Dhampir - Seelendieb
Belaskisch, die Verkehrssprache in weiten Teilen der Region, und er schien auch mit dem Sumanischen zurechtzukommen, mit der vulgären Sprache des Landes jenseits des Ozeans, weit im Süden. Trotzdem beherrschte er bisher kaum das Lesen und Schreiben, trotz aller Anleitungen. In seinem teuren burgundroten Kasack sah er aus wie ein Dienstbursche, der sich in Schale warf, während der Hausherr fort war.
Aber Toret hatte Chane in die Falle gelockt und verwandelt, ihn vom Tod in ewige Knechtschaft geholt. Jetzt war Chane allen Launen des kleinen Untoten ausgeliefert. Ein Vampir musste dem gehorchen, der ihn geschaffen hatt e – Chane war ein Sklave.
»Nein, Herr«, sagte er mit erzwungener Höflichkeit. »Deine Klinge ist nicht gerade, und du beugst dich zu weit vor. Beobachte mich.«
Chane führte mit präzisen Bewegungen drei Vorstöße aus, ohne auch nur für einen Moment zu glauben, dass Toret ihre Details erkannte.
»Ich glaube, du machst das alle s … exzellent!«, ertönte eine fast schrille Stimme von der anderen Seite des Kellers.
Toret und Chane drehten sich um. Chane hätte fast eine Grimasse des Abscheus geschnitten, als er das dritte Mitglied ihres Haushalts sah. Toret lächelte, zeigte dabei gerade, aber fleckige Zähne.
»Liebste«, sagte Toret voller Freude. »Bist du einkaufen gewesen?«
Eine weitere schmerzliche Realität von Chanes neuer Existenz stolzierte ihnen entgegen: Saphir.
Manche fanden sie faszinierend oder begehrenswert, auf eine vulgäre Art und Weise, aber für Chane war sie das grässlichste Geschöpf, das jemals in seiner Nähe gewesen war, vor und nach seinem Tod.
SaphirtrugeintiefausgeschnittenesSatingewandineinemsoauffallendenRosarot,dassmanvonMagentasprechenkonnte.DunkelblondesHaar,daslangeRingellockenbildete,umgabihrrundesundoftschmollendesGesicht.DieglattenWangenwarenblass,dieLippenrot.Protzige,rubinroteOhrringe,dieeingroßesDorfhättenernährenkönnen,baumeltenanihrenOhrläppchen.Ganzgleich,wievielGeldToretfürKleidungundSchmuckverschleuderte,siesahimmerwieeinegutbezahlte,abergeschmackloseHureaus.IhreinzigesmakellosesMerkmalwarendiesaphirblauenAugen,denensieihrenNamenverdankte.
Sich dieses Geschöpf als Edle Tote vorzustellen, war eine beunruhigende Ironie. Doch wenn Toret sie ansah, erkannte Chane in den begierigen Augen seines Herrn, dass sie ebenso gut die Feenkönigin hätte sein können. Es war widerlich und erinnerte Chane an ein Erlebnis seiner Kindheit: Damals hatte die Köchin seiner Familie einen Lachs serviert, der vor der Zubereitung zu lange in der Sonne gelegen hatte. Drei Tage lang hatte Chane sich über einen Eimer beugen müssen.
»Exzellent?«, erwiderte er und verbarg den Sarkasmus in seiner Stimme. »Hast du heute ein neues Wort gelernt?«
Toret und Saphir blinzelten, und sie tat so, als hätte er gar nichts gesagt. Chane wusste, dass seine beiden Gefährten oft nicht erkennen konnten, ob er höflich oder frech war.
»Nein, ich bin nicht einkaufen gewesen«, sagte Saphir zu Toret, lächelte geziert und neigte den Kopf zur Seite, als ihre Finger über die Brust von Torets Kasack tasteten. »Ich habe meine Schneiderin besucht. Charlotte hat wundervolle senfgelbe Seide hereinbekommen, und ich habe ein neues Kleid in Auftrag gegeben. Natürlich waren ihre Ideen für den Schnitt eher langweilig, und deshalb habe ich auf einigen Änderungen bestanden.«
Zweifellos, dachte Chane und versuchte, nicht daran zu denken, welche übertrieben aufreizenden Dinge eine solche Kreatur für stilvoll hielt.
Chane hatte Bankiers, Kaufleute und Schneider gefunden, die bis spät in den Abend geöffnet hatten. Wenn man richtig vorging, waren solche Anfragen nicht ungewöhnlich in einer Stadt von Belas Größe. Die Hälfte der ihm bekannten Adligen hatte den ganzen Tag geschlafen und die Nächte mit der Pflege von Kontakten oder diskreten Ausschweifungen verbracht. Toret und seine Begleiter waren einfach nur »exzentrisch«, weil sie immer spät kamen. Sie bezahlten gut, und niemand beklagte sich.
»Hast du schon gespeist, mein Schatz?«, fragte Toret. Er ergriff ihre Hand, hob sie zum Mund und schloss dabei halb die Augen.
»Nein, ich habe auf dich gewartet.« Saphir sah Chane an, lächelte und fügte hinzu: »Auf euch beide.«
Chane nickte so kühl wie möglich, ohne unhöflich zu wirken. Ganz gleich, wie schlecht er sie behandelte, sie kokettierte mit ihm, wenn auch nicht offen genug, um Toret zu verärgern. Saphir glaubte, für alle Männer unwiderstehlich zu
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