unterhaltung für den Abend suchten. Doch häufiges Jagen in der Nähe eines renommierten Etablissements führte zu unerwünschter Aufmerksamkeit.
    Saphirs Lächeln verblasste, und Chane bereitete sich innerlich auf das Manipulationsritual vor, als sie eine Schnute zog.
    »Wohin möchtest du gehen?«, fragte sie Toret, ihre Stimme so hoch, dass sie in Chanes Ohren schmerzte. »Etwa in irgendeine Hafenkneipe, um dort das Blut stinkender Fischer zu trinken? Willst du die ganze Nacht Bier und Schweiß riechen? Ich nicht. Nein, ich nicht! Ich möchte in ein hübsches Lokal!«
    Toret seufzte, ging zur gegenüberliegenden Wand des Kellers und brachte das Schwert im Gestell unter.
    »Hast du gehört?«, rief Saphir, überrascht, dass man ihr keine Beachtung schenkte. »Hast du gehört, Rattenjunge?«
    Toret erstarrte, drehte sich dann langsam um. Sein Gesicht zeigte Zorn, und die staubfarbene Haut war so weiß wie Raureif.
    Rattenjunge? Chane wusste nicht, warum Saphir ihn so genannt hatte. Vielleicht ein Bauernschimpfwort? Während ihrer Wutanfälle warf sie Toret alle möglichen Worte an den Kopf und schmollte so lange, bis er ihren Launen nachgab.
    Toret nahm einen Dolch aus dem Gestell und trat zu Saphir. Bevor sie fortlaufen konnte, packte er sie an der Kehle und hielt ihr die Spitze des Dolchs unters Kinn.
    Chane staunte und fühlte sich angenehm berührt. Toret hatte Saphir nie zuvor bedroht; seine Berührungen waren immer voller Zärtlichkeit und Verlangen gewesen.
    »Wir haben darüber gesprochen«, zischte Toret. »Ich habe dich erschaffen und kann dich jederzeit in den Tod zurückschicken. Du wirst mich nie wieder so nennen, verstanden?«
    Saphir riss die Augen auf, als ein kleiner dunkler Tropfen von der Spitze des Dolchs über die Klinge lief.
    Für einen Moment genoss Chane das offene Entsetzen in Saphirs Gesicht. Dieser Abend war keine völlige Zeitverschwendung. Die kleine Hure hatte etwas preisgegeben, über das es nachzudenken lohnte.
    Rattenjunge.
    Was auch immer dieses Wort bedeutete: Es ärgerte Toret mehr als alles andere, und das war einen festen Platz in Chanes Gedächtnis wert.
    »Es tut mir lei d … Toret«, stammelte Saphir. »Wir können überallhin gehe n … wohin du wills t … es tut mir lei d … überallhin.«
    Toret ließ den Dolch sinken und lockerte langsam den Griff an Saphirs Hals. Sorge erschien in seinem Gesicht; vermutlich dachte er daran, dass er später für sein Verhalten bezahlen musste. Es blieb bestimmt nicht ohne Konsequenzen.
    Chane seufzte gelangweilt, aber so leise, dass es niemand von ihnen hörte. Sie waren so schrecklich berechenbar.
    »Es ist alles in Ordnung, mein Schatz«, sagte Toret, und seine plötzliche Ruhe bildete einen sonderbaren Kontrast zum Zorn, den er eben noch zur Schau gestellt hatte. »So bald können wir den ›Eschenwald‹ nicht wieder besuche n … Aber wir sind schon seit einer ganzen Weile nicht mehr im ›Damastthron‹ gewesen.«
    Saphir vergaß Dolch und Drohungen. Ihre Miene hellte sich auf. »Oh ja, der ›Damastthron‹? Das wär e … exzellent.«
    Chane stöhnte innerlich. Sie hatte ein neues Wort gelernt. Nachdem er angemessene Kleidung gewählt hatte, komplett mit Abendmantel und Handschuhen, machte er sich auf den Weg, um eine geschlossene Kutsche zu mieten.
    Vor langer Zeit, als der erste König regiert hatte, war Bela eine Schlossfestung gewesen. Über viele Jahre hinweg wurden aus den Dörfern in der Nähe größere Orte, die schließlich zu einer Stadt zusammenwuchsen. Auch das Schloss wuchs. Als sich die Stadt ausdehnte, errichtete man neue Wehrwälle zu ihrer Verteidigung. Heute bestand die Königsstadt Bela aus drei etwa gleich weit voneinander entfernten konzentrischen Mauern mit dem Schloss im Mittelpunkt. Die meisten Banken, städtischen Gebäude, Häuser der Reichen und vornehmen Lokale befanden sich im innersten Kreis, wo sie am besten geschützt waren. Zwar gab es breite Straßen für den Handel, die von Belas Zentrum bis zu den Anlegestellen

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