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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Karlin klopfte Magiere kurz auf die Schulter, bevor er sich umdrehte und dem Konstabler folgte.
    Sie setzte den Weg am Ufer entlang fort. Gerade jetzt hätte sie Leesil gebrauch t – wo steckte er?
    Nach einigen Dutzend Metern wandte sie sich landeinwärts und überquerte die nächste parallel zum Ufer verlaufende Straße. Hier gab es mehr Läden, und die Abstände zwischen ihnen schrumpften. Einige Nebenstraßen führten in Richtung Stadtmitte. Magiere war tief in Gedanken versunken und begriff, dass sie sich bis zum Abend etwas einfallen lassen musste. Miiska war in Schwierigkeiten, und Leesil und sie trugen zum Teil die Verantwortung dafür. Es war nur recht und billig, dass sie zur Lösung des Problems beitrugen. Aber wie?
    Sie ging an einem Stall vorbei und sah, dass ihr Lila entgegenkam, die Frau des Schusters. Sie war groß und massig, hatte eine Mähne aus glänzendem, kastanienbraunem Haar und trug einen Korb mit Brot und Obst. Sie bot einen angenehmen Anblick: Ein Teil der Welt schien genug Ruhe bewahrt zu haben, um sich einfach nur über Obstkuchen und Apfelbutter Sorgen zu machen.
    Als Lila eine Gasse passierte, sprangen zwei Jungen daraus hervo r – offenbar hatten sie auf der Lauer gelegen. Magiere riss ungläubig die Augen auf.
    Der erste schwang die Faust und traf Lila am Kinn. Die Frau ging sofort zu Boden, sank auf die staubige Straße. Der zweite Junge ergriff den Korb und wandte sich zur Flucht.
    In Magiere verwandelte sich der ganze Ärger des Tages in Zorn.
    »Schnapp ihn dir, Chap!«, rief sie und nahm die Verfolgung des ersten Jungen auf.
    Er war schnell, bemerkte Magiere aber zu spät. Sie packte ihn am Kragen, drehte den Burschen um und stieß ihn gegen die Wand der Schusterwerkstatt.
    Der Junge drehte sich, wie zum Kampf bereit, aber er wirkte entsetzt, hatte die Augen voller Furcht weit aufgerissen und keuchte. Sein Schlüsselbein ragte deutlich sichtbar aus einem zerrissenen Hemd. Die erhobenen Fäuste waren knochig, die Arme dünn. Magiere schätzte ihn auf nicht mehr als fünfzehn.
    Ihr Zorn verflog, und sie hörte, wie Lila ihren Namen rief.
    Widerstrebend wandte Magiere den Blick vom Jungen ab und sah zu der beleibten Frau, die an Chap zog.
    »Hilf mir, Magiere!«, schnaufte Lila. »Ruf ihn zurück!«
    Magiere trat zur Seite und behielt den ersten Jungen im Auge, bis sie eine sichere Distanz erreichte. Ihr blieb nichts anderes übrig, als ihn weglaufen zu lassen, wenn sie zu Lila zurückkehren wollte.
    Chap knurrte und bellte den zweiten Dieb an, der mit dem Rücken vor einigen Kisten stand, die den Zugang zu einer Gasse versperrten. Magiere sah auf den ersten Blick, dass der Hund dem Burschen gar nichts tun wollt e – er schüchterte ihn nur ein. Lila hingegen kannte Chap nicht gut genug, um zu wissen, was geschah.
    »Ruf ihn zurück«, wiederholte sie. »Es sind nur hungrige Jungen.«
    »Das reicht, Chap«, sagte Magiere. »Lass ihn.«
    Der Hund knurrte noch einmal und wich dann an Magieres Seite zurück. Der Junge wimmerte leise, richtete sich auf und lief los.
    »Warte!«, rief Lila. »Nimm dies.« Sie nahm einen Laib Brot aus dem Korb.
    Der Junge achtete nicht darauf und verschwand in einer Nebenstraße.
    Magiere betrachtete die Schwellung an Lilas Unterkiefe r – bis zum nächsten Tag würde sich dort ein großer blauer Fleck bilden. »Warum wolltest du dem Dieb, der dich überfallen hat, auch noch zu essen geben?«
    Lila wurde so traurig, dass Magiere schwieg.
    »Es sind doch nur Kinder, die Hunger haben«, sagte sie sanft. »Ihre Eltern haben nicht genug Arbeit, wenn überhaupt, und deshalb gibt es für sie nur wenig zu essen.«
    Darauf wusste Magiere nichts zu sagen. Ihr Unbehagen wuchs, als sie Lila nach Hause begleitete. Anschließend wandte sie sich dem südlichen Ende der Stadt zu, Chap an ihrer Seite.
    Der»Seelöwe«lagaufeinerkleinen,bewaldetenHalbinselan derSüdseitederBucht.AlsMagieresichderTavernenäherte, begrüßtensieWändeaussaubergesägtenBrettern,frischgestricheneFensterlädenundeinhübschesSchild,daseinenauf WellenreitendenSeelöwenzeigte.DieEingangstürbestand diesesMalausmassivemEichenholzundwaraufLeesilsWunschmitEisenstangenundSchlössernausgestattet.ImObergeschossbestandendieFensterausgutemGlas,undimErdgeschosskonntendieFensterlädengeschlossenundverriegeltwerden.DieneueTavernewarmindestensanderthalbmalsolang wiediealteundglänztewieeineneueKupfermünze im

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