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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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einer Hand näher zur Hauptstraße und ließ sie dort zu Boden sinken. Er riss ihr Kleid auf, zerfetzte es ebenso wie die Unterwäsche. Sie sollte den Eindruck erwecken, von etwas Übernatürlichem überfallen und übel zugerichtet worden zu sein.
    In der Nacht von Chanes Verwandlung hatte Toret befohlen: »Du bleibst in Bela und dienst mir.«
    Chane musste gehorchen, aber es gab gewisse Schlupflöcher. Wenn Leichen hübscher junger Frauen mit zerfetzten Kehlen und zerrissener Kleidung aufgefunden wurde n … Begannen Polizei oder Wache dann mit einer aktiven Suche nach dem Täter? Chane kam gut allein zurecht, aber wenn ihm das Schicksal wohlgesinnt war, würde Toret seinen Kopf verlieren.
    Er ging in die Hocke und warf einen letzten Blick in Luizas noch offene Augen. Sein Körper steckte jetzt voller Lebensenergie, doch er war traurig und wischte sich Blut vom Mund. Eine richtige Jagd hatte nicht stattgefunden. Chane richtete sich auf, schloss den Mantel, streifte die Handschuhe über und kehrte in Richtung »Damastthron« zurück.

2
    An jenem Abend saß Leesil am Pharo-Tisch, und gelegentlich huschte sein Blick zu Magiere, die hinter der Theke stand, Gläser füllte und ab und zu mit den Gästen sprach. Alles hätte sich so anfühlen sollen wie vor einigen Monaten. Der »Seelöwe« zeigte sich in neuer Prach t – Leesil hätte zufrieden sein sollen.
    Nach dem Feuer waren nur die Kamine des Schankraums und der Küche übrig geblieben. Ein Tischler, der sich gut an die alte Theke erinnerte, hatte eine neue geschaffen, und sie glänzte dunkel gebeizt. Das Gebäude war länger und etwas breiter als vorher. Der Kamin des Schankraums stand jetzt fast in der Mitte und war hinten ebenso offen wie vorn. Gäste gingen darum herum oder nahmen davor Platz, um sich zu wärmen.
    Über dem Kamin, der Theke zugewandt, hing ein Schwert. Caleb hatte es immer wieder geschrubbt, aber es blieb fleckig und geschwärzt. Leesil hatte in Erwägung gezogen, es schleifen und in Ordnung bringen zu lassen, es sich dann aber anders überlegt. Dies war das Schwert des untoten Kriegers Rashed, den Magiere ins Feuer gelockt hatte, als der alte »Seelöwe« in Flammen aufgegangen war. Sie hatte das Schwert aus der Asche geholt, als Erinnerung daran, was Leesil und sie für Miiska getan hatten. Es wurde nicht voller Stolz und in Triumph gezeigt, sondern als Zeichen des Respekts für jene, die gestorben waren und nicht in Vergessenheit geraten sollten, zum Beispiel der Schmied Brenden, seine Schwester und Calebs Frau Beth-rae. Die Klinge symbolisierte, wen sie zum Kampf gestellt und schließlich besiegt hatten.
    Die Zimmer im Obergeschoss waren größer. Vor dem Feuer hatten Leesil und Magiere ihre eigenen Räume gehabt, doch Caleb und seine fünfjährige Enkelin Rose waren in einem untergebracht gewesen. Jetzt konnte sich Rose über ein eigenes Zimmer freuen, dessen Wände Leesil für sie gestrichen hatte. Jedes Kind sollte in seinen eigenen vier Wänden aufwachsen können, fand er.
    Leesil sah sich im Schankraum um, ließ den Blick über die neuen Holzwände und die gebrauchten Tische und Stühle wander n – einige von ihnen stammten aus Spenden, andere hatten sie hier und dort in der Stadt aus zweiter Hand gekauft. Wie seltsam, dachte Leesil: Wenn Rashed den ursprünglichen »Seelöwen« nicht niedergebrannt hätte, wäre er nicht zu dem geworden, was er jetzt war. Sein Blick kehrte zum Schwert des Untoten über dem Kamin zurück.
    »Vielleicht sollten wir dir dankbar sein«, murmelte er, aber es lag mehr Sarkasmus als Ironie in seiner Stimme. Erneut drehte er den Kopf und sah zu Magiere.
    Der lange Kampf gegen Rashed und seine »Familie« hatte sie verändert. Vorher waren sie einander nähergekommen, und es hatte die Aussicht bestanden, dass aus reiner Kameradschaft mehr werden würde. Doch im vergangenen Monat hatte sich Magiere wieder zurückgezogen und war verschlossener geworden. Sie lächelte gelegentlich und behandelte ihn gut, als Geschäftspartner und Freund, aber die Distanz zwischen ihnen wuchs. Manchmal war ihm aufgefallen, wie sie abends hinter der Theke stand und ihn stumm aus ihren großen braunen Augen ansah. Leesil achtete darauf, sich nichts anmerken zu lassen, um sie nicht noch mehr zu verschrecken. Ihm blieb ein Rätsel, was sie von ihm entfernt hatte, und ebenso wenig wusste er, wie er die Entfremdung rückgängig machen konnte.
    An diesem Abend, zur Feier der Wiedereröffnung, trug Magiere ihr Haar offen, und es reichte

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